Das ist passiert: Die Thurgauerin Karin Wüthrich beauftragt den professionellen Immobilienvermittler Betterhomes mit der Suche einer neuen Mietpartei für ihre 4.5-Zimmerwohnung in Matzingen. Der Makler vermittelt ihr eine junge Familie und vereinbart einen raschen Vertragsabschluss mit Schlüsselübergabe. Nach dem Einzug erhält Karin Wüthrich jedoch nie einen Mietzins, auch die Kaution bleibt aus. Es dauert sieben Monate, bis die Vermieterin ihre Wohnung wieder betreten kann.
Die Betroffene: Karin Wüthrich kaufte sich die Wohnung mit dem Erbe ihrer Eltern und liess ihren Sohn darin wohnen. Als dieser auszog, macht sie sich auf die Suche nach einer neuen Mietpartei. Da die selbstständige Coiffeuse über keinerlei Erfahrung in der Vermittlung von Immobilien verfügt, wendet sie sich an Betterhomes, einem der grössten Immobilienvermittler in der Schweiz.
Die Mietnomaden: Betterhomes vermittelt die vierköpfige Familie an die Wohnungsbesitzerin. Eine einfache Google-Recherche hätte den Familienvater Kevin H. als Gauner entlarvt. «20 Minuten» nannte ihn den «Grösster Angeber der Ostschweiz». Auch «Blick» berichtete über den Thurgauer, als dieser Söldner für den Einsatz in Krisengebieten zu rekrutieren versuchte. Während die eingereichten Betreibungsregisterauszüge gefälscht waren, weisen die echten Dokumente Verlustscheine im Wert von mehreren Hunderttausend Franken auf.
Mangelhafte Abklärungen des Maklers: Kevin H. übermittelt dem Makler mangelhafte Personaldaten. Kontaktangaben, um Referenzen einzuholen, fehlten gänzlich. Hier hätte ein professioneller Makler handeln müssen, sagt Karin Weissenberger vom Wohneigentümerverband Casafair: «Ohne Angaben zu Referenzen ist eine gute und seriöse Abklärung nicht möglich».
Fragwürdige Schlüsselübergabe: Der Immobilienvermittler vereinbart eine schnelle Vertragsunterzeichnung samt Schlüsselübergabe, erzählt Karin Wüthrich: «Der Makler hat mich am Telefon bedrängt für den Vertragsabschluss». Dies, obschon die Mietkaution noch nicht einbezahlt worden sei. Betterhomes bestreitet die Aussagen von Karin Wüthrich. Dieses Vorgehen widerspreche allen Standards, sagt Karin Weissenberger: «In der Regel wird zuerst der Mietvertrag unterzeichnet, darauf folgt dann die Schlüsselübergabe. Allerdings nur dann, wenn der erste Mietzins und die Kaution überwiesen wurden». Später sagt ihr der Vermittler fälschlicherweise, dass sie die Mieter rasch wieder loswerde.
Der Schaden: Erst nach sieben Monaten ziehen die Mieter aus. Zurück bleibt eine ungeputzte und teils beschädigte Wohnung sowie Rechnungen für Anwaltskosten, Reparaturen und Verwaltungskosten. Zusammen mit den Mietausfällen beläuft sich der Schaden laut Karin Wüthrich auf rund 50'000 Franken. Ein harter Schlag für die Coiffeuse: «Ich habe mir dieses Geld für meine Pension angespart und nun ist alles weg».
Betterhomes will keine Entschädigung zahlen: Karin Wüthrichs Anwalt formulierte eine Zivilklage gegen Betterhomes und zieht vor den Friedensrichter. Obschon Betterhomes vor dem Schlichtungsverfahren eine Entschädigung in Aussicht gestellt hatte, wies die Immobilienfirma jegliche Schuld von sich, die Schlichtung scheiterte. Frau Wüthrich müsste den Fall nun vor das Zivilgericht bringen, für eine Klage fehlt ihr jedoch das Geld. Einzig auf die Vermittlungsgebühr von 2000 Franken verzichtet die Firma.