«Saison» hat, was aktuell hier wächst. Derzeit sind das etwa Aprikosen, Erdbeeren, Kirschen, bald auch Himbeeren oder Heidelbeeren. All diese Früchte sucht der Konsument im «Saison»-Fruchtsalat der Migros für den Sommer vergeblich.
Potpourri aus aller Welt
Die Zutatenliste liest sich vielmehr wie ein Potpourri von Früchten aus aller Welt: Melonen grün aus Brasilien, Melonen orange ebenfalls aus Brasilien, Ananas aus Costa Rica, spanische Trauben und Äpfel aus Frankreich und der Schweiz. Ein «Kassensturz»-Zuschauer fragt sich: «Warum verkauft uns die Migros das als «Saison»-Produkt?»
Migros antwortet darauf, man verstehe den Saison-Begriff anders: «Mit Saison beziehen wir uns nicht auf die schweizerische Saison der Früchte.» Es gehe darum dem Kunden eine Abwechslung im Sortiment zu bieten, typische Sommerfrüchte zu verwenden. Und das sind dann «Früchte, welche in der Saison konsumiert werden.»
Migros widerspricht sich selbst
Früchte haben also Saison, wenn sie aktuell gegessen werden? Da widerspricht sich die Migros selbst. Sie bietet Kunden nämlich im Internet einen eigenen Saisonkalender und findet, es lohne sich darauf zu achten, wann welche Frucht Saison habe: «Früchte schmecken am besten, wenn sie frisch aus der Nähe kommen.»
Führt Migros bei ihrem Fruchtsalat Kunden also bewusst auf die falsche Fährte? Das bestreitet der Detailhändler. Keinesfalls wolle man die Kunden in die Irre führen. Die Qualität der Früchte habe Vorrang vor der Herkunft. Das führt dann dazu, dass Migros selbst bei Südfrüchten weit gereiste Produkte verwendet: Melonen aus Brasilien, wenn sie in Spanien noch nicht reif sind.
Ist so ein «Saison»-Produkt legal?
Gesetzlich geschützt ist der Begriff «Saison» nicht. Genau sowenig wie viele andere Marketing-Begriffe wie «natürlich» oder «hausgemacht». Entscheidend sei, ob die Mehrzahl der Kunden sich von der Aufmachung des Produkts getäuscht fühlen, sagt der Genfer Kantonschemiker Patrick Edder.
Und da sei der Begriff «Saison» nicht eindeutig. Er könne sich auch auf eine Jahreszeit beziehen. Wenn der Hersteller auf dem Produkt sauber deklariert, was darin enthalten ist, könne sich der Kunde ein eigenes Bild machen.