Xenia Trächsel kaufte ihr Samsung Handy vor knapp einem Jahr bei Swisscom. Doch die Qualität des Mikrofons nahm stetig ab. Ihre Gesprächspartner verstanden sie immer schlechter. Dann gab das Mikrofon endgültig den Geist auf.
Swisscom offeriert Reparatur für 435 Franken
Weil sie immer noch Garantie auf dem Handy hatte, brachte sie es Ende März für eine Reparatur zurück in den Swisscom-Shop. «Ich dachte, das wird keine große Sache, eine kleine Reparatur, hoffentlich auf Garantie. Und sonst wird es sicherlich nicht allzu teuer.»
Doch dann der Hammer: Der Schaden sei auf äussere Einwirkung zurückzuführen. Deshalb sei dies auch kein Garantiefall, teilt ihr Swisscom mit. Die Reparatur offeriert der Telekom-Anbieter für satte 435 Franken.
Garantie wegen leichter Kratzspuren ausgeschlossen
Xenia Trächsel kann das nicht fassen: «Ich habe nicht verstanden, warum es so teuer sein soll, das Mikrofon zu reparieren. Und auch nicht, dass es kein Garantie-Fall ist.»
Für Swisscom ist der Defekt auf einen Sturzschaden zurück zu führen. Tatsächlich weist das Handy in einer Ecke Kratzspuren auf – doch nur leichte. Dass Swisscom dies als Ursache für den Defekt anführt, kann die junge Frau nicht nachvollziehen. «Das Handy ist mir nie runtergefallen».
Kein Defekt, sondern lediglich Staub
Xenia Trächsel sucht nach einer günstigeren Möglichkeit, ihr Handy zu reparieren. Sie schickt es dem Reparatur-Dienst von Recommerce AG ein. Dort stellen die Techniker fest: Die Lösung ist denkbar einfach. Das Mikrofon ist gar nicht defekt, sondern lediglich mit Staub verschmutzt. Nach einer simplen Reinigung funktioniert es wieder einwandfrei.
Dafür und für das Öffnen und Kontrollieren des Gerätes verrechnet ihr die Firma 49 Franken. Neun Mal weniger als die Swisscom-Offerte von 435 Franken! Auf Garantie geht auch diese «Reparatur» nicht, denn Verschmutzung ist tatsächlich eine äussere Einwirkung – und kein Mangel am Gerät.
Verschmutzung häufige Ursache für Defekte
Der Fall sei ein Klassiker, sagt Natascha Wyss von Recommerce. Geräteteile wie Ladebuchse, Kopfhörerbuchse oder Mikrofon seien häufig nur verschmutzt und nicht defekt. Diese müssten also nur gereinigt werden – und nicht repariert.
Swisscom: «Wir reinigen grundsätzlich nicht»
Und was sagt Swisscom zum Fall? Mediensprecherin Annina Merk gibt eine erstaunliche Antwort: «In der Regel reinigen wir nicht, sondern ersetzen die betroffenen Teile». So könne man gewährleisten, dass das Gerät nachher wieder funktioniere und nicht nach ein paar Wochen dann doch etwas nicht korrekt sein könne.
Doch im konkreten Fall von Xenia Trächsel kam es gar nicht erst dazu, weil Swisscom das Handy gar nicht untersucht hat. Wegen der Kratzspuren schloss Swisscom einen Garantiefall von vornherein aus – und offerierte eine vollständige Sanierung des Telefons, inklusive Tausch von Mikrofon, Display- und Cover.
Ersetzen statt reinigen – kein Wunder, fallen die Reparatur-Offerten bei Swisscom derart teuer aus, wie im Fall von Xenia Trächsel.