Zum Inhalt springen
Audio
«Espresso Aha!»: Tricksen uns die Hersteller beim WC-Papier aus?
Aus Espresso vom 28.09.2020. Bild: srf
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 28 Sekunden.

«Espresso Aha!» Tricksen uns die Hersteller beim WC-Papier aus?

Es gibt lange und kurze WC-Papier-Blätter. Ist das eine Masche, damit wir mehr Papier brauchen?

WC-Papier ist nicht gleich WC-Papier. Das ist allen klar, schliesslich wissen wir – zumeist aus Erfahrung – dass es verschieden dickes Toilettenpapier gibt. Unterschiedlich viele Lagen, unterschiedliche Qualität, duftend, mit oder ohne Muster und so weiter. Was uns vielleicht bisher noch nicht aufgefallen ist: Auch die Länge der einzelnen «Papierli» unterscheidet sich. Ein aufmerksamer «Espresso»-Hörer hat gemessen und festgestellt: «Die Perforation zwischen den einzelnen Blättern ist weiter auseinander.» Der Hörer vermutet deshalb, dass man aufgrund der grösseren Papierchen mehr WC-Papier verbraucht und die Rolle schneller leer ist.

Cleverer Trick der Hersteller?

Nein, die Blätter seien in den letzten Jahren nicht länger geworden, erklärt Roberto Todaro. Als Geschäftsführer der Papierfabrik Cartaseta in Gretzenbach (SO) kennt er sich aus, seine Firma ist eine von zwei Fabriken, die in der Schweiz Toilettenpapier herstellen. Die einzelnen Papierchen würden sich standardmässig zwischen zwölf und vierzehn Zentimetern bewegen, erklärt Todaro.

«Espresso Aha!»

Box aufklappen Box zuklappen

Jeden Montag beantworten wir in der Rubrik «Espresso Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Senden Sie sie uns!

Und: «Die Blattgrösse beeinflusst, nach unserem Wissen, nicht den Verbrauch von Toilettenpapier», schreibt uns auch die Firma Essity, welche unter anderem das Tempo-Toilettenpapier produziert. «Was wir wissen ist, dass die Menschen dazu tendieren, je mehr sich die Rolle dem Ende zu neigt, desto weniger Toilettenpapier verwenden sie.»

Sind Sie WC-Papier-Falter oder -Knüller?

Wie viel Toilettenpapier wir pro «Geschäftsgang» verbrauchen würden, sei massgeblich von der Technik abhängig, heisst es von mehreren Seiten. Das heisst: Je nachdem, ob wir das WC-Papier falten, knüllen oder gar um die Hand wickeln. Wir Schweizer gehören grösstenteils zu den Faltern, erklärt Roberto Todaro von der Papierfabrik. Grossverteiler Coop bestätigt diese Theorie auf Anfrage. Wir Schweizer mögen es ausserdem schön dick: Drei- bis vierlagig sollte das WC-Papier sein, heisst es auf Anfrage.

Genaue Zahle, wie viel Toilettenpapier wir in der Schweiz jedes Jahr das WC herunterspülen, gibt es nicht. Das WC-Papier gehört zusammen mit Haushaltspapier, Taschentüchern oder Falthandtüchern zu den Hygienepapieren. Und davon verbrauchen wir in der Schweiz viel: Zwischen 17 und 21 Kilogramm pro Person und Jahr, je nach Quelle. Die Schweiz hat damit die Nase – zumindest in Westeuropa – sehr weit vorne. Umweltverbände kritisieren diesen hohen Verbrauch an Hygienepapier seit Jahren. Immerhin: In Bezug auf das Toilettenpapier habe sich einiges verändert in den letzten zehn Jahren, heisst es von der Organisation WWF. Denn ganz im Gegensatz zu früher gebe es heute fast nur noch Rollen aus recyceltem Papier oder aus nachhaltigem FSC-Papier.

Espresso, 28.09.2020, 8.13 Uhr

Meistgelesene Artikel