Es gibt keine wissenschaftliche Studie, die beweist, dass Weisswein «aufklöpft» und Rotwein schläfrig macht. Das sagt der Getränke-Technologe Konrad Bernath von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften.
Und: «Es kann sein, dass Menschen unterschiedlich auf Wein reagieren, eine plausible Erklärung dafür gibt es nicht.» Er glaubt deshalb, dass es sich um ein Ammenmärchen handelt.
Rotwein wird anders produziert als Weisswein
Anders sieht es Thomas Vaterlaus, Chefredaktor des Weinmagazins «Vinum». Rot- und Weisswein würden ja schon mal anders produziert, sagt er. Weisswein wird sofort abgepresst und liegt nur kurze Zeit auf den Traubenhäuten und auf den Kernen.
Rotwein hingegen wird bis zu zwei Wochen liegen gelassen. Thomas Vaterlaus vermutet, dass sich dabei Stoffe entwickeln, die auch schläfrig machen können.
Wein nicht zu warm trinken
Den Hauptgrund für das Ermüden beim Rotweintrinken sieht Thomas Vaterlaus aber woanders: Bei der Temperatur des Weins. Rotwein werde heutzutage eher zu warm getrunken, sagt er. Und wenn der Wein warm sei, spüre man den Alkohol besser.
Der Weinexperte rät, Rotwein kurz vor dem Konsum aus dem Keller zu holen und ihn nicht wärmer als 16 Grad werden zu lassen. «Im Sommer darf man den Rotwein auch kurz in den Kühlschrank stellen», sagt Thomas Vaterlaus. Dem Geschmack schade das nicht.