«Vor 50 Jahren glaubten die Zahnärzte noch, mit der Einnahme von Fluoriden könne die Kariesgefahr bei den Zähnen besonders gut reduziert werden. Heute wissen wir, dass es genügt, wenn unsere Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta in Kontakt kommen.» Das sagt der Direktor der Klinik für Zahnerhaltung der Universität Bern, Hendrik Meyer-Lueckel. Gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» betont Meyer-Lueckel, dass fluoridhaltige Zahnpasta, richtig angewendet, keine gesundheitliche Gefahr darstelle.
Kariesprophylaxe auch im Speisesalz
Korrekt ist nur das Kleingedruckte:
Um breite Bevölkerungskreise prophylaktisch vor Karis zu schützen, versetzen die Schweizer Salinen verschiedene Speisesalze mit ganz geringen Fluoridmengen. Der Hinweis auf der Verpackung «mit Jod und Fluor» ist allerdings falsch, wie verschiedenen «Espresso»-Hörerinnen und -Hörern aufgefallen ist. «Fluor ist ein giftiges Gas», bestätigt auch der Leiter der Qualitätskontrolle bei den Schweizer Salinen Stefan Trachsel. Er begründet den «unkorrekten Fachbegriff» auf der Verpackung mit der «traditionellen Umgangssprache». Die Schweizer Bevölkerung wisse, was mit dem Hinweis gemeint sei. Bei der Auflistung der Inhaltsstoffe im kleingedruckten Teil der Verpackung seien die Inhaltsstoffe aber korrekt als «Fluorid» und «Jodid» aufgeführt. Eine andere Beschriftung sei im Moment nicht geplant. Eine Zwangsfluidierung der Bevölkerung gibt es aber nicht. Wer auf die Kariesprophylaxe durch Fluorid verzichten will, kann auf Meersalz oder Speisesalz ohne Fluorid ausweichen.
Nach dem Zähneputzen: Nicht spülen – nur ausspucken
Fluoride reagieren beim Zähneputzen auf der Zahnoberfläche und machen diese resistenter gegen Säure. Sie sorgen gemäss Florian Wegehaupt, Abteilungsleiter der Zahnmedizin an der Universität Zürich, im besten Fall sogar dafür, dass angegriffene Zähne schneller wieder mit Mineralien versorgt werden und so gesunden können. Deshalb sei es sinnvoll, nach der Zahnpflege mit fluoridhaltiger Zahnpasta den Mund nicht mit Wasser auszuspülen, sondern nur auszuspucken, und so die Wirkung der Fluoride zu verlängern.
Auch bei Kindern: Unproblematisch dank klein dosierten Zusätzen
Was bei Erwachsenen gilt, hat auch bei Kindern Gültigkeit. Ausspucken ist besser als mit Wasser spülen. Selbst wenn dadurch ein paar Milligramm Fluoride verschluckt werden, muss nach übereinstimmenden Aussagen der Zahnmediziner nicht mit gesundheitlichen Folgen gerechnet werden.
Um langfristig auch bei Kindern auf der sicheren Seite zu stehen, werden die Fluoride in Kinderzahnpasten weniger hoch dosiert. Insgesamt seien mit Fluoriden angereicherte Zahnpasten mitverantwortlich dafür, dass bereits Kinder heute gegenüber früher deutlich weniger Karies hätten.
Missverständnisse wegen falscher Begriffsverwendung
Dass viele Leute Fluoride und Fluor verwechseln, geht gemäss Florian Wegehaupt von der Universität Zürich auf einen in den 1970er-Jahren «unbedarften Umgang» mit den beiden Begriffen zurück. Sogar Zahnärzte hätten damals umgangssprachlich von «Fluor» statt von «Fluoriden» gesprochen. Diese Umgangssprache habe sich lange auch in der Bevölkerung gehalten und immer wieder für Verwirrung gesorgt.