«Ich konnte jeweils fast nicht hinschauen», erzählt ein Anwohner aus Herisau im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Immer wieder haben sich nämlich Autos und Lieferwagen auf den recht steilen Wanderweg mit Kiesbelag verirrt, der von seinem Haus den Hügel hinaufführt – trotz Fahrverbot und Sackgassen-Schild am unteren Ende des Weges.
Wiese und Pneus beschädigt
Gerade für grössere Fahrzeuge sei der Anstieg kaum zu bewältigen, sagt der Anwohner. «Vor allem die Paketlieferdienste kommen dann in den Stress. Sie versuchen zu wenden und machen dabei die Wiese kaputt, und manchmal beschädigen sie dabei auch ihre Fahrzeuge.» Gerade kürzlich habe einer auf seinem Vorplatz nach einem solch waghalsigen Wendemanöver einen Reifen wechseln müssen.
Blindes Vertrauen ins Navi
Eine Nachfrage des Anwohners bei den verirrten Fahrern ergibt, dass das Navigationsgerät sie derart ins Kraut geleitet hat. Ihr Ziel sei jeweils der Höhenweg gewesen, eine höher gelegene Quartierstrasse. Diese lässt sich von der anderen Seite des Hügels her gut auf einem fahrbaren Strässchen erreichen.
Doch ein Versuch mit der wohl meistgenutzten Gratis-Navigations-Anbieterin Google Maps zeigt: Das Navi gibt einem zwei Routen zum Höhenweg an. Die eine führt über den Wanderweg. Und offenbar vertrauen manche Fahrer einfach blind ihrem Navi, statt auf Verbotstafeln zu achten.
Food-Kuriere auf dem Spazierweg
Bei «Espresso» melden sich weitere Hörerinnen und Hörer mit Navi-Fails: In Winterthur zeigt Google Maps einen Spazierweg entlang des Mattenbachs mit Fahrverbot als Veloroute an und offenbar auch als für Autos befahrbar. Eine Anwohnerin erzählt, sie habe schon mehrfach Food-Kuriere darauf hingewiesen, dass sie den Spazierweg nicht passieren dürfen oder können.
Und im Toggenburg leitet Google Maps Ausflügler über ein Fahrverbot ins Parkverbot beim Baumwipfelpfad Neckertal. Korrekt wäre es jedoch, die Hauptstrasse zu einem Parkplatz bei Mogelsberg zu nutzen und dann zu Fuss zum Ziel zu spazieren. «Wir haben regelmässig Diskussionen mit unseren Gästen gehabt», sagt der stellvertretende Geschäftsführer Ricco Donatsch gegenüber «Espresso».
Man habe mehrfach versucht, bei Google den Fehler zu melden, und zwar über deren Melde-Tool auf Google Maps. Gebracht habe das aber nichts.
Fehler korrigiert
Auch «Espresso» meldet sich bei Google und siehe da: Es vergehen ein paar Wochen, dann kommt die Meldung: In den vorgenannten drei Beispielen seien die Routen korrigiert worden. Dem ist tatsächlich so, sehr zur Freude des Hörers aus Herisau, der Spaziergängerin in Winterthur und der Betreiber des Baumwipfelpfades.
Google geht aber nicht weiter auf die einzelnen Fälle ein. In einem Statement heisst es, man beziehe die Informationen zu den Karten aus verschiedenen Quellen: «Drittanbietern, öffentlichen Quellen und Inputs von Nutzerinnen und Nutzern.» Das sorge im Allgemeinen für umfassendes und aktuelles Kartenmaterial. «Natürlich entstehen aber auch Ungenauigkeiten, welche von verschiedenen Quellen herkommen können.» Man sei deshalb froh um die Hinweise der Nutzer und Nutzerinnen über das besagte Melde-Tool.
Das Beispiel Baumwipfelpfad zeigt indes, dass diese Meldungen offenbar auch ins Leere führen können. Die Autolenkerinnen und Autolenker kommen also nicht umhin, gegenüber ihrem Navi kritisch zu bleiben und die Augen offen zu halten.