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«Kassensturz»-Degustation Basilikum-Pesto im Glas ist kein Genuss

Sauer, zu salzig, faserig, Kräuter statt Basilikum – die elf grünen Pestos im Glas haben der Jury nicht geschmeckt.

Eigentlich ist es simpel, einen klassischen «Pesto Genovese» aus fünf Zutaten herzustellen: Basilikum, Parmesan und Pecorino, Pinienkerne, Knoblauch und Olivenöl mit dem Mörser oder Cutter zu einer Paste verarbeiten – fertig!

So haben die Basilikum-Pestos abgeschnitten

Das ganze industriell in ein Glas zu bekommen, scheint jedoch eine grössere Herausforderung zu sein, das zeigen die bescheidenen Resultate in der Kassensturz-Degustation.

So wurde getestet:

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  • Unter der Leitung des Sensorikers Patrick Zbinden hat die Jury elf Basilikum-Pestos aus dem Glas bei Zimmertemperatur degustiert.
  • Jedes Produkt wurde zuvor in geruchlose Shotgläser abgefüllt und mit einem zufallsgenerierten, dreistelligen Zahlencode versehen.
  • Alle Pestos wurden gleichzeitig, ohne Reihenfolge serviert.

Pesto im Glas: Flüssig, ölig und sauer

Die hochkarätige Jury hat für Kassensturz elf Basilikum-Pestos im Glas degustiert und Aussehen, Duft, Aroma und Textur bewertet. Basilikum-Pesto steht eigentlich für betörenden Duft und intensive Aromen von Basilikum und reifem Käse. Davon haben die Jurymitglieder nicht viel zu spüren bekommen.

Die Jury:

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Annette Bongartz, Leiterin der Forschungsgruppe für Lebensmittel-Sensorik der ZHAW Wädenswil und Leiterin des Schweizer Olivenöl-Panels

Antonio Colaianni, Sternekoch und Co-Leiter der Trattoria Freilager in Zürich

Linda Hecker, Leiterin der Qualitätssicherung der Mäder Kräuter AG, Boppelsen

Max Marinello, Lebensmittelingenieur und Co-Geschäftsführer von Marinello &Co, Zürich

Johannes Merkli, Pesto-Hersteller der Manufaktur Chratte Chuchi, Hinwil ZH

Vier der elf Basilikum-Pestos im Glas fallen bei den Jurymitgliedern durch. Die ungenügende Note 3,1, die schlechteste Note im Test, geht an den «Pesto alla Genovese» von Volg und den «Cucina Nobile Pesto alla Genovese» von Aldi. Beide sind der Jury zu flüssig, ölig, wässrig und nicht harmonisch im Geschmack. Cucina Nobile sei ihr ausserdem zu sauer und im Abgang bleibe nur Knoblauch, bemängelt sie.

Kräutermischung statt Basilikum bei Barilla

Mit 60% Marktanteil gemäss Selbstdeklaration ist Barilla der Marktleader. Die Jury vermisst allerdings im «Pesto alla Genovese» das Basilikum und würde das Produkt eher als «Kräutercreme» bezeichnen. Die Pesto-Aromatik fehlt ihr auch im «Pesto verde» von Prix Garantie.

Stellungnahmen

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Coop zu Prix Garantie

«Das Produkt ist bei unseren Kund:innen sehr beliebt. Auf Coop.ch wird der Artikel beispielsweise mit 4 von 5 Sternen bewertet. Die Faserigkeit von Pesti hängt unter anderem mit den Produktions- und Erntebedingungen des Basilikums zusammen.»

Volg zu Bio Pesto

«Das Volg Bio Pesto alla Genovese wird ausschliesslich aus Bio-Zutaten und in der Schweiz hergestellt und ist bei unseren Kundinnen und Kunden sehr beliebt. Auch in der kürzlich durchgeführten Degustation hat das Produkt gut abgeschnitten. Die ungenügende Bewertung bedauern wir und wir werden die Analyseresultate zum Anlass nehmen, die aktuelle Rezeptur zu überprüfen und gemeinsam mit dem Produzenten allenfalls Rezepturanpassungen vorzunehmen.»

Spar zu Pesto alla Genovese

«Vielen Dank für die Zustellung des Testresultates, das wir zur Kenntnis nehmen.»

Denner zu Pesto Verde

«Wir überprüfen unsere Produkte regelmässig und degustieren diese. Der Testwert bezüglich Konsistenz entspricht nicht unseren Erwartungen und wir werden diesen Punkt mit dem Lieferanten prüfen. Unsere Pesto verde ist dagegen bewusst etwas sauer definiert, was möglicherweise zu der Bewertung in der Bitterkeit geführt hat.»

Aldi zu Cucina Nobile

«Wir bedauern, dass unser Pesto die Jury nicht zu überzeugen vermochten. Bei unserer Kundschaft ist es sehr beliebt. Dennoch nehmen wir das Degustationsresultat gerne zum Anlass, weitere Optimierungsmöglichkeiten zu prüfen.»

Migros zu Agnesi

«Es handelt sich um einen Fremdmarken-Artikel, welcher in der Migros verkauft wird. Die Migros hat keinen Einfluss auf die Rezeptur, da diese von der Marke Agnesi bestimmt wird. Die beiden ungenügenden Aspekte, Geruch und Textur, konnten nachvollzogen werden:

  • Das Pesto Genovese von Agnesi ist kompakt, stark püriert und hat eine leicht sandige Textur.
  • Der Geruch ist säuerlich, Basilikum ist im Hintergrund und ein leichter Nebengeschmack konnte festgestellt werden.
  • Der Geschmack ist salzig und sauer, mit wahrnehmbarem Käsegeschmack. Das Basilikum ist leicht wahrnehmbar mit einer leichten Bitterkeit. 

Die Kundenrückmeldungen sind auf Migipedia positiv (4.1 Sterne-Bewertung bei 105 Bewertungen), wobei die Qualität gelobt wird. Einige Kundinnen und Kunden erwähnen, dass das Pesto zu wenig intensiv schmeckt und leicht sauer ist.»

Migros zu M-Budget

«Die Herstellungsmethode des M-Budget Pesto Genovese beruht auf einer traditionellen Rezeptur und einer nicht cremigen Konsistenz.

  • Optisch wurde das Pesto mit groben Partikeln und sichtbarem Öl beschrieben.
  • Die Farbe wurde als dunkel-grün beschrieben, das von den natürlichen Farbpigmenten der Basilikumblätter stammt. Es ist nicht auf die Oxidation des Öls zurückzuführen.
  • Im Geruch wurde das Produkt als frisch und aromatisch mit intensivem Basilikumduft und einer leichten Säurenote beschrieben.
  • Der Geschmack ist harmonisch und ausgewogen, intensiv salzig, das Pestoaroma ist wahrnehmbar, mit einem nussigen Abgang und einer Note von Knoblauch.
  • Bei der Textur hat die Migros sich bewusst für eine grobkörnige, multidimensionale Textur entschieden, um die authentische Konsistenz zu erreichen.

Das Produkt ist seit der KW36.2024 im Verkauf und hat seit daher eine 4.2 Sternebewertung (103 Bewertungen). Im Vergleich zu Pestos in derselben Preislage bei anderen Retailern kann man sagen, dass die Zutatenliste sich über Marktstandard befindet. Besonders hervorzuheben ist, dass sich der Basilikum-Anteil eher im höheren Bereich befindet, neben Cashewkernen auch Pinienkernen im Produkt vorhanden sind und auf den Einsatz von Aromen verzichtet wird.»

Barilla

«Das Testergebnis entspricht nicht dem Feedback, das wir von unseren Konsumentinnen und Konsumenten erhalten. Unser Barilla Pesto alla Genovese erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit, was sich sowohl in einer hohen Wiederkaufsrate als auch einem Marktanteil von über 60% zeigt.»

Sieben Pesto-Gläschen sind immerhin akzeptabel

Die sieben weiteren Pesto-Gläser im Test schneiden zwar «genügend» ab, als überzeugend stuft sie die Jury jedoch nicht ein, eher als Notlösung, wenn es ganz schnell gehen muss. Eine bescheidene 4,4 ist die beste von der Jury vergebene Gesamtnote, und zwar für den «Pesto alla Genovese» von Rummo, im Coop gekauft.

Gigantische Preisunterschiede

Der mit Abstand teuerste Pesto im Test ist der «Pesto di basilico» von Globus Delicatessa für stolze Fr. 8.50 pro 100 g. Mit der Gesamtnote 4,1 schneidet er bescheiden ab. Dieselbe Gesamtnote gibt’s aber auch deutlich günstiger: Weniger als ein Zehntel kosten die beiden «Pesto alla Genovese» von Baresa und M-Budget, mit die günstigsten Basilikum-Pestos im Test.

Weitere Infos

Kassensturz, 4.3.25, 21:10 Uhr

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