Wer täglich Lippenpflege-Produkte anwendet, schluckt eine Menge Pomade – bis zu 20 Gramm in einem Jahr. Das entspricht in etwa vier ganzen Lippenstiften. Da ist es besonders wichtig, dass keine heiklen Stoffe im Fett enthalten sind.
«Kassensturz» liess zusammen mit der Westschweizer Konsumentensendung «A Bon Entendeur» 15 Pflegestifte auf bedenkliche Stoffe testen. Denn häufig verwenden Hersteller neben pflanzlichen Fettstoffen auch solche auf Basis von Erdöl.
Problematischen Mosh-Verbindungen in Mineral-Fetten
Laut Markus Niederer vom Kantonslabor Basel-Stadt sind vor allem die sogenannten dünnflüssigen Mosh (gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe) problematisch. Denn diese können sich im Körper anreichern: «Man weiss aus Tierversuchen, dass sie in Organen Entzündungen auslösen können oder zu Organvergrösserungen führen.»
Trotzdem sind Mosh für Lippenpflege-Produkte nicht verboten. «Aber es gibt eine Empfehlung der europäischen Kosmetikindustrie, dass solche dünnflüssigen Mosh in Lippenstiften nicht eingesetzt werden sollten», so Niederer.
Carmex und Neutrogena mit problematischen Mosh
Bedenklich: Im Lippenbalsam von Carmex und in der Lippenpflege von Neutrogena fanden sich dünnflüssige Mosh.
-
Bild 1 von 3Legende: Das Schlusslicht: Bei diesem Produkt fand das Labor problematischen Mosh oder Moah-Verbindungen. Ausserdem enthält es Allergene und UV-Filter, die hormonaktiv sein können. SRF
-
Bild 2 von 3Legende: Kein MOAH, dafür MOSH-Verbindungen, fand das Labor im Lippenbalsam von Neutrogena. Dieser enthält auch einen hormonaktiven UV-Filter und landet somit auf dem zweitletzten Platz. SRF
-
Bild 3 von 3Legende: Die Besten im Test: Sie enthalten weder dünnflüssige Mosh noch Moah und auch keine Allergene oder bedenkliche UV-Filter. SRF
Im Carmex-Stick wies das Labor auch sogenannte Moah nach. «Das sind aromatische Verbindungen, die den polyzyklischen Aromaten gleichen. Von diesen weiss man, dass sie Krebs erregen. Die Moah könnten den gleichen Effekt haben, aber das weiss man eigentlich noch nicht genau», so Niederer.
Hersteller Carmex schreibt zum Resultat, das Produkt sei für die Verbraucher grundsätzlich sicher, auch wenn es von den Lippen in den Stoffwechsel gelangt.
Hersteller Neutrogena teilt mit, alle Werte lägen innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Konsumenten könnten davon ausgehen, dass das Produkt sicher sei.
Labello seit neustem ohne Mineralöl
Die anderen Produkte waren frei von dünnflüssigen Mosh oder Moah. Beim bekannten Produkt Labello ist das allerdings erst seit ein paar Monaten der Fall, seit der Hersteller auf Mineralöl-Bestandteile verzichtet. In einem noch vor der Rezept-Umstellung gekauften Labello-Original fand das Labor tatsächlich noch Posh-Verbindungen.
Allergene Duftstoffe konform deklariert
Das Labor hat die Produkte auch auf 24 Allergene untersucht, also Stoffe mit Allergiepotenzial. Zu erkennen sind solche in der Deklaration an Begriffen wie Limonene, Linalool oder auch Citronelol. In zehn Produkten fanden sich solche. Am meisten Allergene enthält der Carmex-Stift, nämlich fünf.
Vier Produkte überzeugen
Keinerlei problematische Stoffe fand das Labor in nur 4 der 15 untersuchten Pomaden: La Roche-Posay Cicaplast, Le Petit Marseillais Réparation, Louis Widmer Remederm sowie Avène Cold Cream Cicaplast Lippen.