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Kaffeepreise Die Migros spart bei Kaffeebauern – zugunsten der Kunden

Kaffeebauern in Peru erhalten weniger Unterstützung. Unter diesem Sparkurs litten die Ärmsten, sagen Kritiker.

Früher waren es 50 Rappen. So viel zahlte die Migros den Kaffeebauern in Peru zusätzlich – für jedes verkaufte Pack Fairtrade-Kaffeekapseln von Café Royal. Doch nun erhalten sie nur noch 20 Rappen. Die Einsparung gibt die Migros an die Kundinnen und Kunden weiter.

Diese Preispolitik findet ein junger Kunde stossend. «Die Kaffeebauern, die ohnehin nicht viel verdienen, erhalten nun weniger», sagt der 35-Jährige. Die Migros spare hier auf Kosten der Ärmsten, während die Einsparung für die Kundschaft gering sei.

Migros verteidigt sich

Der Detailhändler kontert die Kritik: Der Preis für den Rohstoff Kaffee sei an der Börse stark gestiegen. Tatsächlich hat sich der Marktpreis in einem Jahr verdoppelt, er ist zurzeit mit rund vier US-Dollar pro Pfund hoch. Ihre Kaffeebauern würden davon profitieren. Für sie als Detailhändler aber bedeute dies steigende Kosten.

Dennoch bezahle die Migros weiterhin eine zusätzliche Prämie von 20 Rappen. «Dieser Beitrag wird von uns freiwillig über den fairen Einkaufspreis hinaus geleistet», schreibt die Migros. Damit erhielten die Bauern in Peru deutlich mehr als den Marktstandard. Fairtrade Max Havelaar bestätigt auf Anfrage, dass die Vergütung klar über dem Marktpreis liege.

«Prämien sind kein Luxus»

Die NGO Public Eye sieht die Prämie der Migros grundsätzlich positiv. «Solche zusätzlichen Prämien sind für die Kaffeebäuerinnen und -bauern jedoch kein Luxus», sagt Kaffee-Expertin Carla Hoinkes. «Viele sind dringend auf mehr Einkommen angewiesen, um über die Runden zu kommen und ihre Familie zu ernähren.»

In Peru fliesst das Geld in lokale Projekte für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern. Dass die Migros hier zugunsten der Kundschaft spart, ist für Public Eye fraglich. «Es scheint zur Tendenz zu passen, dass die Migros aktuell tiefe Preise höher gewichtet als Nachhaltigkeit.»

Will die Migros mit ihrer Strategie also Kaufanreize für Kundinnen und Kunden schaffen? Diese Frage lässt der Detailhändler unbeantwortet.

Spekulationen an der Börse

Im Gegensatz zu den genannten Kaffeekapseln sind andere Kaffeeprodukte teurer geworden. Die Migros hebt die Preise um fünf bis zehn Prozent an. Auch bei Aldi, Spar und Coop kostet Kaffee mehr. Aufgrund der aktuellen Marktsituation verrechnen sie höhere Kosten weiter.

Der Preisanstieg an der Börse hat mehrere Gründe: Einerseits ist die Nachfrage nach Kaffee gestiegen. Gleichzeitig fällt die Ernte geringer aus, weil wichtige Anbauländer wie Brasilien mit Dürreperioden kämpfen. Hinzu kommen Spekulationen an der Börse, welche die Preise anheizen.

Bauern profitieren nicht unbedingt

Für die Kaffeebauern sind die höheren Preise auf dem Weltmarkt gute Nachrichten. «Theoretisch zumindest», sagt Carla Hoinkes von Public Eye. In der Realität würden die Bauern nämlich nur bedingt profitieren. Sie litten unter den teilweise geringen Ernten und hohen Produktionskosten. Der hohe Weltmarktpreis sei nicht identisch mit ihrem Einkommen, sagt Hoinkes: «Ein grosser Teil fliesst an Akteure wie Händler.»

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Die Mehrheit des Kaffees wird laut NGO von Kleinfamilien in Armut produziert. Hier fordert Public Eye ein Umdenken. Abnahmegarantien seien wichtig. «Ausserdem bräuchte es bessere Preise, die den Bauern einen würdigen Lebensstandard ermöglichen», sagt Carla Hoinkes. Die Branche müsse – auch angesichts des Klimawandels – umdenken.

Radio SRF 1, Espresso, 17.03.25, 8:10 Uhr.

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