Ohne Brille scharf sehen, davon träumte die 36-jährige Pamela Weber. Im Sommer 2023 entschied sie sich für eine Trans-PRK-Augenlaser-Behandlung beim Anbieter Betterview. Die junge Laserkette führt 11 trendige Filialen in der ganzen Schweiz.
Nach dem Eingriff erlebt Pamela Weber unerwartet starke Beschwerden: «Man sagte mir, dass ich in den ersten Tagen nicht viel tun kann. Aber dass ich gar nichts sehe, das habe ich nicht erwartet».
Mehrfach schildert sie Betterview ihre Probleme, dort heisst es jedoch, die Heilung würde regulär verlaufen. Erst im Februar 2024 reagiert der Augenlaser-Anbieter und verschreibt ihr Augentropfen und eine Augensalbe. Ein Angebot seitens Betterview zu Nachlaserung schlägt Frau Weber aus.
Komplikationen zu spät erkannt
Sie hat das Vertrauen verloren und holt sich eine medizinische Zweitmeinung, beim Universitätsprofessor und Experten für Korrekturen nach Lasereingriffen Farhad Hafezi.
Dieser stellt fest: «Frau Weber sieht schlechter als vor der Operation, sie war vorher deutlich kurzsichtig, jetzt ist sie deutlich weitsichtig». Hätte man früher auf die starke Entzündung reagiert, so Hafezi, wären die Folgen für Frau Weber weniger gravierend ausgefallen.
Betterview: Mehrheitlich zufriedene Kundschaft
Betterview-CEO David Holenstein sagt im Kassensturz-Interview zum Fall von Pamela W.: «Mir tut das sehr leid, das ist nicht der Anspruch von Betterview. Es ist uns wichtig, dass wir Qualität liefern, leider ist dies nicht immer möglich». Er weist darauf hin, dass die Firma jährlich über 10'000 Augen behandelt: «Aktuell haben wir fünf Haftpflichtfälle, das ist im Verhältnis verschwindend wenig» und die Bewertungen zeigten eine hohe Zufriedenheit.
Stylische Filialen – grosse Werbeversprechen
Betterview ist innerhalb von 3 Jahren nach eigenen Angaben zum grössten Augenlaser-Anbieter in der Schweiz angewachsen. Ein Teil des Erfolgsrezepts: Werbung auf allen Kanälen, zinslose Ratenzahlungsmodelle und stilvoll eingerichtete «Filialen», als Abgrenzung zu klinischen Praxen. Auf Social Media wirbt Betterview intensiv um neue Patientinnen und Patienten und spricht bei der Laserbehandlung von einem «2-minütigen Eingriff ohne lange Heilungsdauer».
Die Geschäftsführerin der Patientenorganisation SPO, Susanne Gedamke, kritisiert die Werbung als verharmlosend: «Es wird suggeriert, dies sei ein kurzer Eingriff und es gebe keinen Heilungsprozess.»
Beschwerde wegen irreführender Werbung
Der Verband der Augenärztinnen und Augenärzte hat deswegen eine Beschwerde gegen Betterview bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich eingereicht. Es geht um einen Verstoss gegen das Medizinalberufe-Gesetz. Präsident Christoph Kniestedt kritisiert: «Es handelt sich um einen medizinischen Eingriff, der auch Komplikationen verursachen kann. So eine Werbung ist unseriös.» Betterview sagt, die Firma wisse nichts über diese Anzeige, sei aber der Ansicht, sie arbeite nicht unlauter.
Frau Weber will mit ihrem Fall vor einer Verharmlosung von Augenlasereingriffen warnen. Ein Leben ohne Brille scheint jedoch in weite Ferne gerückt zu sein.