Bei einem Mann aus dem Kanton Solothurn meldet sich ein angeblicher Zöllner aus Genf. Sie hätten eine Weinlieferung für ihn. Was sie damit machen sollen. Der Mann weiss nichts von einer Weinbestellung. Nach einem weiteren Anruf vom «Zoll» ist er verunsichert und willigt ein, dass ihm der Wein geliefert wird.
Er erhält zwölf Flaschen und eine Rechnung über 760 Franken. «Ich habe gleich gemerkt, dass es Betrug ist», erzählt er im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Der angeblich 60-fränkige Wein kostet in der Schweiz zehn Franken. Der Weinproduzent in Frankreich empfiehlt einen Verkaufspreis von sechs bis sieben Euro.
Weinbetrüger setzt Druck auf
Der «Weinverkäufer» und sein «Rechtsvertreter» setzen den Solothurner unter Druck: Er habe den Lieferschein unterschrieben und müsse den Wein bezahlen. Ansonsten würden sie sein Bankkonto sperren lassen. Der Mann lässt sich zum Glück nicht beeindrucken. Nach einem längeren Hin und Her holt die Bieler Transportfirma, die für den Weingauner ausliefert, den Wein wieder ab.
Die Recherche des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» zum Weingauner ergibt eine ganze Liste von Ungereimtheiten:
- Chaos mit Namen: Der Weinhändler gibt auf der Rechnung keine Adresse an. Von wo aus er agiert, ist nicht bekannt. Die Rechnung stammt angeblich von «Les Vignerons Réunis». Auf dem Lieferschein steht aber «Les Familles des Grands Vins». Zu dieser gehört auch die Mailadresse auf der Rechnung.
- Missbrauch von Logos: Unter dem Namen «Les Familles des Grands Vins» wurde vor zwei Jahren das Logo der Handels- und Industriekammer Frankreich Schweiz (CCIFS) missbraucht. Diese hat Anzeige erstattet und eine Warnung veröffentlicht. Auf der aktuellen Rechnung wird das Logo des französischen Patentinstituts INPI missbraucht. Nach einem Hinweis von «Espresso» hat dieses seinen Rechtsdienst eingeschaltet.
- Mehrere Anzeigen : Der Weingauner gibt auf der Rechnung missbräuchlich die Webseite der «Union des Grand Crus Bordeaux» an. Diese hat ebenfalls Anzeige erstattet. Die Firmennummer auf der Rechnung gehört «Les Enfants de Bacchus» in Belgien. Vor Weinbetrug unter diesem Namen wurde bereits vor elf Jahren gewarnt. «Les Enfants de Bacchus» gehört einem Jean-Jacques Davrainville: der mutmassliche Weingauner. Ihm gehört auch das französische Bankkonto auf der Rechnung des Solothurners. In der Schweiz gab es mehrere Anzeigen gegen ihn. Unter anderem wegen versuchten Betrugs, Drohung und Nötigung. Einem Kunden soll der Weingauner mit einem Schlägertrupp gedroht haben, falls er nicht bezahle.
«Espresso» hat Jean-Jacques Davrainville per E-Mail erreicht. Er wollte keine Stellung nehmen. Die jurassische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn.