Erstmals seit 50 Jahren kommen die Sammel-Sticker zur Fussball-EM nicht vom italienischen Anbieter Panini, sondern vom US-Anbieter Topps. Das Konsumentenmagazin «Patti Chiari» vom Tessiner Fernsehen zeigt: Nicht nur fehlen wichtige Spieler – andere Bilder scheinen zudem seltener gestreut, was das Album massiv teurer macht.
Professorin Antonietta Mira, Statistikdozentin an der Universität Lugano (USI), hat zusammen mit einigen ihrer Studenten die Kosten des Albums auf der Grundlage statistischer Berechnungen geschätzt.
Laut den Wissenschaftlern müssen 870 Päckchen gekauft werden, um die Sammlung zu vervollständigen, was bei einem Durchschnittspreis von einem Franken pro Päckchen 870 Franken beträgt.
Allerdings scheinen gewisse Karten, die sogenannten «Star Player», seltener gestreut als andere. Während statistisch gesehen auf 1000 Karten 28 Star Players zu finden sein sollten, fanden die USI-Wissenschaftler nur deren sieben. Eine zu geringe Zahl, als dass man sie dem Zufall zuschreiben könnte.
Volles Album für 1700 Franken
Das heisst, dass Sammlerinnen und Sammler mehr Päckchen kaufen müssen, um das Album zu vervollständigen – viel mehr: Nach den Berechnungen von Professorin Mira ganze 830 mehr, was die Kosten für das volle Album auf 1700 Franken ansteigen lässt.
Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) könnte Topps damit gegen das Bundesgesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verstossen. Dies müsste ein Gericht entscheiden. Topps will Fragen zu den seltenen, gestreuten Stickern nicht kommentieren.
Lückenhaftes Album
Andere Spieler kommen im Album dafür gar nicht vor: Es fehlt nicht nur Frankreichs Star-Spieler Kylian Mbappé, in England gibt es keine Champions wie Phil Foden, John Stones oder Bukayo Saka, in Deutschland fehlen Manuel Neuer, Florian Wirtz oder Toni Kroos.
Schuld daran sei Panini, welche die Bildrechte nicht freigegeben hat, betont Topps. Was die Schweizer Nationalmannschaft betrifft, so wurden die Fotos der Spieler aus dem Panini-Album der Weltmeisterschaft in Katar recycelt: die exakt gleichen Bilder.
Dickstes Album der Geschichte
Aber das ist noch nicht alles: Topps hat die Bildrechte von den Verbänden Deutschlands, Frankreichs, Italiens und Englands nicht erhalten. Auf dem Album können daher weder die offiziellen Trikots noch die Abzeichen abgebildet werden. Es sind also nur die Gesichter der Spieler zu sehen.
Andererseits zeigt das Album Mannschaften, die sich nicht einmal für das Turnier qualifiziert haben, wie Luxemburg oder Kasachstan, deren Weg zum europäischen Wettbewerb im März endete, als Topps das Album bereits in Druck gegeben hatte.
Das Ergebnis ist das grösste Fussball-Europameisterschaftsalbum aller Zeiten: 728 Karten, fünfzig mehr als bei der letzten Ausgabe und fast dreimal so viele wie beim Deutschland-Album 1980.