Labortests sind in der Schweiz im Durchschnitt um 67.5 Prozent teurer. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit BAG: Dafür wurden die Preise von 45 häufigen Tests mit denen in Belgien, Frankreich und Holland verglichen. Höhere Löhne, Mieten und Energiekosten in der Schweiz sind in der Analyse bereits eingepreist.
Labortests sind in der Schweiz teurer als in Frankreich und Co.
Ein Beispiel für die hohen Preise ist der CRP-Test (C-reaktives Protein), der zum Nachweis von Entzündungen eingesetzt wird. Im Ausland beträgt der Durchschnittspreis 4.08 Franken, in der Schweiz 9.00 Franken, 121 Prozent mehr! Den Preis für solche Labortests legt der Bund fest. Bis Ende Jahr läuft im BAG eine Überarbeitung dieser Tarife.
Steigende Laborkosten
2024 zahlten die Krankenkassen aus der Grundversicherung rund eine Milliarde Franken für Tests, die von Auftragslaboren durchgeführt wurden.
Trotz einer Kürzung der Labortarife im Sommer 2022 um 10 Prozent stiegen die Kosten wieder an, weil mehr Tests gemacht wurden. Verschiedene Ursachen stehen im Raum: Etwa ein Boom bei Vitamin-Tests, welche die Krankenkassen bezahlen müssen. Zudem zahlen Labore Rückvergütungen für Aufträge an die Ärzteschaft. Dies könnte ein Anreiz sein, dass Ärzte mehr und möglicherweise unnötige Tests anordnen.
Grosses Sparpotenzial
Preisüberwacher Stefan Meierhans sagt, die neue Studie bestätige die Ergebnisse seines eigenen Vergleichs aus dem Jahr 2022: «Die Labortarife sind in der Schweiz massiv überteuert.» Er kritisiert, die Laborkosten wären in den letzten Jahren stark gestiegen. Das Sparpotenzial von über hundert Millionen Franken müsse nun umgesetzt werden.
Auch der Thurgauer Nationalrat Christian Lohr kämpft seit Jahren für tiefere Laborkosten. Er sagt: «Wenn wir die Möglichkeit haben, Preise mit dem Ausland zu vergleichen, dann müssen wir auch handeln.»
Im Kassensturz bestreitet Dieter Burki vom Laborverband FAMH, dass die Labortarife in der Schweiz zu hoch seien.
Handlungsbedarf
Die Krankenversicherer sehen Handlungsbedarf: Der Chefökonom des Verbands Prio Swiss, Christoph Kilchenmann sagt, Laboranalysen seien zwar wichtige Hilfsmittel in der modernen Medizin.
Doch er beobachtet, dass Tests mit der zunehmenden Automatisierung günstiger würden, die Preise diese Entwicklung aber nicht abbildeten. Deshalb fordert er: «Man muss das den Prämienzahlenden weitergeben, durch eine Senkung der Labortarife.»
Dem Preisüberwacher geht die Überarbeitung der Tarife durch das BAG viel zu langsam vorwärts. Er fordert Sofortmassnahmen: «Man sollte die Tarife nochmals senken, linear um etwa 20 Prozent, bis der neue Tarif steht.»
Marc Schneider, Abteilungsleiter im BAG, ist verantwortlich für die Überarbeitung der Tarife. Er versichert, dass der Auslandpreisvergleich in die Neuberechnung einfliessen werde, doch er könne nichts vorwegnehmen. «Eine Senkung der Tarife liegt auch bei uns im Fokus.» Aber man müsse abwägen zwischen einer kostengünstigen und einer qualitativen, guten Versorgung. Er verspricht: «Wenn es Luft im System hat, dann lassen wir die raus.»