Im Herbst quellen die Früchte-Auslagen in den Grossverteilern vor Trauben beinahe über. Doch Tafeltrauben aus der Schweiz sucht man fast vergeblich. Nur Aldi und Manor führen zurzeit heimische Trauben. Und dies auch nur sehr begrenzt.
Schweizer Tafeltrauben: ein rares Gut
Kein Wunder: Über 99 Prozent der in der Schweiz konsumierten Tafeltrauben stammen aus dem Ausland. Jährlich sind es rund 35'000 Tonnen.
Drei Viertel davon kommen aus Italien. Vor allem aus der Region Apulien. Allein die Firma Agricoper bei Noicattaro produziert jährlich 12'000 Tonnen Tafeltrauben. Sechzig Mal so viel wie alle Schweizer Produzenten zusammen! Agricoper beliefert auch Migros.
Pestizide gegen Schädlinge
Beim Schutz vor Insekten und Schädlingen habe in den letzten Jahren eine grosse Entwicklung stattgefunden, sagt Domenico Liturri, Marketingleiter von Agricoper. «Die Behandlung erfolgt hier vor allem mit biologischen Mitteln wie Botenstoffen oder Insektenfallen». Gegen Pilzerkrankungen setze man Schwefel oder Kupfer ein, aber auch Pestizide wie Antischimmel-Mittel.
Sechs Trauben ohne Rückstände
Was bleibt davon auf und in den Trauben übrig? Zusammen mit dem Konsumentenmagazin «A Bon Entendeur» des Westschweizer Fernsehens hat «Kassensturz» 15 Trauben aus Grossverteilern und von kleinen Schweizer Produzenten im Kantonslabor Genf auf Pestizide testen lassen.
Erfreulich: Sechs Proben waren frei von Pestizid-Rückständen. Darunter sowohl konventionelle wie auch biologisch angebaute Trauben. Rückstandsfrei waren alle drei Trauben aus Schweizer Produktion. Sowie je eine aus Italien, Portugal und Frankreich waren rückstandsfrei.
Bis zu 5 Pestizide in einer Traube
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Bei 9 der 15 Proben wurde das Labor fündig. Drei Trauben-Packungen wiesen je ein Pestizid auf. Darunter auch die Bio-Trauben Regal, gekauft bei Migros. Sie schreibt dazu: «Im Bio-Landbau ist der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln verboten, Rückstände von diesen Mitteln dürfen auf dem Produkt nicht vorhanden sein. Hingegen können Rückstände von im Bio-Landbau zugelassenen Pflanzenschutzmitteln, zu denen auch Spinosad zählt, gelegentlich vorkommen und sind erlaubt.» Bio-Produkte würden so wenige Rückstände wie möglich enthalten, eine Rückstandsfreiheit könne aber nicht garantiert werden.
Was viele nicht wissen: Auch bei Bio-Trauben sind 5 verschiedene Pestizide im Anbau zugelassen. Die Grenzwerte für Rückstände sind laut Angaben des Kantonslabors Genf dieselben wie für konventionell angebaute Trauben.
Drei weitere Proben wiesen je 2 Pestizide auf. Die Trauben der Sorte «Black Magic» von Denner sowie «Strawberry» von Coop sogar je drei Rückstände.
Einen wahren Cocktail fand das Labor in den Sweet Sapphire (Italien) von Migros: Hier fanden sich die drei Fungizide Fenamidon, Fenhexamid und Metrafenon sowie die zwei Insektizide Spinosad und Spirotetramat.
Keine Grenzwerte
Zum Resultat schreibt Migros: «Die geprüften Trauben entsprechen den gesetzlichen Vorgaben vollumfänglich, sämtliche Höchstwerte werden eingehalten. Ebenfalls werden die Migros-Vorgaben an die Anzahl erlaubter Rückstände von Pflanzenschutzmitteln eingehalten.» Um die Umsetzung der Vorgaben zu prüfen, würden regelmässig Qualitätskontrollen durchgeführt.
Jedoch gibt es keine Grenzwerte für sogenannte Pestizid-Cocktails. Es genügt, wenn jedes einzelne Pestizid die Vorgaben nicht überschreitet. Ausserdem: Die sechs rückstandsfreien Proben beweisen – es geht auch ohne Pestizid-Rückstände.