«Ich bin nur froh, dass nicht mehr passiert ist.» Das ist das Fazit eines Vaters aus dem Kanton Bern, der seinem Sohn soeben ein angeblich frisch restauriertes Töffli gekauft hat. Eigentlich wollte er dem 14-Jährigen einen Traum erfüllen. Mit einem Puch Maxi S. Doch nun ist er froh, dass sein Sohn keinen schweren Unfall hatte.
«Top-Zustand» versprochen
Ein Online-Inserat überzeugte den Vater: Ein privater Verkäufer aus dem Raum Schaffhausen versprach ein Töffli im «Top-Zustand». Für 1799 Franken. Praktisch alle Teile seien «durch neue ersetzt» worden.
Ein aktueller Prüfbericht vom Strassenverkehrsamt Schaffhausen bescheinigt, das Töffli sei «in betriebssicherem und vorschriftsgemässem Zustand». Das beruhigt den Vater. «Da gehe ich davon aus, dass das Fahrzeug in Ordnung ist und nehme es nicht noch auseinander».
Doch schon nach einigen Fahrten mit dem neuen Töffli bemerkt der Sohn, dass es instabil fährt. «Ein guter Freund von ihm ist hinter ihm her gefahren und sagte: Dein Hinterrad schwankt hin und her», so sein Vater.
Der Töffli-Mechaniker im Ort bestätigt den Verdacht: Unter der Verschalung kommt ein schwerer Schaden am Rahmen zum Vorschein. Rund um das Tretlager ist das Blech verrostet und gerissen. Das Urteil ist klar: Der Puch ist «nicht mehr fahrtauglich», ja sogar «gefährlich».
Vorsicht «versteckter Mangel»
Wie besteht dieses gefährlich durchgerostete Mofa die MFK-Prüfung im Kanton Schaffhausen? «Wir können dazu im Detail nichts sagen», erklärt Alex Muhl, Chef-Experte im Strassenverkehrsamt Schaffhausen. Das Amt habe das Töffli gar nie gesehen: «Wir delegieren Mofaprüfungen an Fachhändler im Kanton. Diese prüfen nach unseren Vorgaben die Betriebssicherheit.» Auch andere Kantone delegieren Mofa-Prüfungen an das Gewerbe, so zum Beispiel Zürich, Thurgau oder Luzern.
Den Puch geprüft hat ein Fachbetrieb in der Stadt Schaffhausen. Der Mechaniker verteidigt sich gegenüber «Kassensturz»: Es handle sich um einen versteckten Mangel. Er habe die Verschalung beim Mofa nicht entfernt und deshalb den Rostschaden nicht gesehen.
Hilfreicher Link
Kontrolle mit Lücken
Er habe das Mofa gewissenhaft geprüft wie immer und eine Probefahrt gemacht: «Hierbei waren für mich keinerlei Mängel erkennbar, andernfalls hätte ich die Zulassungsbewilligung selbstverständlich verweigert.»
Der kantonale Chef-Experte Muhl stützt den Mechaniker. Wenn der Allgemeinzustand und die Sichtkontrolle das nicht erforderten, müsse der Mechaniker nicht unter der Blechabdeckung kontrollieren. «Wenn wir beim Amt solche Mofas prüfen, dann nehmen wir den Schutz auch nicht weg.»
Käufer müssen selber prüfen
Dieser Fall sei der erste in Jahrzehnten, in dem ein Prüfungsresultat beanstandet wurde, sagt Alex Muhl. Das System habe sich bewährt. Man will dennoch den aktuellen Fall mit den Mechanikern anschauen.
Occasions-Käufern bleibt die Erkenntnis, dass auch frisch geprüfte Töffli gefährliche Schäden aufweisen können. Und dass sie sich beim Kauf nicht zu 100% darauf verlassen können – und im Zweifel selbst schrauben müssen.