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«Unternehmen gehen davon aus, hier mehr verlangen zu können»
Aus Espresso vom 01.07.2024. Bild: imago_Geisser
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Hochpreisinsel Schweiz Preisüberwacher kritisiert Unternehmen – aber auch Konsumenten

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert die Unternehmen – aber auch uns Konsumentinnen und Konsumenten.

Was ist geschehen? Ein Ehepaar meldet sich beim SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Auf der Suche nach einem sommerlichen Hemd für den Mann ist den beiden das Preisschild ins Auge gestochen. Kunden in der Schweiz müssen im Warenhaus Manor knapp 70 Franken hinblättern, während Kunden in Deutschland für ein und dasselbe Hemd lediglich knapp 50 Euro bezahlen müssen. Das entspricht einem Schweiz-Zuschlag in der Höhe von 40 Prozent.

Der Preisunterschied ist sehr hoch. Man hat den Eindruck, dass das mit den realen Kosten nichts zu tun hat.
Autor: André Bähler Konsumentenschutz

Was sagt Manor? Die Warenhauskette nimmt gegenüber «Espresso» nur schriftlich Stellung: «Der Detailhandelsmarkt europäischer Länder lässt sich mit jenem der Schweiz (Grösse, Konkurrenz, Struktur, Angebot und Nachfrage, Lohn- und Preisniveau, Mieten etc.) nicht vergleichen, Preisunterschiede sind deshalb möglich.» Manor verweist für weitere Informationen an den Verband der Detailhändler, an die Swiss Retail Federation.

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Was sagt der Verband der Detailhändler? Die Direktorin der Swiss Retail Federation, Dagmar Jenny, sagt: «Im Durchschnitt bewegen sich die Preisdifferenzen zwischen 20 und 24 Prozent.» Innerhalb dieses Bereichs seien Aufschläge in Ordnung. Zum konkreten Beispiel des Hemdes von Manor äussert sie sich nicht. Da es sich dabei aber um eine Preisdifferenz von 40 Prozent handelt, kann davon ausgegangen werden, dass auch der Verband dies nicht goutiert. Deutlicher äussert sich André Bähler vom Konsumentenschutz. Man habe den Eindruck, es gehe um eine Kaufkraftabschöpfung, mit den realen Kosten habe das wenig zu tun – so die Einschätzung des Experten.

Wir haben es hier mit einem sogenannten doppelten Teufelskreis zu tun.
Autor: Stefan Meierhans Preisüberwacher

Was sagt der Preisüberwacher? Stefan Meierhans spricht von einem doppelten Teufelskreis, in dem wir uns befinden. «Einerseits sind die Kosten in der Schweiz höher» und andererseits hätten wir uns in der Schweiz an die hohen Preise gewöhnt. «Das führt dazu, dass namentlich ausländische Unternehmen davon ausgehen, in der Schweiz grundsätzlich mehr verlangen zu können.» Meierhans spricht von der sogenannten Kaufkraftabschöpfung. «Wir gelten als reich und darum kann man es sich erlauben, in der Schweiz für identische Produkte viel mehr zu verlangen als im Ausland.» Die Kritik geht dabei aber nicht nur an die Unternehmen. In der Pflicht seien auch wir Konsumentinnen und Konsumenten. «Solange wir dieses Spiel mitmachen, gibt’s für die Unternehmen keinen Anlass, etwas zu ändern.» Deshalb gebe es nur eines: «Vergleichen, vergleichen, vergleichen.»

Espresso, 1.7.2024, 8:10 Uhr

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