Gerade jetzt zur Grippezeit versucht jeder, den üblen Viren und Bakterien aus dem Weg zu gehen. Und jeder weiss: Öffentliche Verkehrsmittel und öffentliche Räume bergen eine besonders grosse Ansteckungsgefahr.
Die Studie:
1300 Mal mehr Keime als Papiertücher
Da lässt die Studie aus dem englischen «Journal of Applied Microbiology» aufhorchen: Dort steht, dass Handföhne auf öffentlichen WCs regelrechte Bakterienschleudern seien. Besonders schlimm sollen die neuen Drucklufthandtrockner sein. Die Hände werden in den Schlitz oben gehalten und dann mit Druckluft sekundenschnell getrocknet. Diese Geräte, die unsere Hände mit bis zu 600 km/h anblasen, sollen laut Untersuchung 1300 Mal mehr Keime in die Umgebung schleudern, als normale Papierhandtücher. Im Test flogen die Erreger bis zu drei Meter weit. Da ist ja eine Ansteckung geradezu vorprogrammiert! Soll man solche Luftmaschinen also gar nicht mehr verwenden? Oder am besten gar öffentliche WCs meiden?
Hilfreiche Links:
«Untersuchung ist unrealistisch»
Infektiologe und Spitalhygieniker Rami Sommerstein vom Inselspital Bern warf für «Espresso» einen Blick in die Studie aus England. Und seine Meinung ist deutlich: Diese Studie sei nicht realistisch. «Da wurden künstliche Bedingungen geschaffen, die in der Realität so nicht vorkommen.»
Tatsächlich wurden absichtlich die Handschuhe der Testpersonen mit grossen Mengen Bakterien versehen. «Da verwundert es nicht weiter, dass bei einem Handföhn dann auch viele Keime herumfliegen. Aber im Alltag treffen wir diese Situation nicht an.»
Händewaschen immer mit Seife
Der Infektiologe sieht beim Händetrocknen keine Ansteckungsgefahr. Viel wichtiger sei aber die eigentliche Handwäsche. Nur Wasser reicht da nicht: «Wichtig ist, dass man beim Händewaschen immer Seife verwendet. Sie tötet Bakterien und Viren ab.» Dabei reichen ein paar Sekunden. Die 30-Sekunden-Regel gelte vor allem für Spitäler.
Und somit spielt es dann auch keine Rolle mehr, ob man seine Hände mit Papiertüchern, Warmluft oder Druckluft trocknet. Denn nach einer gründlichen Handwäsche sind auf unseren Fingern keine Bakterien mehr, die herumgeschleudert werden können. Derselben Meinung ist übrigens auch das Bundesamt für Gesundheit, wie es auf Anfrage von «Espresso» mitteilt.
Viel grösser ist die Ansteckungsgefahr aber in den öffentlichen Verkehrsmitteln. «Und diese kann man verringern», sagt Rami Sommerstein, «indem man die sogenannte respiratorische Etikette einhält.»
Die respiratorische Etikette
Dabei geht es um ein paar einfache Benimmregeln rund um die Atmungstätigkeit. Die Befolgung einiger einfacher Hygieneregeln ist für gesunde wie auch grippeerkrankte Personen eine wichtige Präventionsmassnahme.