Eine Primarlehrerin bestellt online für ihre Schule in Sevelen SG vier Lötstationen. Reichelt.ch ist der Shop, die Preise sind in Franken angegeben. Geliefert werden die Lötgeräte aber mit einem deutschen Schuko-Stecker. Die Frau ist erstaunt. War sie doch sicher, dass Shops Elektrogeräte nur mit Schweizer Stecker oder Fixadapter an Schweizer Kundschaft liefern dürfen.
Auf der Seite des zuständigen Eidgenössischen Starkstrominspektorats Esti findet sie sogar den Satz: «Elektrogeräte müssen in der Schweiz mit einem Schweizer Stecker, einem Eurostecker (kleine Leistung, max. 2,5 A, L+N) oder einem CEE-Stecker (vorwiegend Industrie) ausgerüstet sein.» Das schreibt sie Reichelt und erwartet, dass die passenden Adapter nachgeliefert würden. Doch der Kundendienst antwortet, sie hätte die Adapter bestellen müssen.
Steckerpflicht gilt nur für Firmen mit Sitz in der Schweiz
Was stimmt jetzt? Severo Nicoli, Leiter Marktüberwachung/Sicherheitszeichen beim Esti klärt auf: In diesem Fall gilt diese Regelung nicht. Denn Reichelt ist ein deutsches Unternehmen ohne Niederlassung in der Schweiz. «Es untersteht dem deutschen Recht und daher muss es Produkte mit deutschem Stecker auf dem Markt bereitstellen», sagt Nicoli.
Rechtlich gesehen gilt die Kundin in der Schweiz, die das Gerät bestellt hat, als Importeurin und ist gemäss Esti selbst verantwortlich für die von ihr importierten Produkte. Das gilt auch für alle sicherheitstechnischen Belange, sagt Severo Nicoli: «Daher sind Sie verpflichtet den Schweizer Stecker am Gerät anzubringen.» Oder allenfalls einen Fix-Adapter, der mit dem ausländischen Stecker einmalig verbunden wird und nicht mehr entfernt werden kann.
Hinweis zum Stecker fehlte im Onlineshop
Dass Reichelt den Firmensitz in Deutschland hat, sieht man im Impressum. Wer nicht genau hinschaut, kann allerdings meinen, dass es sich um einen Schweizer Shop handelt. Kommt man doch durch die Eingabe von reichelt.ch im Browser zum Shop und die Preise sind dann in Franken angegeben. Eigentlich landet man aber auf reichelt.com/ch/de. Das kann verwirren.
Der Geschäftsführer von Reichelt, Ulf Timmermann, erklärt, dass sein Unternehmen in rund 50 Länder liefere, primär an Firmenkunden, Wiederverkäufer, Universitäten und Schulen. Der Shop sei deshalb so organisiert, dass ein Warnhinweis erscheine, wenn beispielsweise jemand aus der Schweiz ein Gerät mit deutschem Stecker bestelle. Gleichzeitig werde beim Produkt das passende Kabel oder der passende Fix-Adapter für dieses Gerät angezeigt. So kann dieser zusammen mit dem Gerät bestellt werden.
Im vorliegenden Fall habe jedoch der Hinweis gefehlt. Nach einigem Mailverkehr hat die Primarlehrerin deshalb die Adapter für die Lötstationen am Ende kostenlos erhalten. Der Warnhinweis zum Stecker wurde bei diesem Produkt ergänzt.