Pro Jahr werden in der Schweiz rund 35'000 Velos gestohlen. Fahrradschlösser sollten eigentlich den Diebstahl verhindern, allerdings sind viele keine grosse Hilfe. Sie machen es den Langfingern allzu einfach.
«Kassensturz» und die Zeitschrift «Saldo» wollten wissen, wie sicher Veloschlösser der neuen Generation sind. Sie schickten sechs Schlüssel- und vier Zahlenschlösser ins Prüflabor PZT in Wilhelmshaven. Dort legte man das Augenmerk vor allem auf den Diebstahlschutz (weitere Testkriterien siehe Box «So wurde getestet»).
Die Hersteller werben mit selbst deklarierten Sicherheits-Levels. Das Problem: Jeder Hersteller hat seinen eigenen Massstab. Ein Vergleich zwischen den verschiedenen Produkten ist unmöglich. Auch Testleiter Tamme Bohlen hält nichts von diesen Informationen: «Im aktuellen Test hat sich gezeigt, dass ein angeblich sicheres Schloss eher schlecht abgeschnitten hat, während ein mittelmässig deklariertes Produkt gute Noten erhielt.»
Zahlenschlösser waren einfacher zu knacken
Der ultimative Härtetest erfolgte im Labor mit einem Trennschleifer. Auch das stärkste Schloss musste nach wenigen Sekunden kapitulieren. Allerdings wird diese brachiale Methode von Velodieben auch selten angewandt, weil zu laut und zu auffällig.
Etwas leiser und mit mehr Fingerspitzengefühl ging es in der nächsten Testrunde zu und her: Mitglieder des Hamburger Vereins «Sportsfreunde der Sperrtechnik» versuchten, die Schliessmechanismen zu überlisten und die Schlösser gewaltlos zu öffnen. Dazu verwendeten sie ihr Spezialwerkzeug. Auffällig: Alle Zahlenschlösser waren in höchstens ein paar Minuten geknackt. Das erstaunte sogar den Lockpicker Sven Breiser: «Ich hätte gedacht, dass die heutige Technik mittlerweile weiter ist.»
So schaffte es das beste Zahlenschloss gerade einmal zu einem «Genügend». Die Schlösser mit Schlüssel zeigten insgesamt eine bessere Leistung. Am besten überstand das Schloss Bordo Alarm 6000A von Abus den Test. Es erhielt die gute Note 5,4, ist aber mit 119 Franken relativ teuer. Das Schlüssel-Schloss ist einfach zu handhaben. Sein grösster Pluspunkt: Es ist das einzige Schloss, das die Lockpicker nicht öffnen konnten.
Die Hälfte der Schlösser fällt durch
Preislich sehr interessant ist das Produkt auf dem zweiten Rang: Das Schloss B’Twin 900 L kostet lediglich 40 Franken, erreicht aber die gute Gesamtnote 5,2. Es ist nicht so praktisch wie der Testsieger, jedoch bissen sich die «Sportsfreunde» auch bei diesem Modell die Zähne aus. Nur einer von den Dreien konnte es öffnen.
Ebenfalls gute Bewertungen gab es für die Modelle Kryptonite Evolution 4 1090 (Note 5,0) und Abus Ivy 9100 (Note 4,8). Das Schloss Kryptonite Kryptolok 990 Combo Chain landete im Mittelfeld mit der genügenden Note 4,2.
Fünf Schlösser bestanden den Test nicht, davon sind vier mit Zahlencode gesichert. Für zwei Testprodukte gab es gar das Gesamturteil «schlecht». Dazu gehört das zweitteuerste Schloss im Test, das Trelock FS 500 für 129 Franken. Das Schlüssel-Schloss liess sich im Schnitt innert zehn Sekunden öffnen. Der Hersteller schreibt «Kassensturz», man könne diese Testrestultate grundsätzlich nicht nachvollziehen. Eigene Tests hätten andere Resultate ergeben.
Fragen an Romeo Wälti, Dienstchef Prävention Kanton Bern:
Noch schneller ging es beim Testverlierer BBB Powerlink 1000 (49 Franken), bei dem der schnellste Lockpicker gerade einmal drei Sekunden brauchte! Für dieses Schloss reichte es nur für die Note 2,1. Der Importeur meldet «Kassensturz», es liege zu diesem Schloss kein negatives Feedback vor.
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