Das Wichtigste in Kürze
- Ein Raumspray von Coop verspricht ohne Parfum unangenehme Gerüche zu neutralisieren und die Raumluft zu erfrischen. Eine Hörerin des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» möchte wissen, wie das funktionieren soll.
- Laut Hersteller Steinfels Swiss zersetzen bei diesem Spray «geruchsfressende Zuckerhefe-Enzyme» lästige Geruchsmoleküle.
- Matthias Nagel, Chemiker bei der Empa, hält es für möglich, dass der Deoplex genannte Wirkstoff unangenehme Duftstoffe umwandeln kann, erwiesen sei die Wirkung allerdings nicht.
- Problematisch seien die im Spray enthaltenen Konservierungsstoffe, sagt der Empa-Experte.
Die Werbung für einen neuen Raumspray ohne Parfum hat eine «Espresso»-Hörerin stutzig gemacht. «Wie funktioniert Geruchsneutralisation ohne Parfum?», möchte sie wissen. Die Frage lässt sich nur mit einer Portion «Chemieunterricht» beantworten.
Für die Neutralisation von schlechten Gerüchen in Küche, Bad oder Wohnzimmer braucht der «Pure Neutro Spray» von Coop gemäss Irene Wirz von Hersteller Steinfells Swiss eine Enzymmischung, die bei der Vergärung von Hefe entsteht. Diese Deoplex genannte «geruchsfressende Zuckerhefe» könne Geruchsmoleküle zersetzen und chemisch umwandeln, sagt die Entwicklungschemikerin.
Kein Wirkungsnachweis bekannt
Bei der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa schliesst man nicht aus, dass Deoplex einzelne Duftstoffe chemisch umwandeln, zersetzen oder abbauen kann. Allerdings gebe es keine Untersuchung darüber, wie effizient Geruchsmoleküle auf diese Weise degradiert werden könnten.
Der Erfolg hänge auch von der verfügbaren Konzentration der Enzyme ab. Der Wirkstoff werde auch in zahlreichen Kosmetikprodukten verwendet. Über negative gesundheitliche Auswirkungen sei nichts bekannt.
Konservierungsstoffe sind problematischer
Anders sieht es bei den ebenfalls im «Pure Neutro Spray» enthaltenen Konservierungsmitteln aus: Diese sind gemäss Empa-Chemiker Matthias Nagel problematischer. Es handelt sich dabei um Biozide, die auch Kosmetika sowie Haushalts- und Industriereinigern beigesetzt werden.
Sie können Allergien hervorrufen und sind deshalb seit dem 12. Februar 2018 in der EU und auch in der Schweiz bei Kosmetikprodukten, die auf der Haut verbleiben, verboten. In Sprays und Putzmitteln sind sie aber weiterhin erlaubt.Allerdings können diese Stoffe beim Versprühen in die Raumluft eingeatmet werden.
Empa-Chemiker Matthias Nagel sagt: «Ich würde diese Allergene meinen Lungenschleimhäuten nicht zumuten, schon gar nicht zum Beispiel mit abgestandenem Zigarettenrauch.» Er plädiert dafür, bei Sprühnebeln jeglicher Art vorsichtig zu sein. Nagel empfiehlt zur Geruchsbeseitigung Grossmutters Rezept: Lüften.
Steinfels-Swiss sucht alternativen Konservierungsstoff
Gemäss Irene Wirz von Steinfels Swiss sind bis jetzt wegen dem Einsatz des Lufterfrischer-Sprays keine allergischen Reaktionen bekannt. Bei richtigem Einsatz (sprühen nur in die Luft und nicht direkt auf Körperteile) sei mit keinen gesundheitlichen Schäden zu rechnen. Trotzdem arbeite Steinfels Swiss mit Nachdruck an der Suche nach einem alternativen, unproblematischen Konservierungsmittel.