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Patientin sieht schlechter als zuvor
Aus Kassensturz vom 15.10.2024.
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Trend Augenlasern Die Firma Betterview in der Kritik

Eine Patientin berichtet von folgenschweren Fehlern und Experten kritisieren heikle Werbemethoden.

Ohne Brille scharf sehen, davon träumte die 36-jährige Pamela Weber. Im Sommer 2023 entschied sie sich für eine Trans-PRK-Augenlaser-Behandlung beim Anbieter Betterview. Die junge Laserkette führt 11 trendige Filialen in der ganzen Schweiz.

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Betterview Kundin: «In die Nähe konnte ich anfangs nicht mehr sehen.»
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Nach dem Eingriff erlebt Pamela Weber unerwartet starke Beschwerden: «Man sagte mir, dass ich in den ersten Tagen nicht viel tun kann. Aber dass ich gar nichts sehe, das habe ich nicht erwartet».

Mehrfach schildert sie Betterview ihre Probleme, dort heisst es jedoch, die Heilung würde regulär verlaufen. Erst im Februar 2024 reagiert der Augenlaser-Anbieter und verschreibt ihr Augentropfen und eine Augensalbe. Ein Angebot seitens Betterview zu Nachlaserung schlägt Frau Weber aus.

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Komplikationen zu spät erkannt

Sie hat das Vertrauen verloren und holt sich eine medizinische Zweitmeinung, beim Universitätsprofessor und Experten für Korrekturen nach Lasereingriffen Farhad Hafezi.

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Augenlaserexperte: «Wenn Sie Ärzte erst sehen, wenn Sie unter dem Laser liegen, dann ist sehr viel untergangen.»
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Dieser stellt fest: «Frau Weber sieht schlechter als vor der Operation, sie war vorher deutlich kurzsichtig, jetzt ist sie deutlich weitsichtig». Hätte man früher auf die starke Entzündung reagiert, so Hafezi, wären die Folgen für Frau Weber weniger gravierend ausgefallen.

Betterview: Mehrheitlich zufriedene Kundschaft

Betterview-CEO David Holenstein sagt im Kassensturz-Interview zum Fall von Pamela W.: «Mir tut das sehr leid, das ist nicht der Anspruch von Betterview. Es ist uns wichtig, dass wir Qualität liefern, leider ist dies nicht immer möglich». Er weist darauf hin, dass die Firma jährlich über 10'000 Augen behandelt: «Aktuell haben wir fünf Haftpflichtfälle, das ist im Verhältnis verschwindend wenig» und die Bewertungen zeigten eine hohe Zufriedenheit.  

Augenlaseroperation, darauf ist zu achten:

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  1. Anwesenheit Augenärztin/ Augenarzt: Die operierende Person sollte nicht nur im Moment des Laser-Eingriffs anwesend sein, sondern auch bei der Voruntersuchung und mindestens bei einer Nachkontrolle.
  2. Umfassende Beratung: Eine gründliche Beratung ermöglicht es, Wünsche und Erwartungen klar zu kommunizieren. Die Fachperson muss über Risiken, mögliche Komplikationen und die verschiedenen Methoden aufklären.
  3. Zeit für Fragen: Die Fachperson sollte ausreichend Zeit für Fragen und Bedenken haben, um ein umfassendes Verständnis des Eingriffs zu gewährleisten.
  4. Wer drängt, ist nicht seriös: Die Fachperson muss den Patienten vor dem Eingriff genügend Bedenkzeit einräumen. Lassen Sie sich zu keiner Entscheidung drängen.
  5. Locken mit günstigen Preisen: Die hohe Nachfrage an Lasereingriffen führt zu einem unübersichtlichen Markt. Preisangebote sollten nicht der einzige Entscheidungsfaktor sein.

Stylische Filialen – grosse Werbeversprechen 

Betterview ist innerhalb von 3 Jahren nach eigenen Angaben zum grössten Augenlaser-Anbieter in der Schweiz angewachsen. Ein Teil des Erfolgsrezepts: Werbung auf allen Kanälen, zinslose Ratenzahlungsmodelle und stilvoll eingerichtete «Filialen», als Abgrenzung zu klinischen Praxen. Auf Social Media wirbt Betterview intensiv um neue Patientinnen und Patienten und spricht bei der Laserbehandlung von einem «2-minütigen Eingriff ohne lange Heilungsdauer».

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Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO: «Es wird suggeriert, dass es sich um einen unkomplizierten Eingriff handelt.»
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Die Geschäftsführerin der Patientenorganisation SPO, Susanne Gedamke, kritisiert die Werbung als verharmlosend: «Es wird suggeriert, dies sei ein kurzer Eingriff und es gebe keinen Heilungsprozess.»

Beschwerde wegen irreführender Werbung

Der Verband der Augenärztinnen und Augenärzte hat deswegen eine Beschwerde gegen Betterview bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich eingereicht. Es geht um einen Verstoss gegen das Medizinalberufe-Gesetz. Präsident Christoph Kniestedt kritisiert: «Es handelt sich um einen medizinischen Eingriff, der auch Komplikationen verursachen kann. So eine Werbung ist unseriös.» Betterview sagt, die Firma wisse nichts über diese Anzeige, sei aber der Ansicht, sie arbeite nicht unlauter.

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Christoph Kniestedt, Präsident SOG: «Eine 100% Garantie kann man nicht aussprechen, insofern ist diese Werbung unseriös.»
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Frau Weber will mit ihrem Fall vor einer Verharmlosung von Augenlasereingriffen warnen. Ein Leben ohne Brille scheint jedoch in weite Ferne gerückt zu sein.

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Betterview CEO David Holenstein nimmt Stellung im Studio
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Kassensturz, 15.10.24, 21:10 Uhr

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