Seit Monaten hatten die beiden Konzerte des britischen Musikers Ed Sheeran in Zürich für Ungewissheit gesorgt: Würde es wegen der personalisierten Tickets zu ewig langen Warteschlangen vor dem Letzigrund Stadion kommen? Würden Fans abgewiesen, weil der falsche Name auf dem Ticket steht? Die Befürchtungen haben sich mehrheitlich nicht bestätigt. Die Eingangskontrolle funktionierte mehr oder weniger reibungslos. Doch es gab auch gefrustete Gesichter.
Kein Einlass mit Viagogo-Ticket
Besonders angespannt war die Stimmung jeweils an jener Kasse, die für Viagogo-Kunden eingerichtet worden war: Deren Tickets wurden für ungültig erklärt. Wollten die Leute das Konzert dennoch besuchen, wurden sie gezwungen, neue Tickets zum Normalpreis zu kaufen.
«Ich finde das so eine Frechheit», ärgerte sich eine Mutter gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Sie hatte bei Viagogo zwei Tickets für fast 400 Euro gekauft. Nun sollte sie noch einmal rund 200 Franken bezahlen für zwei Tickets zum Normalpreis. «Ich kenne Viagogo nicht und wusste nicht, dass man dort keine Tickets kaufen sollte.»
Auch eine andere Frau ärgert sich, dass sie noch einmal zahlen soll: Der Veranstalter habe das Geld ja schon mal einkassiert. «Es kann denen doch egal sein, wenn ich bei Viagogo das Doppelte bezahle. Und Ed Sheeran tut das auch nicht weh.»
Veranstalter hat nur bedingt Mitleid
Johannes Vogel, Geschäftsführer des Veranstalters Allblues kann den Frust der beiden Fans zwar nachvollziehen. «Es gab allerdings auch sehr viele Leute, die haben ganz bewusst bei Viagogo Tickets gekauft. Denen ist völlig egal, wenn sie das Drei-, Vier-, Fünffache bezahlen.» Diese Gleichgültigkeit gehe ihm gegen den Strich.
Eine konkrete Zahl mag Johannes Vogel nicht nennen. Insgesamt habe man «mehrere hundert» Viagogo-Kunden gezählt. Mehr als erwartet, denn eigentlich ist das Ziel der personalisierten Tickets ja, dass eben kaum Tickets auf Plattformen wie Viagogo landen. Dennoch wertet Vogel das System, das von Ed Sheerans Management vorgegeben worden war, als Erfolg: «Wenn nun all diese Viagogo-Kunden das Geld dort zurückfordern, tut das dieser Firma weh», ist er überzeugt.
«Geld kommt nicht in unseren Sack»
Heikel am Umgang mit den Viagogo-Kunden ist, dass auf diese Weise Tickets doppelt verkauft werden: Denn bei Viagogo handelt es sich um eine Wiederverkaufsplattform. Ein Erstkäufer hatte also das Ticket im offiziellen Vorverkauf für Viagogo gekauft und dann auf Viagogo wieder zum Verkauf angeboten. Müssen Personen, die mit solchen Tickets anreisen, nun noch einmal Tickets kaufen, kassiert der Veranstalter zweimal. Es geht um mehrere zehntausend Franken.
«Das Geld kommt aber nicht in unseren Sack», betont Johannes Vogel. «Wir müssen dem Management bekannt geben, wie viel Geld wir zusätzlich eingenommen haben.» Dieses Geld bleibe vorerst beim Veranstalter, auch für den Fall, dass in diesem Zusammenhang noch Rückforderungen geltend gemacht würden. «Zu einem späteren Zeitpunkt entscheidet das Management, was mit dem Geld passiert. Es dürfte für einen guten Zweck gespendet werden.»
Umstrittene Gebühr fürs Umschreiben
Aber nicht nur für Viagogo-Kunden hatten die personalisierten Tickets Konsequenzen. Von den knapp 100'000 verkauften Tickets wurden rund zehn Prozent im Vorfeld umpersonalisiert gegen eine Gebühr von 15 Franken. Das war bis drei Wochen vor den Konzerten möglich. Wer diese Frist verpasst hatte, konnte an den Konzert-Tagen in einem eigens dafür eingerichteten Ticket-Zelt seine Tickets umschreiben lassen. Ebenfalls für 15 Franken. «Das ist Abzockerei», sagten mehrere Fans gegenüber «Espresso».
Johannes Vogel lässt diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen: Das Umschreiben im Vorfeld sei mit erheblichem Aufwand verbunden gewesen. «Die 15 Franken dafür waren absolut gerechtfertigt. Und es wäre unfair gewesen, wenn wir das für die Leute, die sich nicht rechtzeitig ums Umpersonalisieren gekümmert haben, gratis gemacht hätten.»
Noch fairer wäre natürlich, wenn personalisierte Tickets für die Fans mit gar keinem zusätzlichen Aufwand verbunden wären.
Bei Konzerten mit grossem Anstrum wohl Zukunft
Müssen wir uns darauf einstellen, dass ein Konzertbesuch künftig nicht mehr so unkompliziert vonstattengeht wie bis anhin, und dass Tickets nicht mehr so einfach verschenkt werden können? «Ja, ich glaube für ein paar wenige Veranstaltungen wird dies tatsächlich der Fall sein. Einfach immer dann, wenn die Nachfrage riesig ist.»
Und obwohl dieses System auch Nachteile mit sich bringt: Die Absicht, auf diese Weise, den Schwarz- bzw. Graumarkt zu verhinden, ist positiv zu werten. Denn wenn sich die Nulltoleranz von Veranstaltern gegenüber Viagogo- und anderen Graumarkt-Kunden durchsetzt und herumspricht, dürfte dies das Geschäft solcher Plattformen empfindlich treffen.