«Bei uns brennt es sicher zweimal pro Monat», sagt Peter Nardo, Geschäftsführer Remondis Recycling AG. Schuld daran sind meist falsch entsorgte Lithium-Ionen-Akkus. Diese aufladbaren Akkus finden sich inzwischen in vielen elektrischen Geräten unseres Alltags: vom Mobile bis zum Akkubohrer oder in der E-Zigarette. Werden sie nicht mehr gebraucht, landen viele von ihnen im Abfall – mit dramatischen Folgen.
Brände in Recycling- und Abfallsammelstellen nehmen zu: Allein letztes Jahr kam es in mindestens 12 Schweizer Betrieben zu Millionenschäden – ein dramatischer Rekord. «Bei uns hat ein solcher Akku die ganze Recyclinganlage abgefackelt», klagt Roger Blesi, Direktor der Thévenaz-Leduc S.A. In Moudon recycelt er alle Aluminium-Kaffeekapseln aus der Schweiz. «Aber leider landen nicht nur Kaffeekapseln in unseren Sammel-Containern, sondern auch tonnenweise Batterien: Eine Tonne pro Monat, und das nur, weil die KonsumentInnen zu faul sind, die Batterien am richtigen Ort zu entsorgen.»
Taskforce sucht nach Lösungen
Auch bei Swiss Recycle, dem Dachverband für die Recyclingwirtschaft brennt das Thema unter den Nägeln: Geschäftsführer Patrick Geisselhardt hat im Januar einen runden Tisch mit allen Beteiligten einberufen: «Diese Brände müssen reduziert werden, dazu braucht es Massnahmen auf verschiedenen Ebenen.»
Die Sammel- und Recyclingunternehmern stellen konkrete Forderungen: «Uns würde zum Beispiel eine schweizweite Infokampagne helfen, dass man die Konsumenten darauf hinweist: Du, pass auf, wenn Du das machst, passiert das», schlägt Peter Nardo von Remondis Recycling vor. Und: «Ein möglicher und vielleicht auch einfacher Ansatz wäre ein Pfand auf sämtliche Lithium-Batterien, egal ob klein oder gross. Wenn man den Speicher zurückbringt, dann erhält man das Geld zurück».
Recycler fordern Schadenersatz
Auch beim Recycling der Kaffeekapseln verursachen die Batterien Mehrkosten: So musste in Moudon eine spezielle Maschine angeschafft werden, welche Batterien und Metalle aussortiert – eine Investition von rund 100'000 Franken. «Das sind alles eigene Kosten, das zahlt uns niemand. Ich finde, wir werden allein gelassen. Jetzt muss etwas gehen, seitens Branche, seitens Bund», betont Direktor Roger Blesi.
Schon heute bezahlen Konsumenten rund 100 Mio. Franken vorgezogene Recyclingbeiträge für Elektroschrott pro Jahr. Vielleicht müssen wir bald noch tiefer in die Tasche greifen. Denn auch für Swiss Recycle ist klar: «Es braucht Massnahmen auf Ebene Sensibilisierung der Bevölkerung, es braucht Schulung, etwa der Sammelstellen, und auch Brandprävention auf den einzelnen Anlagen», so Geschäftsführer Patrick Geisselhardt. Und: «Das alles kostet Geld, und da werden wir schauen müssen, wie wir das finanzieren können. Letztlich sind das Gelder, welche die Konsumenten bezahlen, über die vorgezogenen Beiträge. Und ja: Es kann teurer werden, wir müssen schauen, wie wir das machen.»
Günstiger kommt es, wenn wir alle Lithium-Ionen-Akkus richtig entsorgen: Elektrogeräte gehören in den Elektroschrott – auch solche mit festverbautem Akku. Lässt sich die Batterie entfernen, diese zuvor in die feuergeschützten Tonnen legen, oder an die Verkaufsstellen zurückgeben: Jedes Geschäft, das Elektronikgeräte verkauft, ist verpflichtet, alte Geräte entgegenzunehmen und korrekt zu entsorgen.