Ein ehemaliger ETH-Student aus der Stadt Zürich ist seit vier Jahren Kunde bei Publibike. Der Veloverleih hat rund 700 Mietstationen in acht Regionen der Schweiz. Vermietet werden sowohl E-Bikes als auch normale Velos.
Der ETH-Student lieh sich im Sommer 2020 ein Velo, um in die Badi zu fahren. Noch heute ist er sicher, dass er das Velo an der Station am Abend korrekt abgeschlossen hatte. Das sieht er jeweils auf dem Display des Schlosses.
Miet-Fahrten laufen in der App häufig fälschlicherweise weiter
Dass die besagte Fahrt in der App auf seinem Handy trotzdem noch weiterläuft, macht ihm keine Sorgen. Bis 24 Stunden könne es jeweils dauern, bis Publibike eine Fahrt endlich schliesse und man in der App kontrollieren könne, ob alles gut sei. Das passiere auch seinen Kolleginnen und Kollegen ständig, erzählt er dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Es ist normal, dass man keine Kontrolle machen kann, wenn man das Velo abgestellt hat.» Manchmal daure dies bis zu zehn Stunden.
Publibike sagt: Nach einem Jahr ohne Rückmeldung ist der Fall erledigt
Der Student denkt deshalb nicht weiter an die offene Mietfahrt, bis Publibike per E-Mail mitteilt, das Velo sei leider verschwunden. Jetzt ist es für den Studenten natürlich zu spät, an der Station nachzuschauen, was los ist. Und orten lässt sich das Velo nicht – damals verfügten Publibikes noch nicht über GPS-Tracker. Weil aber verschollene Mietvelos häufig später doch wieder auftauchen, schreibt Publibike dem Kunden, wenn er innerhalb des nächsten Jahres nichts mehr höre, sei der Fall für ihn erledigt.
Es gehen Wochen und Monate ins Land. In der Zwischenzeit verkauft die Post die defizitäre Firma an die ehemalige Führungscrew. «Post verkauft Millionenflop Publibike» so eine Schlagzeile. Die Luzerner Zeitung spricht von einem «Millionengrab».
Dicke Post mit hoher Rechnung
Mittlerweile ist über ein Jahr vergangen und der ETH-Student hat das verschollene Mietvelo längst vergessen. Da kommt plötzlich dicke Post von Publibike: Das Velo sei bedauerlicherweise definitiv verschollen, er müsse für den Verlust 2000 Franken bezahlen. «Das war schon ein Schock», erinnert sich der Student. Erstens der hohe Betrag, und zweitens, dass Publibike nach fast zwei Jahren plötzlich doch noch mit einer Forderung anklopft.
Es wirkt auf mich so, als wären sie da noch Geld der letzten Jahre am Eintreiben.
Kein Einzelfall: Weitere Kundin betroffen
Der Publibike-Kunde ist irritiert: «Es wirkt auf mich so, als wären sie da noch Geld der letzten Jahre am Eintreiben. Mich stört, dass Versicherungen das Budget der letzten Jahre aufpolieren sollen, mit Fällen, die meiner Meinung nach einfach schon zu lange her sind.»
Man könnte sagen, Pech für den Studenten, beziehungsweise für seine Versicherung. Doch einige Wochen vor ihm hatte sich schon eine weitere verärgerte Publibike-Kundin aus Bern bei «Espresso» gemeldet – mit der praktisch identischen Geschichte.