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Gleichstellung «Frauen sind bei Lohnforderungen zu bescheiden»

Frauen verdienen immer noch weniger als Männer. Das hat auch damit zu tun, dass sie schlechter verhandeln.

«Ich kenne zahlreiche Frauen, die ihren Lohn schlecht verhandelt haben», sagt Unternehmensberaterin Sonja A. Buholzer. Sie hat mehrere Management-Bücher geschrieben und berät unter anderem Frauen in Karrierefragen. Für Buholzer ist klar, dass es nicht in der Natur der Frauen liegt, etwas für sich zu fordern: «Wir Frauen sind nicht dazu erzogen worden, für uns einzustehen und Forderungen zu stellen. Diese Haltung gilt als unweiblich.»

Sinnvolle Arbeit ist Frauen wichtiger als der Lohn

Viele weibliche Arbeitnehmerinnen empfinden es auch als unangenehm, hinzustehen und einen hohen Lohn zu fordern. «Frauen sind viel zu bescheiden. Wenn sie einen spannenden und sinnstiftenden Job haben, ist ihnen der Lohn nicht so wichtig», sagt Andrea Gisler, Vorstandsmitglied von Alliance F, dem Zusammenschluss der Schweizer Frauenorganisationen. «Das ist ein Fehler. Auch dann ist es wichtig, den Lohn gut zu verhandeln.»

Judith Baumberger leitet seit über zehn Jahren Lohnverhandlungs-Seminare für Frauen. Sie stellt immer wieder fest, dass es vielen Frauen schwer falle, einen hohen Lohn mit Selbstvertrauen auszusprechen. «Sie stellen ihr Licht zu sehr unter den Scheffel und sagen nicht klar und deutlich, welches Gehalt sie erwarten. Wenn sie jedoch ein Auto kaufen, dann sind Frauen doch auch in der Lage, den Preis zu verhandeln. Warum geht das beim eigenen Lohn nicht?»

So verhandeln Sie Ihren Lohn richtig:

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  1. Informieren Sie sich über die gängigen Löhne der Branche. Zum Beispiel über den Lohnrechner des Bundesamtes für Statistik
  2. Überlegen Sie, welche Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen Sie haben. Was bringen Sie der Firma? Halten Sie dies schriftlich fest. Dann legen Sie für sich einen Lohn fest, den Sie unter keinen Umständen unterschreiten.
  3. Üben Sie das Lohngespräch vor dem Spiegel, mit einem Gegenüber oder nehmen Sie es auf Video auf. Sie müssen ihren Lohn mit Selbstvertrauen vorbringen.

Darum sei eine gute Vorbereitung umso wichtiger, sagt Baumberger. Das heisst, man muss das Lohnniveau kennen und sich über seine Kompetenzen und Fähigkeiten im Klaren sein und seinen Marktwert festlegen. Gerade Frauen mit Kindern hätten viele Fähigkeiten, die in der Wirtschaft gefragt seien, weiss Sonja Buholzer. Es sei aber wichtig, dass Frauen auch mit Kindern mit einem Bein in der Arbeitswelt bleiben würden, auch wenn es nur ein Pensum von einem Tag pro Woche sei. «So bleibt man am Ball, kann das berufliche Netzwerk weiter pflegen.»

Lohnfalle Teilzeit-Arbeit

Allerdings gebe es bei Teilzeit-Stellen auch eine Lohnfalle, sagt Andrea Gisler von Allicance F: «Zum einen können die Personalverantwortlichen das Gefühl haben, die Frau hätte ja einen Mann daheim, der genug verdiene oder die Frauen finden selbst, mein Lohn ist ja nur ein Zustupf und darum nicht so wichtig.» Das könne sich bei einer späteren Trennung und Scheidung rächen.

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