«Das ist vor allem ein interessantes Produkt für die Versicherung», sagt Jan Bühler. Er ärgert sich. Vor zehn Jahren unterschrieb er am Küchentisch die sogenannte Lebensversicherung 3. Säule, auch anteilsgebundene Lebensversicherung genannt.
Der Makler war ein Bekannter, der beteuerte, er verkaufe nur, was er selbst abschliessen würde. «Ich dachte, das sei eine clevere 3a-Lösung.»
Experten raten von gemischten Lebensversicherungen ab
Der Makler hatte ihm schöne Renditemöglichkeiten aufgezeigt: 2.5, 5.25 oder 7.5 %. Doch was genau mit welchem Teil der einbezahlten Summe passierte, das sei ihm nicht bewusst gewesen. Der Makler riet ihm, das Geld zehn Jahre liegenzulassen und erst dann wieder nachzuschauen.
Karl Flubacher, Geschäftsleiter beim VZ Vermögenszentrum, hat zu solchen Versicherungsprodukten eine grundsätzliche Haltung: «Ich rate klar ab von gemischten Lebensversicherungen, sei das auch im Rahmen einer 3. Säule, weil man dort Sparen und Risikoschutz kombiniert.» Das habe gleich zwei Nachteile: «Erstens: Es ist teuer, man spart nicht das Ganze, das man einbezahlt. Zweitens: Es ist extrem intransparent.»
Hohe Abzüge und tiefer Rückkaufswert
Als Jan Bühler im Juli 2023 – knapp zehn Jahre später – sein Guthaben überprüfte, erschrak er, wie wenig Geld er bei einer vorzeitigen Auflösung des Vertrags bekommen würde. Fortan bezahlte er keine Prämien mehr ein. Jan Bühler hatte jedes Jahr 3600 Franken einbezahlt und ging davon aus, dass nach 10 Jahren 36’000 Franken da sein müssten, doch es waren nur 23’322 Franken aufgeführt. Was er damals nicht wusste, ihm werden zusätzlich 1812 Franken aus dem Fonds vergütet. Sein Total betrug damit rund 25'000 Franken.
Happig waren auch die vielen Abzüge. Während der ersten drei Jahre werden ihm 135 Franken pro Monat für den Vertragsabschluss abgezogen. Insgesamt 4860 Franken. «Den Vogel abgeschossen haben zusätzliche 32 Franken Bearbeitungsgebühr pro Monat.»
Die rosigen Prognosen der Versicherungen
Birgit Rutishauser, Leiterin des Geschäftsbereiches Versicherungen bei der Finanzmarktaufsicht Finma, kritisiert die viel zu rosigen Prognosen der Versicherungen. Ab 2025 müssen diese realistischer sein: «Wir haben die Lebensversicherer aufgefordert, schlechte Szenarien zu zeigen, die aufzeigen, welches Risiko der Kunde eingeht und dass es eben auch schlechter verlaufen kann, als wenn man Geld auf ein Bankkonto legt.»
Die Finanzmarktaufsicht Finma reguliert solche Versicherungsprodukte in Zukunft strenger. Ab 2025 müssen sämtliche Kosten aufgezeigt werden.
Böses Erwachen bei vorzeitiger Vertragsauflösung
Ninja Versteeg suchte mit 22 Jahren eine gute Sparlösung. Sie habe dem Makler erklärt, dass sie für die Zukunft sparen möchte. Ihr Traum war ein eigenes Haus.
Die gebundene Vorsorge, Säule 3a mit Lebensversicherung, ist von Swiss Life ausgestellt. Die Laufzeit beträgt 42 Jahre. Als sie 14 Jahre später ein Haus kaufen wollte, kam das böse Erwachen. Sie hatte 46'759 Franken einbezahlt. Das Guthaben hätte sie zwar vorzeitig beziehen können, jedoch nur 32'860 Franken. Das wären also 13'903 Franken weniger: «Ich habe ein paar Tränen gelassen, denn das Geld bekomme ich nicht mehr.»