Wenn sich Kosmetikerin Brigitte Brunner an den Vertreter der Firma «Euroweb» erinnert, wird sie wütend: «Er hat mir das Blaue vom Himmel versprochen: Er habe ein spezielles Premiumpaket, nur für mich, damit ich mehr Kunden gewinne.»
Das Versprechen kam zur Richtigen Zeit, Brunner hatte sich als Kosmetikerin selbständig gemacht, war daran, ihr Geschäft aufzubauen. «Es koste für mich nur 270 Franken pro Monat.» Mehrmals fragte die Kosmetikerin, ob es denn einen Haken gebe, was der Vertreter abstritt.
Der Haken im Kleingedruckten
Erst zu spät findet sie den Haken doch noch im Kleingedruckten: Sie kann nicht aussteigen, wann sie will, der Vertrag dauert 48 Monate. Während 48 Monaten soll sie 270 Franken bezahlen. Das macht insgesamt 12'960 Franken. Geld, das sie nicht hat.
Brunner zahlte die ersten paar Raten ein. Doch während mehrerer Monate lieferte «Euroweb» keine Resultate, deshalb hörte sie auf zu bezahlen. «Euroweb» reagierte nicht, bis vor kurzem: Da erhielt sie eine Rechnung über 12'444 Franken.
Der Absender ist eine Firma namens «Alpenweb AG». Dies ist der neue Name von «Euroweb». «Alpenweb AG», ehemals «Euroweb», hat Sitz in Glarus. Präsident ist Christoph Preuss aus Düsseldorf. Der Vertriebsleiter Schweiz ist Martin Witscher.
20'000.- für eine verbesserte Webseite
Auch Stephan Stoller ging der Firma «Alpenweb AG» auf den Leim. Er gründete vor einigen Monaten eine eigene Firma für Hausräumungen, Bodenbeläge und Holzarbeiten. Auch Stoller sucht neue Kunden. Da kam der «Alpenweb AG»-Vertreter gerade recht.
Er versprach: Mit einer verbesserten Webseite würde Stoller viel mehr Aufträge erhalten. Auch ihm bot der Vertreter das angeblich exklusive Premiumangebot an.
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Stoller glaubt dem Vertreter und unterschreibt. Auch er entdeckt erst Tage später: Der Vertrag läuft über 48 Monate, die Seite wird ihn über 20'000 Franken kosten. «Dieser riesige Betrag kann für meine Firma den Konkurs bedeuten», sagt der Handwerker.
«Vertreter machen falsche Versprechen»»
«Alpenweb AG» hat es auf Kleingewerbler abgesehen. Dies bestätigt ein ehemaliger Vertreter der «Euroweb AG», der sich bei «Kassensturz» meldete: «Wir haben den Leuten erzählt, dass sie gratis eine Internetseite erhalten. Das entspricht nicht der Realität. Ziel war es, die Kunden zu verwirren und ihnen zu erklären: Hey, das ist jetzt deine Chance, nachher hast Du eine solche Chance nie mehr.»
Er sei bald ausgestiegen: «weil wir die Leute täuschten. Man rechnet ihnen etwas vor, sie können viel Geld sparen. Dabei bezahlen sie mehrere zehntausend Franken.»
Überrissene Preise
Roland M. Rupp vom Schweizerischen KMU Verband weiss von vielen Unternehmen, welche von «Alpenweb AG»-Vertretern bedrängt wurden: «Diese Preise sind völlig überrissen. Wenn jemand eine einfache Internetseite braucht, kann er das selber machen oder er findet jemanden, der ihm das für 500 bis 1000 Franken macht.»
Wenn man von Suchmaschinen gefunden werden wolle, könne man dies selber steuern und sei ab 50 Franken pro Monat dabei.
Auch in Deutschland brachte die Euroweb-Gruppe viele Kleinunternehmer um ihr Geld. Der Westdeutsche Rundfunk hat mehrmals berichtet.
Auf Mails, Telefonanfragen und Einschreiben von «Kassensturz» kommt während Wochen keine Antwort. Am «Alpenweb»- Sitz in Glarus sind auch keine Verantwortlichen anzutreffen. Zu den Vorwürfen nimmt niemand Stellung. Weder Präsident Christoph Preuss noch der Verkaufsleiter Martin Witscher.
Internetdomain nicht überschreiben
Den Unternehmern zieht «Alpenweb» nicht nur hohe Summen aus der Tasche – Stephan Stoller erhält immer wieder Briefe, die fordern, dass er seine Internetadresse der Firma «Alpenweb» überschreibt.
Davor warnt der Vertreter jedoch deutlich: «Wenn man nicht bezahlt, wird die Seite einfach abgestellt. Der Kunde hat keine Chance, auf das Ganze zuzugreifen, er schaut in die Röhre, hat keine Homepage mehr.»