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Russische Diamanten – finanzieren Schweizer Käufe den Krieg mit?
Aus Kassensturz vom 12.09.2023.
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Kriegsdiamanten Wie russische Diamanten den Weg in die Schweiz finden können

Russische Diamanten in unseren Juweliergeschäften? Wie die Steine trotz Krieg den Weg in die Schweiz finden können.

Der «Kassensturz»-Reporter wirft sich in Schale. Er besucht Juwelierläden an der Zürcher Bahnhofstrasse und interessiert sich für Diamantschmuck. Diesen kann man auch online kaufen. «Kassensturz» wollte generell von den grössten Juwelierfirmen der Schweiz wissen: Verkaufen Sie auch «Diamanten» aus Russland?

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«Woher die Diamanten kommen, wollte niemand zeigen»
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Die Stichprobe in den Läden und die offizielle Umfrage liefern ähnliche Resultate: Bucherer, Cartier, Christ, Gübelin, Meister, Rhomberg und 77 Diamonds schreiben allesamt, man habe aktuell keine russischen Diamanten im Angebot.

Diamant vor schwarzem Hintergrund
Legende: Die Transparenz über die Herkunft sollte auch bei Diamanten gewährleistet sein. Kassensturz

Nicht glauben kann das der Konfliktforscher und Branchenkenner Hans Merket aus der Diamantenmetropole Antwerpen: «Russland produziert weltweit ein Drittel aller Diamanten und verkauft diese nach wie vor. Diese Diamanten werden weiterhin auf den internationalen Märkten gehandelt. Es ist schwer zu glauben, dass sie nicht auch in der Schweiz landen.» So sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Händler und Juweliere in der Schweiz russische Diamanten verkauften – auch wenn sie das vielleicht selber nicht wüssten.

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«Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Händler und Juweliere in der Schweiz russische Diamanten verkaufen.»
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Bemerkenswert: Einige Firmen wie Rhomberg und 77 Diamonds schliessen nicht aus, dass sie noch russische Diamanten im Sortiment haben, zum Beispiel aus früheren Einkäufen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022.

Russland liefert die Rohdiamanten zu den grossen, globalen Handelsplätzen wie Antwerpen, Dubai und Mumbai. Die Steine werden hin und her gehandelt und mit Diamanten anderer Länder gemischt. Das erschwert die Herkunftsbestimmung.

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Diamanten-Karte
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Die Händler schicken die Diamanten dann zum Schliff. 90 Prozent aller Diamanten werden in Indien geschliffen. Bei der riesigen Menge ist es unmöglich, von allen Steinen die Herkunft zu wissen.

Fake-Zertifikate sollen Gewissen beruhigen

Falls Schweizer Schmuckfirmen explizit keine russischen Diamanten wünschten, sei man auch mal erfinderisch, weiss SRF-Indien-Korrespondentin Anne-Sophie Galli, die vor Ort recherchiert hat: «Ein grosser Händler hat mir verraten: Wenn Schweizer Kunden eine Bestätigung wollen, dass die Diamanten nicht aus Russland sind – dann stelle er eine solche Bestätigung aus.» Auch wenn er nicht wirklich wisse, woher die Diamanten stammten.

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«Einige Schweizer Kunden wollen ein Bestätigung»
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Auf die Bestätigungen der indischen Lieferanten ist also nicht immer Verlass. Sicher ist: Russland liefert Indien grosse Mengen an Diamanten. Um den Handel zu stoppen, bräuchte es weltweite Sanktionen, sagt der Konfliktforscher Hans Merket: «Wir brauchen jetzt ein international koordiniertes Vorgehen, um die Einfuhr russischer Diamanten zu verbieten. Es braucht ein System der Rückverfolgbarkeit, das von der Branche verlangt, die Herkunft der Diamanten zu dokumentieren.»

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Die Alternative: künstliche Diamanten

Wer nicht auf eine bessere Rückverfolgbarkeit warten will, kann zu künstlichen Diamanten greifen. Das zeigt ein Besuch in der indischen Firma «Greenlab». Die Reaktoren in den Gebäuden sind wahre Zeitmaschinen. Statt Millionen von Jahren, wie in der Natur, dauert es hier bloss ein paar Wochen, bis ein Diamant entsteht. Die Diamanten werden aus Kohlenstoff-Plättchen gezüchtet.

Im Reaktor werden die Plättchen grosser Hitze und viel Druck ausgesetzt. Um einen Diamantstein von einem Karat wachsen zu lassen, dauert es je nach Farbe 15 bis 22 Tage. Das Schneiden und Schleifen benötigt weitere zwei Wochen. Nach eineinhalb Monaten ist der Diamant fertig.

Preislich sehr attraktiv

Von blossem Auge sind diese Steine nicht von Minendiamanten unterscheidbar, die chemische und physikalische Struktur ist identisch. Die Labordiamanten sind aber viel günstiger als Diamanten aus der Mine, frohlockt Greenlab-Geschäftsführer Sanket Patel: «Ein Minendiamant würde bis 16'000 Dollar kosten. Aber weil es ein Labordiamant ist, kostet er zwischen 2000 und 2200 Dollar.»

Labordiamanten kosten also nur einen Bruchteil des Preises für Minendiamanten. Und sie hätten noch einen anderen Vorteil: «Sie sind einfacher zu verfolgen und konfliktfrei», so der Greenlab-Geschäftsführer. Das Versprechen «konfliktfrei» ist wegen des Ukraine-Kriegs noch wichtiger geworden. Wer keine russischen Diamanten will, kauft lieber Labordiamanten.

Rückverfolgbarkeit dank Blockchain und Hightech

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Die Diamantenbranche ist zu wenig transparent. Das findet auch die Firma Gübelin. Eine spezielle Technik soll nun mehr Klarheit schaffen. Die Gübelin Tochterfirma «Provenance Proof» hat für die ganze Branche ein digitales Logbuch entwickelt. Laut Geschäftsführer Klemens Link sei diese Blockchain-Lösung fälschungssicher und zeige Schritt für Schritt die Lieferkette eines Edelsteins auf, von der Mine bis zum Juwelier. Ausserdem werde jeder Edelstein mittels DNA markiert, erklärt der Geschäftsführer: «Man nimmt den Diamanten und taucht ihn in ein Bad mit reinem Alkohol. Die Partikel haften am Stein an. Danach ist er markiert, ohne dass man irgendetwas erkennt. Es ist unsichtbar.» Nicht aber unsichtbar für modernste Technologie. So ist quasi in Stein gemeisselt, von wo ein Diamant kommt.

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«Danach ist er markiert, ohne dass man irgendetwas erkennt.»
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Espresso, 12.9.2023, 8:10 Ihr

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