Gerade im Winter, wenn es draussen so richtig kalt ist, macht man es sich gerne im Wohnzimmer gemütlich. Für viele gehört dazu auch ein Duftlämpchen, welches zusätzlich für Entspannung und Welnness sorgt. Orangenduft soll gegen Winterdepressionen helfen, Zimt die Abwehrkräfte stärken und Zypresse soll sogar gegen Hämorrhoiden helfen.
Ein «Espresso»-Hörer hat kürzlich ein Duftöl gekauft, machte dann zuhause aber grosse Augen: Auf dem Fläschchen waren gross drei Gefahrensymbole aufgedruckt, die vor Vergiftung warnen. Das Öl könne Krebs verursachen oder, wenn es in die Atemwege gelange, sogar tödlich wirken. Und das bei einem Duftöl, das ja eigentlich zum Einatmen gedacht ist. Das hat wahrlich nicht mehr viel mit Entspannung und Wellness zu tun.
Der Hörer möchte deshalb von «Espresso Aha!» wissen: «Stellen solche Duftöle wirklich ein so grosses Gesundheitsrisiko dar? So etwas möchte ich dann doch nicht in meiner Duftlampe verdampfen lassen.»
Gefährlich ist die Flüssigkeit
Roger Waeber ist Leiter der Fachstelle Wohngifte beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) und gibt Entwarnung: «Die Gefahrensymbole auf dem Fläschchen beziehen sich auf die Flüssigkeit und nicht auf den Duft, der eingeatmet wird. Der Dampf ist an und für sich keine Gefahr.» Klar sei aber: Zuviel Duft könne die Atemwege reizen und Kopfschmerzen oder Übelkeit verursachen.
Setzen Sie Duftöle gezielt und zeitlich begrenzt ein, zum Beispiel für spezielle Abende. Anschliessend sollte man den Raum gut lüften.
Wer das Duftöl also ganz normal verdampfen lässt und es damit nicht übertreibt, muss keine Bedenken haben. Normal heisst in diesem Falle: «Setzen Sie Duftöle gezielt und zeitlich begrenzt ein, zum Beispiel für spezielle Abende. Anschliessend sollte man den Raum gut lüften.» So die Empfehlung von Roger Waeber.
Und natürlich sollte man auch immer Rücksicht auf andere Personen nehmen. Denn nicht alle mögen denselben Duft oder sie vertragen ihn nicht und bekommen Atembeschwerden bei zu viel Beduftung, vor allem Astmathiker.
Schluckt man das Öl, kann es wirklich gefährlich werden.
Allerdings ergänzt der Giftexperte: «Schluckt man das Öl, kann es wirklich gefährlich werden.» Und gerade das sei vor allem bei Kindern eine grosse Gefahr, weil die Duftöle einladend bunt aussehen und gut riechen.
Die Folgen können verheerend sein, weiss Roger Waeber: «Das kann zu ähnlichen Symptomen wie bei einer Alkoholvergiftung führen und das Zentralnervensystem beeinträchtigen. Die grösste Gefahr besteht aber darin, dass beim Erbrechen Öl in die Lunge gelangt, und das kann zu schweren Entzündungen führen. Das kann lebensbedrohlich sein.»
Deshalb rät das BAG:
- Besteht der Verdacht, dass ein Kind Duftöl geschluckt hat, sofort das Tox-Informationszentrum anrufen. Notfallnummer 145.
- Am besten das Fläschchen mit ans Telefon nehmen, damit allfällige Fragen sofort geklärt werden können.
- Ist sicher, dass das Kind Duftöl geschluckt hat, ist es am besten, wenn man mit ihm sofort zur nächsten Notfallstation fährt.
- Ganz wichtig: Auf keinen Fall Erbrechen auslösen! Dadurch kann Öl in die Lunge gelangen, was die Lage verschlimmert.
- Gerät Öl in die Augen oder auf die Haut: Sofort mit Wasser abwaschen, um Kontaktallergien oder Reizungen zu vermeiden.
Übrigens sind natürliche Duftöle nicht gesünder als synthetische. Beide können Allergien auslösen und gerade in natürlichen Stoffen befinden sich ja viele Allergene. Und falls Sie ein Duftöl-Fläschchen entdecken, welches keine Warnhinweise hat, dann kann das durchaus sein. Denn es kommt laut Roger Waeber ganz auf die Zusammensetzung des Öls an.
Somit steht also der duftigen Entspannung nichts mehr im Weg. Und schliesslich bleibt immer noch die natürliche Weise: Wenn wieder einmal dicke Luft herrscht, einfach mal eine echte Orange oder Zimtstange aufschneiden und aufstellen.