Viele Handwerker und Heimwerkerinnen dürften beim Öffnen der Werkzeugkiste schon die Nase gerümpft haben. Es riecht bisweilen tatsächlich nach Erbrochenem oder faulen Eiern.
«Wir mussten ab und zu den Laden lüften»
Woher kommt dieser Geruch? Das SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» startet seine Spurensuche im Zürcher Fachgeschäft Hasler. Dessen Filialleiter Christian Engeler kennt das Problem: «Wir mussten wegen des Gestanks ab und zu den Laden lüften.» Die Ursache seien eindeutig die klassischen roten Schraubenzieher-Griffe der Berner Firma PB Swiss Tools gewesen.
Die Lösung: Vanilleduft!
Das Problem habe sich aber schon seit einer Weile erledigt, denn die «Rezeptur» für die Griffe habe sich geändert: «Man hat herausgefunden, dass man den Gestank nicht mehr wahrnimmt, wenn man Vanille dazumischt», so Engeler.
Eva Jaisli, die Chefin der Herstellerfirma bestätigt: Der Vanilleduft soll die üblen Gerüche neutralisieren. Die eigentliche Verursacherin des Geruchs ist die Buttersäure, die beim Produktionsprozess des Griffs zum Einsatz kommt. Sie riecht nach Erbrochenem und faulen Eiern. Dazu braucht es unter anderem auch Essigsäure und vor allem Holz-Cellulose.
Das daraus entstehende, sogenannte Celluloseacetatbutyrat sorge dafür, dass die Schraubenzieher-Griffe stabil und langlebig seien, erklärt Jaisli. Dieser Kunststoff ist schon seit bald 100 Jahren im Handel und wird auch für diverse andere Produkte verwendet wie zum Beispiel für gewisse Taschenmesser-Griffe, Spielzeug oder Auto-Zubehör. Hier entsteht das Geruchsproblem aber oftmals gar nicht erst, weil diese Produkte selten in dicht verschlossenen Behältern drin sind, anders als die Schraubenzieher in der Werkzeugkiste.
Vanille gefällt (fast) allen
Warum verwendet man aber ausgerechnet Vanille, um den Buttersäure-Geschmack auszutreiben? Der Duft erfreue sich grosser Beliebtheit, das sei wissenschaftlich geprüft, sagt Eva Jaisli: «Er ist beliebt bei Frauen, Männern, Älteren, Jüngeren und verschiedensten Nationen und Kulturbereichen.» Und in den Produktionshallen rieche es jetzt wie in einer Vanillegipfeli-Bäckerei, wenn die Griffe gespritzt werden.
Das Kundenfeedback sei mehrheitlich positiv. Schaut man sich im Internet um, gibt es aber auch schon wieder jene, die sich irritiert fragen: Was soll dieser süssliche Gestank? Allen kann man es wohl nie recht machen.