PFAS-Chemikalien kommen in unzähligen Produkten vor. Auch in Löschschaum, wie ihn Feuerwehr und Zivilschutz über Jahrzehnte einsetzten. Um echte Brände zu löschen, aber auch zu Trainingszwecken. So geschehen etwa auf einem Brandübungsplatz in Altstätten SG. Die Umgebung des Platzes ist heute mit PFAS-Rückständen verschmutzt.
PFAS können Menschen krank machen
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PFAS steht für «per- und polyfluorierte Alkyl-Substanzen» und bezeichnen eine Gruppe chemischer Stoffe (PFBA, PFHxS, PFOS, PFOA, PFNA etc). Die Substanzen sind dank ihrer wasser- und ölabweisenden Eigenschaft in der Industrie beliebt: Von Feuerlöschschaum über Bratpfannen bis zu Kosmetika und Outdoor-Kleidung werden damit hergestellt. Problematisch für den Menschen sind besonders PFAS-Rückstände, die bei der Herstellung von solchen Produkten entstehen und über Wasser oder Böden in die Nahrungskette gelangen. Krebs- und Schilddrüsenerkrankungen oder Entwicklungsstörungen bei Föten können die Folge sein. Da PFAS nahezu ewig in der Umwelt bleiben, werden sie auch als «forever chemicals» oder «ewige Chemikalien» bezeichnet.
Weil das Gelände in Altstätten nun bebaut wird, saniert der Kanton derzeit einen Teil der Belastungen. Es sei eine grosse Sanierung und die erste PFAS-Sanierung in St. Gallen, sagt Guido Schmid, Abteilungsleiter Boden beim kantonalen Amt für Umwelt.
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Guido Schmid, Amt für Umwelt SG: «Die grösste Herausforderung war, dass wir noch keine Erfahrungen hatten mit PFAS.»
Aus Kassensturz vom 28.02.2023.
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PFAS-Sanierungen kosten Millionen
Die Untersuchungen in Altstätten zeigten, dass PFAS in den Fluss beim Brandübungsplatz und immer näher ans Grundwasser gelangt waren. Darum müssen über 40‘000 Tonnen Material abtransportiert und behandelt werden.
Die belastete Erde muss in Sonderabfall-Verbrennungsanlagen in Deutschland und Österreich auf über 1000 Grad erhitzt werden, um die PFAS zu zerstören. Kostenpunkt 15 Millionen Franken. Wer diese Entsorgungs- und Sanierungskosten übernimmt, wird zurzeit noch geklärt.
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Christine Genolet-Leubin, Dienststelle für Umwelt VS: «Uns fehlen Werte, um zu wissen, welche Massnahmen wir wann ergreifen müssen.»
Aus Kassensturz vom 28.02.2023.
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Messdaten fehlen
Auch die Kantone Wallis und Thurgau haben schon erste belastete Standorte von PFAS gesäubert. Doch von einer umfassenden Sanierung ist die Schweiz noch weit entfernt.
Der erste Schritt dahin wäre zu wissen, wo überhaupt welche PFAS-Belastungen bestehen. Letztes Jahr wurden für eine Studie erstmals Böden in der ganzen Schweiz untersucht und in allen 146 Proben PFAS gefunden, selbst an abgelegenen Standorten. Doch engmaschigere PFAS-Messungen fehlen national oder sind erst teilweise angelaufen.
So ist die Karte zu verstehen
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Welche Standorte sind eingezeichnet Journalisten und Journalistinnen aus ganz Europa haben im Rahmen des «Forever Pollution Project» PFAS-Messdaten aus über 100 verschiedenen Quellen zusammengetragen. Standorte mit einem Wert von über 10 Nanogramm pro Kilogramm wurden in die Karte eingetragen. Der Messwert zeigt nicht die Konzentration eines PFAS-Stoffes, sondern die Summe aller PFAS-Substanzen an einem Standort.
Wasser oder Boden? Aufgeführt sind Messungen im Wasser sowie im Boden. Die Messdaten sind nicht direkt vergleichbar, da ein Kilogramm Trockensubstanz andere Konzentrationen aufweist als ein Liter Flüssigkeit.
Was bedeuten die Messwerte? Die Schweiz kennt für einen Teil der PFAS-Substanzen einen Trinkwasser-Höchstwert von 300 ng/L (für PFOS, PFHxS) resp. 500 ng/L (für PFOA), nicht jedoch für die übrigen. Zum Vergleich: Auf EU-Ebene ist ein Vorschlag hängig, sämtliche PFAS-Substanzen im Trinkwasser mit einem Grenzwert von 100 ng/L (Summe einer Untergruppe von etwa 20 PFAS) resp. 500 ng/L (Summe aller PFAS) zu regulieren. Einzelne Länder haben bereits einen deutlich strengeren Grenzwert, so etwa Dänemark mit 2 ng/L (Summe von vier PFAS).
«Grosse Herausforderung» für die Kantone
Der Kanton Wallis hat schon mehrfach zu hohe PFAS-Konzentrationen in Fischen gemessen und nun ein Fischfangverbot für den Stockalperkanal kommuniziert. Von einer grossen Herausforderung spricht Christine Genolet-Leubin, Chefin der kantonalen Dienststelle für Umwelt.
Genolet-Leubin fordert von den Bundesbehörden, bereits früher anzusetzen und Grenzwerte für PFAS einzuführen: «Die Werte müssen von Bern kommen, damit es auch einheitlich in der Schweiz umgesetzt werden kann.»
Einzelne Stoffe aus der Gruppe der PFAS sind in der Schweiz und in der EU mittlerweile verboten. Gewisse EU-Länder haben auch die restlichen PFAS-Substanzen reguliert: Dänemark etwa hat PFAS aus Lebensmittelverpackungen verbannt. Auf EU-Ebene wird zudem ein Vorschlag diskutiert, sämtliche PFAS zu verbieten.
Audio
Ewigkeitschemikalien: Für immer in der Umwelt, für immer giftig
27:21 min, aus Wissenschaftsmagazin vom 25.02.2023.
Bild: Keystone / AP / CORY MORSE
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Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamts für Umwelt, betont, die PFAS stünden weit oben auf der Prioritätenliste: «Wir nehmen es sehr ernst.» Man orientiere sich an der EU. Doch Grenzwerte für Chemikalien könnten nicht über Nacht etabliert werden. Die entsprechenden Arbeiten zwischen Bundesbehörden und Kantonen liefen derzeit.
Das “Forever Pollution Project”
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Medienhäuser aus ganz Europa, darunter auch SRF, haben im Februar 2023 eine Karte veröffentlicht, die erstmals zeigt, dass PFAS europaweit in Böden und Gewässern vorkommen. Die Europakarte wurde vom «Forever Pollution Project» entwickelt, von dem SRF Teil ist. Federführend waren Le Monde (Frankreich), NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung (Deutschland), RADAR Magazine und Le Scienze (Italien), The Investigative Desk und NRC (Niederlande) sowie das Netzwerk «Arena for Journalism in Europe». Siehe «Karte der ewigen Belastungen: Hier sind PFAS zu finden»
06:26
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Interview mit Katrin Schneeberger, Direktorin Bundesamt für Umwelt
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