Wer im traditionellen Hausarztmodell versichert ist, muss vor Behandlungen und weiteren Abklärungen immer zuerst seine Hausarztpraxis aufsuchen. Dabei sind Notfälle ausgenommen. Von dort aus wird das weitere Prozedere koordiniert und organisiert. So können unnötige und teure Konsultationen im Notfalldienst verhindert werden.
Rund 2 Milliarden Franken Kosten konnten gemäss Marco Plüss vom Zusammenschluss der Hausärzte «Argomed» dank dem «echten Hausarztmodell» allein in den letzten 10 Jahren eingespart werden. Es sei ein «Erfolgsgeschichte par exellence» und für die Patienten dank einfachen Verfahrensabläufen und einer zentralen Informations- und Beratungsbasis einfach und praktikabel.
Das echte, ursprüngliche Hausarztmodell bringt auch medizinisch grosse Vorteile.
Das Hausarztmodell als Qualitätssicherungssystem
«Das echte, ursprüngliche Hausarztmodell bringt auch medizinisch grosse Vorteile, weil an einem Ort alle relevanten Informationen zusammenlaufen und damit die medizinische Beratung qualitativ hochstehend und wertvoll ist», sagt auch der Arzt Wolfgang Czerwenka, der in Wettingen seit über 20 Jahren eine Hausarztpraxis führt. «Schade nur», meinte er, «dass das viele Patienten nicht wissen.»
Alternative Modelle nicht in jedem Fall sinnvoll
Verschiedene Krankenkassen bieten ihren Versicherten alternative – ebenfalls rabattberechtigte – «unechte Hausarztmodelle» an. Anstelle der Pflicht, immer dieselbe Hausarztpraxis aufzusuchen, präsentieren die Krankenkassen eine ganze Liste von Hausärzten, die man konsultieren darf. Die Gesundheitsdaten werden dabei nirgends zentral verwaltet, niemand hat den Überblick und die Krankenkassen verzichten auf einen finanziellen Beitrag ans «richtige Hausarztmodell».
Diese alternativen Hausarztmodelle sind den Hausärzten ein Dorn im Auge. «Es sind Trittbrettfahrer, welche die Idee des Hausarztmodells unterlaufen, ohne dass die Versicherten richtig darüber informiert sind», sagt der Präsident des Hausarztverbandes, Wolfgang Luchsinger, gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Bei den Patienten gibt es verschiedene Bedürfnisse.
Konsumenten sollen sich informieren
Die Direktorin des Krankenkassenverbandes Santésuisse, Verena Nold, ist zwar ebenfalls vom «echten Hausarztmodell» überzeugt, nimmt aber die Krankenkassen mit alternativen Modellen in Schutz. Es gebe eben bei den Patienten verschiedene Bedürfnisse. Nold räumt aber ein, dass vor allem bei älteren Patienten mit verschiedenen Krankheiten eine einzige Hausarztpraxis mit vollständigem Überblick wichtig und unter Umständen matchentscheidend sein könne.
Weitere Informationen
Beide Parteien fordern die Versicherten auf, sich umfassend über die verschiedenen Hausarztmodelle und ihre Leistungen zu informieren und bewusst das für sie richtige System auszuwählen.