Plötzlich schalten Laserdrucker und Tintenstrahldrucker ab. Auf dem Display erscheint die Meldung: Toner leer oder Tintenpatrone ersetzen. Ein Bschiss, denn in den Patronen und Kartuschen steckt noch viel Toner beziehungsweise Tinte drin.
Brother zählt die Seiten
Der Brother Laserdrucker DCP 9020DWC zählt die gedruckten Seiten und meldet nach einer bestimmten Anzahl, dass die Patrone leer sei. Im «Kassensturz»-Drucker-Test stellte das Prüflabor fest, dass der Toner noch halb voll war als diese Meldung kam. «Wir haben den Zähler zurückgesetzt und konnten danach nochmals gleich viele Seiten ausdrucken», sagt Testleiter Wolfgang Herter.
Das Reset für den Zähler versteckt sich im Service-Menü. Um dort rein zu kommen braucht es einen Code. Diesen hat das Labor vom Brother Kundenservice erhalten. Brother schreibt «Kassensturz», dass der Kundenservice unter Angabe der Seriennummer des Druckers die Anleitung zum Reset des Zählers herausgeben würde.
Es hatte noch Toner für Tausend Seiten
Dies erlebte Kassensturz-Zuschauer André Weyermann. Sein Farblaserdrucker für knapp 1000 Franken meldete ihm sogar, dass alle Tonerkassetten gleichzeitig leer seien: «Das kann einfach unmöglich sein.» André Weyermann fragt nach bei Brother. Der Informatiker will wissen, wie man den Drucker wieder zum Laufen bringt. Brother teilt ihm mit, dass dies bei seinem Gerät nicht möglich sei.
Der Informatiker fühlt sich von Brother bevormundet. Im Internet findet er eine Anleitung wie man den Drucker wieder zum Laufen bringen kann. Ein kleiner Handgriff, ein paar Tasten drücken und schon läuft der Drucker wieder. «Es ist eine Schweinerei. Das Gerät hat mich belogen, Brother hat mich belogen und so habe ich ungefähr 500 Franken gespart und kann noch zig Tausend Seiten weiter drucken.»
HP Drucker: Eingebauter Chip schaltet Gerät ab
Auch HP bevormundet Drucker. Das Laserdrucker von Alain Fuchs verweigerte plötzlich seinen Dienst wegen angeblich leerer Tonerkassette. Der Informatiker entdeckt im Gerät die fiese Masche: Bei seinem Drucker zählt ein kleiner Chip auf der Kassette die Seiten und stellt plötzlich ab. Ganz unabhängig vom Tonerstand.
«Ich tauschte diesen kleinen Chip aus und konnte noch knapp 900 Seiten drucken.» HP rechtfertigt die Druckersperre mit dem Chip: Die Tonermenge alleine sei nicht ausschlaggebend. Tonerkassetten bestünden aus mehreren Komponenten. Wenn nur eine dieser Komponente ihr Lebensende erreiche, melde dies der Drucker: «Er signalisiert damit, dass HP ab jetzt nicht mehr gewährleisten kann, dass künftige Ausdrucke den sonst üblichen, hohen Qualitätstandards genügen.»
Fakt bleibt: Auch wenn der Drucker seinen Dienst verweigert - Toner hat’s noch genug. Das Geschäft mit dem Nachfüllmaterial ist für die Hersteller lukrativ. Auch bei Tintenpatronen.
«Leere» Tintenpatrone noch ein Drittel voll
Fredy Gass ist Inhaber eines Tintennachfüll-Labors in Basel. Seit über 20 Jahren füllt seine Firma leere Original-Tintenpatronen auf. Für Kassensturz untersucht der Experte eine leere Tintenpatrone von Epson. Das Resultat: Aus der angeblich leeren Patrone konnte er noch 4ml absaugen.
Dies entspricht rund einem Drittel der Originalfüllmenge. «Ganz leer darf die Patrone nicht sein, sonst kann man den Drucker schlecht aufstarten, aber ein Drittel Restmenge ist relativ viel.»
Fredy Gass kennt die Tricks der Hersteller:
- Er zeigt Kassensturz einige Beispiele: Das Innere einer Tintenpatrone von Epson beispielsweise gleiche einem Labyrinth und habe eine doppelte Wand. Mit dieser Bauweise will der Hersteller ein Nachfüllen verunmöglichen.
- Einige Tintenpatronen von HP enthalten sogar ein Verfalldatum. Nach Ablauf ist sie unbrauchbar. Egal wie viel Tinte noch drin ist.
- Ein weiterer Trick sind die sogenannten Starterpatronen, das sind Patronen, welche bei einem neuen Drucker mitgeliefert werden. Diese Patronen werden bewusst nicht ganz gefüllt und sind oftmals halbvoll. Nicht bloss Tonerkassetten und Tintenpatronen haben vom Hersteller eine festgelegte Lebensdauer.
Epson: Verfalldatum für ganzen Drucker
Einige Hersteller bauen sogar für das ganze Gerät ein «Verfallsdatum» ein. Der Tintenstrahldrucker von Marcel Haas schaltete eines Tages ab. Auf dem Display erschien die Meldung, dass die Lebensdauer einiger Druckerteile abgelaufen sei.
Marcel Haas informierte sich bei Epson und erhielt zur Antwort, dass es für sein Modell leider keine Ersatzteile gäbe. Epson bot ihm aber ein günstiges Nachfolgemodell an. «In meinen Augen geht es um Verkaufszahlen und ums Geld und nicht ums Produkt selber damit es lange hält.»
Epson widerspricht. Man könne den Service der Wartung nur eine bestimmte Zeit anbieten: «Nach Ablauf dieser Frist, deren Länge vom Druckertyp abhängt, kann eine Reparatur nicht mehr in jedem Fall gewährleistet werden.» Doch der Epson-Drucker von Marcel Haas braucht gar keine Reparatur. Er ist nur zu alt für Epson.
Auch Marcel Haas machte sich im Internet schlau und auch er fand eine Software mit welcher er seinen Drucker zurücksetzen konnte. «Seither läuft er wieder perfekt und einwandfrei. Jeder, der dies nicht weiss, schmeisst seinen Drucker weg, obwohl er eigentlich noch funktionieren würde.»