Aus welchem Land kommt das Gipfeli, das wir am Morgen zum Kaffee geniessen? Längst nicht immer aus der Schweiz. Laut dem Verein Schweizer Brot hat sich der Import von Backwaren in den vergangenen 20 Jahren fast verdreifacht. Seit dem 1. Februar 2025 muss deshalb das Produktionsland der Produkte in jeder Bäckerei und im Detailhandel gut sichtbar angegeben sein.
Nach einem Jahr Übergangsfrist gelten die strengeren Regeln zur Herkunftsdeklaration bei Backwaren nun verbindlich für alle Betriebe, die Backwaren anbieten, also beispielsweise auch für Restaurants und Hotels (siehe Box).
Vorbildliche Umsetzung im Detailhandel
Auf Anfrage geben sowohl die grossen Detailhändler als auch die Discounter an, die Regeln gemäss den gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Angegeben wird das Produktionsland demnach meist auf den heute üblichen elektronischen Preisschildern bei den Verkaufsregalen oder direkt auf der Verpackung. Ein Augenschein des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» in diversen Filialen bestätigt dies.
So viel Schweizer Brot gibt es bei Ihrem Detailhändler
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Bild 1 von 12. Coop. «Nahezu alle Brote und Backwaren von Coop werden in der Schweiz hergestellt. Zahlen zu einzelnen Produktsegmenten kommunizieren wir aus Konkurrenzgründen grundsätzlich nicht.». Bildquelle: Coop.
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Bild 2 von 12. Migros. «Im Bereich Backwaren sind ca. 95 Prozent der Produkte aus Schweizer Herstellung. Der Anteil vom Ausland ist sehr gering und wird lediglich bei Spezialitäten und Produkten verwendet, welche nicht von uns hergestellt werden können.». Bildquelle: Reuters / Arnd Wiegmann.
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Bild 3 von 12. Denner. «Wir beziehen möglichst immer Schweizer Artikel und grundsätzlich nur bei herkunftsspezifischen Artikeln wie Croissants (Frankreich) oder Pizza Snacks (Italien) aus dem Ausland.» Der Anteil an ausländischen offenen Backwarenprodukten liege bei rund 15 Prozent. Bildquelle: Genossenschaft Migros Zürich.
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Bild 4 von 12. Lidl Schweiz. «Über die Hälfte unserer frischen Brote stammt von Schweizer Lieferanten.» Das Schweizer Brot und Backwarensortiment werde mit Spezialitäten aus der EU ergänzt. Als Beispiele nennt Lidl Schweiz ein französisches Baguette oder eine Pizza Calzone. Bildquelle: Reuters / Regis Duvignau.
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Bild 5 von 12. Aldi Suisse. «Unser Backwarensortiment stammt zu rund 80 Prozent aus der Schweiz.». Bildquelle: reuters / Toby Melville.
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Bild 6 von 12. Spar. Das Unternehmen gibt an, dass Brot zu 83 Prozent aus der Schweiz stammt. Bei süssen und salzigen Snacks liege der Schweizer Anteil bei 60 Prozent. Bildquelle: imago / sopa images.
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Bild 7 von 12. Manor (Food Supermärkte). «Der Anteil an vor Ort hergestellten Backwaren mit Zutaten aus der Schweiz beträgt über 95 Prozent. Die verbleibenden maximal 5 Prozent sind Spezialitätenartikel aus europäischer Herkunft.». Bildquelle: imago / chromorange.
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Bild 8 von 12. Avec / K-Kiosk. «Alle Frischbackwarenlieferanten haben bestätigt, dass ihre Produkte in der Schweiz hergestellt werden.». Bildquelle: valora.com.
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Bild 9 von 12. Brezelkönig. «Laugengebäck (Brezeln, Silserli und Baguettes) wird zu 100 Prozent in Emmenbrücke hergestellt. […] Einzig die Laugencroissants stammen aus der Produktion des Schwester-Unternehmens Ditsch in Deutschland, während die Buttercroissants aus Frankreich kommen.». Bildquelle: valora.com.
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Bild 10 von 12. Backwerk. «Aktuell betreiben wir mit Bern und Basel zwei Standorte in der Schweiz. In dieser Startphase greifen wir auf etablierte Lieferketten zurück, so dass der Grossteil der Backwaren aus EU-Ländern stammt. Rund 12 Prozent des Sortiments wird in der Schweiz hergestellt.». Bildquelle: valora.com.
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Bild 11 von 12. Caffè Spettacolo. «Rund die Hälfte der angebotenen Backwaren stammen […] aus Italien. Die andere Hälfte wird in der Schweiz und anderen EU-Ländern produziert.». Bildquelle: valora.com.
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Bild 12 von 12. Volg. «Bei den Backwaren werden einige wenige Teiglinge im Ausland hergestellt, sodass wir einen Schweiz-Anteil von 96 Prozent erreichen. Beim Brot haben wir sogar 100 Prozent Schweiz-Anteil.». Bildquelle: imago / pond5images.
Leicht aus dem Rahmen fallen die Manor Food Supermärkte, bei denen laut Manor 95 Prozent der Backwaren im jeweiligen Supermarkt mit Zutaten aus der Schweiz hergestellt werden. Anstelle des Produktionslandes gibt Manor dabei den Standort des Supermarktes an (zum Beispiel Marin-Epagnier).
Laut dem zuständigen Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV reicht das nicht – trotz offensichtlicher Schweizer Produktion. Es sei zwingend das Produktionsland anzugeben. Allerdings: «Es gibt einige Grenzfälle […] bei denen die kantonalen Vollzugsstellen Interpretationsspielraum haben.» Manor sagt, die genannte Auslobung sei mit den Kontrollbehörden abgesprochen.
Bäckereien deklarieren unterschiedlich
Die Redaktion von «Espresso» hat auch Filialen grösserer Bäckereiketten besucht. Dabei war die Deklaration des Produktionslandes nicht immer sofort ersichtlich. In einer Filiale der Bäckerei Kuhn war der Hinweis hinter einem Desinfektionsspender versteckt. Das sei umgehend angepasst worden, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. Man lege Wert auf transparente Kommunikation und stelle sicher, dass die erforderlichen Deklarationen sichtbar und korrekt umgesetzt seien.
Auch bei der Bäckerei Hug war auf Anhieb kein Hinweis auf das Produktionsland sichtbar. Das Unternehmen teilt mit, auf den Kassenbildschirmen über die Herkunft zu informieren. Man werde die Schriftgrössen auf den Displays überprüfen. Aus der Branche hört man zudem, dass es auch Bäckereien gibt, die einen kreativen Ansatz wählen zur Herkunftsdeklaration – etwa durch die Angabe der Koordinaten der Backstube. Ob das ausreicht, werden die für die Kontrolle zuständigen Kantonschemikerinnen und Kantonschemiker entscheiden müssen.
Schweizer Herkunft als Qualitätsmerkmal
Bei einem Grossteil der Schweizer Bäckereibetriebe scheint die neue Pflicht zur Herkunftsdeklaration gut anzukommen. Sie werde «sehr begrüsst», heisst es beim Branchenverband SBC. Denn auch «unsere Branche ist von einem hohen Anteil importierter Backwaren betroffen». Auch die beiden angefragten Bäckereiketten sehen die Pflicht zur Herkunftsdeklaration positiv. Sie trage zu mehr Transparenz bei, so die Bäckerei Kuhn. Und die Bäckerei Hug betont, die Schweizer Herkunft ihrer Backwaren sei ein wichtiges Qualitätsmerkmal.