Bei «Kassensturz» häufen sich Reklamationen zu dubiosen Shops: Eine wachsende Anzahl Online-Anbieter geben sich als Schweizer Firmen aus, mit Produkten guter Qualität. Verschickt wird dann aber asiatischer Billigramsch – oder gar nichts.
Claudia Spörri suchte im Internet nach einem warmen Rollkragenpullover für den Winter. Online fand sie ein scheinbar attraktives Angebot: ein Kaschmirpullover von einem «Zürcher Traditionsunternehmen». Der Preis war erstaunlich günstig, aber die Webseite wirkte glaubwürdig – im Impressum war ein Büro in Glattbrugg aufgeführt.
Doch die unschöne Überraschung folgte Wochen später. Claudia Spörri bekam eine E-Mail, die Ware habe China verlassen. «Da dachte ich: Holy Shit!», erinnert sie sich. Wochen später erhielt sie das Paket mit dem Pullover. Doch Kaschmir war das nicht. Laut Label besteht er aus 95 Prozent Polyester und 5 Prozent Elasthan.
Dropshipping: Das Geschäftsmodell hinter Fake-Shops
«Das ist ein Verstoss gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, man darf kein Produkt mit Eigenschaften anpreisen, dass es nicht hat», so Lucien Jucker von der Stiftung von Konsumentenschutz. Solche Angebote gibt es jedoch zuhauf.
Die Geschäftsmethode dieser Shops heisst Dropshipping. Sie verkaufen Ware von chinesischen Handelsplattformen wie Ali Express. Bestellungen würden direkt in China ausgelöst, der angebliche Schweizer Webshop ist dabei lediglich Vermittler ohne eigenes Lager, der die Produkte in seinem Online-Shop anbietet und Bestellungen weiterleitet. «Kunden bezahlen so viel für Produkte, die dort wesentlich günstiger sind», sagt Jucker.
Bei «Kassensturz» melden sich täglich Zuschauerinnen und Zuschauer, die solchen Unternehmen auf den Leim gegangen sind. Zum Beispiel Helen Heim Huber. Sie wartet seit Monaten auf eine Lieferung von chiccasa.ch, oder Melanie Gasser: Sie erhielt Billigstkleider statt der angepriesenen stilvollen Abendgarderobe.
Rückerstattung ist schwierig
Kundin Claudia Spörri wollte ihren Pullover zurückgeben und ihr Geld erstattet bekommen. Doch der Anbieter Wilhelm Wald bot lediglich einen Rabatt von 10 Prozent auf den Pullover oder einen Gutschein auf den nächsten Einkauf an. Für Claudia Spörri ist das inakzeptabel: «Das ist einfach nicht in Ordnung so!»
Der Geschäftssitz von Wilhelmwald in Zürich ist mittlerweile verlassen. Firmeninhaber Jorge Oesterle schreibt «Kassensturz»: «Leider wurden Produkte geliefert, die nicht der Qualität entsprechen. Das Geschäft wurde geschlossen.» Fehlerhafte Produkte würden rückerstattet. Chiccasa.ch und Stella-Zurich.com haben auf die Anfrage von «Kassensturz» nicht geantwortet.
Weiterführende Links
Lucien Jucker rät Betroffenen, solche Firmen beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco zu melden. Und: «Zahlungen per Kreditkarte können unter Umständen rückgängig gemacht werden.» Doch viele Kundinnen bleiben auf dem Schaden sitzen. Immerhin: Claudia Spörri hat nach Eingreifen von «Kassensturz» das Geld für den Pullover wieder zurückerhalten.