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Dynamic Pricing «Irritierend»: Kundin stolpert über dynamische Preise bei Digitec

Ein Epiliergerät kostet bei Digitec plötzlich fast doppelt so viel. Zockt der Onlinehändler seine Kundschaft ab?

Darum geht es: Eine Luzernerin will bei Digitec einen Epilierer kaufen. Es ist jenes Modell, welches im «Kassensturz»-Test Mitte März am besten abgeschnitten hat. Direkt nach der Sendung will die Kundin das Gerät bestellen. Doch statt 65 Franken, wie im Test, ist es beinahe doppelt so teuer – fast 120 Franken. Die Kundin wartet deshalb mit dem Kauf ab. Etwas später kostet der Epilierer jedoch immer noch über 80 Franken.

Hat der Testsieg den Preis beeinflusst? Diese grosse Preiserhöhung sei irritierend, sagt die Kundin zu SRF. Sie vermutet, Digitec habe den Preis nach der Sendung absichtlich erhöht, um einen höheren Gewinn zu erzielen. Und sie ist nicht die Einzige, welche die saftige Preiserhöhung bemerkt. Auch ein anderer Kunde meldet sich deshalb bei SRF.

Digitec weist den Vorwurf zurück: Die Berichterstattung im «Kassensturz» hatte laut Digitec keinen Einfluss auf die Preispolitik. Zwar hätten die Bestellungen nach dem Beitrag zugenommen. «Aber wir erhöhen die Preise nicht systematisch, wenn die Nachfrage steigt», sagt Digitec-Sprecher Alex Hämmerli. Digitec könne es sich nicht leisten, auf diese Weise Gewinne abzuschöpfen. Dies würde die Kundinnen und Kunden nur vergraulen und anderen Anbietern in die Hände spielen.

Wie kam es zum Preissprung? Gemäss Digitec war der Epilierer vor dem «Kassensturz»-Beitrag nicht besonders gefragt. Der Onlineshop hatte deshalb keine grossen Mengen davon an Lager und war rasch ausverkauft. Als beste Option wurde den Kundinnen und Kunden nun ein Angebot eines externen Händlers angezeigt. Dort war der Epilierer für fast 120 Franken lieferbar. Später sei das Modell auch bei Digitec selbst für rund 80 Franken wieder verfügbar gewesen.

Die Preise schwanken ständig: Auch in der Vergangenheit hat sich der Preis für den Epilierer immer wieder stark verändert. Dies begründet Digitec einerseits damit, dass sie sich an der Konkurrenz orientieren würden. Hauptsächlich seien aber unterschiedliche Einkaufspreise für die Preisschwankungen verantwortlich. Digitec setze bei diesem Epilierer auf verschiedene Lieferanten, deren Preise und Lieferzeiten variieren. Den höheren Einkaufspreis gibt Digitec laut eigenen Aussagen an die Kundschaft weiter.

Was sagen Kritiker? Die Stiftung für Konsumentenschutz bemängelt die dynamischen Preise bei Digitec. Die Konsumentinnen und Konsumenten würden den Überblick verlieren. Es sei unklar, wie teuer ein Produkt tatsächlich sei. «Das System ist deshalb extrem intransparent», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder. Digitec selbst sieht dies anders: Auf ihrer Website würden sie transparent über ihre Preise informieren. Bei jedem Produkt sei die Preisentwicklung in einer Grafik sichtbar.

Der Tipp für Konsumentinnen: Geduld kann sich bei Onlineshops mit dynamischen Preisen auszahlen. Meistens gibt es Produkte zu einem späteren Zeitpunkt wieder günstiger. Es kann sich daher lohnen, abzuwarten – statt ein teures Angebot in den Warenkorb zu legen.

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Espresso, 7.4.2025, 8:10 Uhr

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