Schminktisch mit Spiegel, verschiedene Tiegel, Crèmes, Serum-Fläschchen und Gesichtsmasken: In vielen Kinderzimmern junger Mädchen sind diese Dinge keine Ausnahme. In ihrer Jugendsprache betreiben sie «Skincare» und haben eine regelmässige «Beauty-Routine» – oft täglich.
Die zwölfjährige Charlotte macht das zweimal am Tag – morgens und abends: «Ich reinige zuerst die Gesichtshaut, dann trage ich verschiedene Lotionen auf. Danach kann man eine Maske für die Hautfeuchtigkeit auftragen.» Damit sei sie keine Ausnahme, in ihrer Klasse würden praktisch alle Mädchen Hautpflege betreiben.
Social Media befeuert den Trend
Auf Plattformen wie Tiktok und Youtube finden sich unzählige Videos junger Frauen – und auch Kinder – die ihre Beauty-Routine demonstrieren. Dabei zeigen sie Produkte, die angeblich am besten wirken. Absurd: In vielen Videos preisen Teenager und Kinder sogar Anti-Aging-Mittel an.
Grosse Marken spannen reichweitenstarke Influencerinnen oder Film- und Musikstars für ihr Marketing ein. Verpackungen werden zielgerecht gestylt: bunte Farben, Regenbögen, Einhörner und Comicfiguren prangen auf Produkten mit Namen wie «Bubble Bubble Mask» oder «Unicorn Face Mask».
Junge Kinderhaut braucht keine Kosmetika
Doch eine übertriebene Hautpflege birgt Risiken. Wer alles Mögliche ins Gesicht schmiere, belaste nicht nur sein Portemonnaie, sondern auch die Haut, sagt Thomas Kündig, Direktor der dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich: «Kosmetika können zum Teil die Haut austrocknen, oder Reizungen und Allergien auslösen. Zu fettige Kosmetika können Akne auslösen.»
Im Grunde könnten die Produkte mehr Probleme verursachen, als dass sie medizinisch nutzen würden, so Dermatologie-Experte Kündig.
Sonnencreme statt Anti-Aging-Produkte
Dass schon junge Mädchen Anti-Aging-Produkte anwenden, hält er für überflüssig. Zwar sei es tatsächlich schon in jungen Jahren sinnvoll, die Hautalterung zu bremsen. Doch dazu brauche es keine Kosmetika: «Für die Hautalterung ist vornehmlich die UV-Belastung durch Sonnenlicht verantwortlich. Dagegen hilft Sonnencreme am besten – und aufs Rauchen zu verzichten.»
Auch Charlottes Eltern finden ihr Kosmetik-Hobby «doof und nutzlos», wie sie sagt. Eigentlich glaube sie ihnen, aber einen Versuch sei es trotzdem wert: «Also mache ich es». So wie unzählige andere Mädchen auch.
Anti-Aging-Mittel schon für Zehnjährige? Wie leicht Mädchen an Produkte mit dem Inhaltsstoff Retinol kommen, zeigt ein Versuch der Westschweizer Konsumentensendung «A Bon Entendeur»: Zwar wurden der zehn- und elfjährigen Ines und Lia in mehreren Läden vom Kauf dieser Produkte abgeraten, in anderen konnten die beiden Retinol-Produkte jedoch problemlos erwerben.