Roger Federer, Marco Odermatt oder «Kassensturz»-Moderator André Ruch standen schon unfreiwillig Modell für Inserate und Werbefilme von dubiosen bis betrügerischen Geldanlage-Anbietern.
Diese bedienen sich jeweils frech am vorhandenen Bildmaterial, das sie dann nach ihrem Gusto zweckentfremden und online stellen. Die Absicht dahinter ist mittlerweile allgemein bekannt: Die Prominenten dienen als Köder, um ahnungslose Opfer abzuzocken.
Das überschreitet das Tolerierbare bei Weitem.
Seit einiger Zeit wird auch das Konterfei der SRF-Meteo-Moderatorin Sandra Boner für solche Fakes missbraucht. Im Feed eines Instagram-Nutzers aus dem Kanton Zug taucht ein besonders stossendes Beispiel auf.
Es zeigt die Moderatorin mit einem Friedhof im Hintergrund, neben ihrem Kopf eine einkopierte Seilschlinge und darunter die «Info», sie habe sich das Leben genommen. Er sei sich schon einiges gewohnt, schreibt der User dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Aber dieser Post sprengt meines Erachtens das Tolerierbare bei Weitem.»
Verantwortlich für dieses Inserat ist scheinbar auch so ein Geldanlage-Vehikel, «Investissements Suisse». Eine Firma, die es nicht gibt. Vermutlich handelt sich letztlich um einen plumpen Phishing-Versuch, in dem die Hinterleute suggerieren, mit der richtigen Geldanlage ende man nicht so wie die Moderatorin.
Fühle mich machtlos
Es ist nicht die erste Fake-Todesmeldung über Sandra Boner. Sie sei schon mehrfach und auf verschiedene Arten ums Leben gekommen, reagiert sie bei «Espresso» mit Galgenhumor. Doch eigentlich ist ihr das Lachen längst vergangen.
Wenn ich solche Inserate der jeweiligen Plattform melde, kommt jeweils zurück, es sei alles korrekt.
Das Ganze sei mühsam und sie fühle sich machtlos. «Und wenn ich solche Inserate der jeweiligen Plattform melde, kommt jeweils zurück, es sei alles korrekt.» Dies kann die Meteo-Moderatorin in keiner Weise nachvollziehen.
Instagram: «Kein Verstoss»
Auch beim vorliegenden, krassen Beispiel, meldet Instagram dem Zuger User, das «Review-Team» habe festgestellt, dass die Werbeanzeige mit Sandra Boner «nicht gegen unsere Gemeinschaftsrichtlinien verstösst».
«Espresso» hakt nach, will vom Instagram-Mutterhaus Meta unter anderem wissen, weshalb es einen solch offensichtlich betrügerischen Fake als korrekt einstuft, und wie viel es an einer solchen Anzeige verdient. Reaktion: Keine.
Experte: lange Liste von Rechtsverletzungen
Martin Steiger, Anwalt und Experte für Recht im digitalen Raum, findet derweil allein in dieser Fake-Anzeige mit Sandra Boner eine Reihe von Verstössen quer durchs Straf- und Zivilgesetzbuch. Darunter falle der in der Schweiz neu eingeführte Straftatbestand des Identitätsmissbrauchs sowie unter anderem «krasse Ehrverletzungen» wie Verleumdung oder Beschimpfung, unlauterer Wettbewerb, Betrug und mehrere Arten von Persönlichkeitsrechtsverletzung.