Andreas Egli kocht vor Wut, wenn er über die Swisscom-Tochterfirma Swisscom Directories spricht: «Das Geschäftsgebaren ist unterirdisch! Ich bin schwer enttäuscht von dieser Firma, insbesondere weil man weiss, dass das eine Swisscom-Tochter ist!». Andreas Egli ist mit seinen Bestattungsfirmen ein guter Kunde bei Localsearch, einer Marke von Swisscom Directories. Diese bietet ein Online-Telefonbuch und weitere Produkte im Bereich Digital-Marketing an. Die Verträge werden häufig von Localsearch-Verkäufern vermittelt und bei den Kundinnen zu Hause auf einem Tablett unterschrieben.
Was ist passiert? Andreas Egli stellte fest, dass auf zwei Werbeverträgen im Gesamtwert von 110'000 Franken pro Jahr die Unterschriften identisch sind. Eine der Unterschriften wurde offensichtlich vom Localsearch-Verkäufer kopiert und in den neuen Vertrag eingesetzt. Die Firma sei mit der Kopie der Unterschrift in den neuen Vertrag einverstanden gewesen, sagt Localsearch. Andreas Egli bestreitet das vehement. Die Unterschrift sei gefälscht. Localsearch ist Andreas Egli seither zwar bis auf einen Restbetrag von 13'000 Franken entgegengekommen, hält aber grundsätzlich daran fest, dass ein solcher Vertrag gelte.
Dem widerspricht Gabriela Baumgartner, Rechtsexpertin von «Kassensturz/Espresso»: «Ein gefälschter Vertrag kann nie ein gültiger Vertrag sein!»
Ex-Mitarbeiter: Gefälschte Verträge, unkündbare Verträge, falsche Versprechen
Andreas Egli ist kein Einzelfall. Das zeigen die Recherchen des «Kassensturz»-Reporters. Ein zweiter Fall einer offensichtlich kopierten Unterschrift im Vertrag liegt vor. Zudem bestätigen mehrere Ex-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter von Localsearch, das Tricksen bis hin zu Vertragsfälschungen komme immer wieder vor. Dazu gehöre auch, den Kunden unnötige Produkte zu verkaufen oder entgegen anderslautenden Versprechen neue Verträge mit langer Laufzeit abzuschliessen. Das System sei dermassen auf hohe Umsätze ausgerichtet, dass die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zweitrangig seien.
Dies belegt der Fall des Gartenbauunternehmers André Ryf, dem versprochen wurde, der alte Vertrag werde beim vorzeitigen Abschluss des neuen Vertrags aufgelöst. Nun soll er für zwei praktisch identische Online-Einträge bezahlen. Oder der Fall von Schwimmlehrerin Margot Guldimann, die trotz der von Localsearch bestätigten Vertragsauflösung noch bis zum Ende der Laufzeit bezahlen soll.
Viele Localsearch-Kunden fühlen sich über den Tisch gezogen
Mehr als ein Dutzend Kundinnen und Kunden von Localsearch berichteten dem «Kassensturz»-Reporter von ihren schlechten Erfahrungen mit Localsearch. Sie sagen auch, dass die Kundenberater oder der Kundendienst von Localsearch nach Vertragsabschluss kaum mehr telefonisch erreichbar gewesen sei.
Ein Blick auf die Ratingplattform Trustpilot zeigt die Unzufriedenheit in ihrer Breite: Praktisch alle Einträge zu Localsearch bekommen die tiefste Bewertung. Das alles sollte der Geschäftsleitung von Localsearch zu denken geben.