Die humanitäre Not in der Ukraine wächst täglich und hat bereits diverse Schweizer Hilfsorganisationen auf den Plan gerufen. Auch viele kleine Organisationen und Private möchten die ukrainische Bevölkerung unterstützen und rufen Spendenaktionen ins Leben.
Doch so gut das auch gemeint ist, nicht jede Hilfe ist im Moment auch sinnvoll. Wie kann man die Ukrainerinnen und Ukrainer effizient unterstützen? «Kassensturz» klärt die wichtigsten Fragen mit Martina Ziegerer von der Stiftung Zewo. Die Organisation vergibt ihr Gütesiegel an geprüfte und vertrauenswürdige Spendenorganisationen.
Momentan sind Spenden an Schweizer Hilfswerke sinnvoll, die Erfahrung in Krisengebieten haben.
«SRF Kassensturz»: Wie wähle ich eine seriöse Organisation aus?
Martina Ziegerer: Momentan sind Spenden an Schweizer Hilfswerke sinnvoll, die Erfahrung in Krisengebieten haben und über ein bestehendes lokales Netzwerk Zugang zur lokalen Bevölkerung sowie zu den Behörden vor Ort haben, zum Beispiel das Rote Kreuz oder die Caritas. Sie leiten die Spenden aus der Schweiz an ihre lokalen Partner vor Ort weiter. Dort versorgen sie die Menschen mit Essen, Trinkwasser, Hygieneartikeln und Medikamenten und sorgen für sichere Unterkünfte oder leisten psychosoziale Hilfe. Die Hilfe erreicht Menschen, die im eigenen Land Richtung Westen fliehen. Weitere wichtige Hilfe leisten diese und andere Schweizer Hilfswerke in den Grenzgebieten etwa bei der Aufnahme, Unterbringung und Versorgung der Flüchtenden an der Grenze zu Polen.
Hilfreiche Links von der Zewo:
Wichtig ist es also eine Organisation zu wählen, welche die versprochene Hilfe auch leisten kann. Sie muss die Spendengelder zweckbestimmt, effizient und wirkungsorientiert einsetzen und sollte transparent informieren. Vertrauenswürdige Schweizer Hilfswerke, die für die Ukraine Spenden sammeln, finden Sie auf der Webseite der Zewo.
Wie sieht es aus mit Privataktionen - was ist seriös und sinnvoll?
Es gibt Situationen, in denen sie sinnvoll sein können. Etwa wenn direkte persönliche Kontakte in die Ukraine bestehen und wenn bereits vor dem Start der Sammelaktion klar ist, was vor Ort genau benötigt wird und wie diese Hilfe dorthin gelangt. Es gibt aber wohl auch Aufrufe, die unrealistisch sind, weil es schlicht an der nötigen Kompetenz fehlt. Vereinzelt gibt es wohl auch missbräuchliche Aufrufe, welche die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung ausnutzen.
Vor welchen Organisationen würden Sie warnen?
Wenn nicht klar ist, wer hinter einem Spendenaufruf steht. Ebenso bei Organisationen, die nicht transparent informieren. Oder wenn offensichtlich ist, dass die Erfahrung, die Kontakte und die Kompetenz fehlen.
Sind Geld- oder Materialspenden sinnvoll?
Zurzeit sind Geldspenden sinnvoller. Sie können vor Ort flexibel eingesetzt werden für das, was gerade gebraucht wird. Die Lagerung, der Transport und die Verteilung von Gütern sind logistisch aufwändig.
Gelangen Spendengelder derzeit direkt zu den Betroffenen in die Ukraine?
Das kommt auf den Bedarf vor Ort an. Wenn es zum Beispiel möglich ist, Lebensmittel einzukaufen, aber das nötige Bargeld fehlt, geben die Hilfswerke auch Lebenmittelgutscheine oder Bargeld ab. Zurzeit dürfte bei der Nothilfe aber das Angebot von Übernachtungsplätzen, die Versorgung mit Hygieneartikeln und so weiter im Vordergrund stehen.
Wie sieht es aus mit Hilfsgüterlieferungen in die Ukraine?
Humanitäre Organisationen vor Ort kümmern sich zur Zeit primär um die Verteilung von Hilfsmitteln, die bereits im Land vorhanden sind. Grosse Lieferungen von Hilfsgütern in die Ukraine sind momentan meines Wissens schwierig.