Biodiversität auf dem Balkon - Artenreich, pflegeleicht, essbar? - Tipps für jeden Balkontypen
Auch ein kleiner Balkon kann zur grünen Oase werden. Doch wie viel Zeit will man investieren? Soll der Balkon auch Insekten und Vögeln nützen? Und vielleicht sogar die Küche bereichern? Ob Urban-Gardening-Freak oder Gärtner-Muffel - diese Tipps haben für jeden Balkonbesitzer etwas dabei.
1. Typ: Tipps für einen Balkon mit grosser Artenvielfalt
Einheimische Wildblumen: Geranien sind der Balkonklassiker. Zwar mögen diese Blumen durch ihre Blütenfülle gefallen, den Insekten haben sie aber nichts zu bieten. Anders sieht es bei einheimischen Wildstauden aus. Diese sind die Lebensgrundlage von vielen Tierarten. Auch manche nicht einheimischen Pflanzen bieten unseren Insekten Nahrung wie zum Beispiel Fetthennen, Bergenien oder Skimmien. Wichtig ist, dass man auf invasive Neophyten wie zum Beispiel den beliebten Sommerflieder verzichtet, da diese sich rasch ausbreiten und andere einheimische Pflanzen verdrängen. Grundsätzlich wachsen die meisten Wildblumen gut in Töpfen passender Grösse – gefüllt mit Allzweck-Erde, gemischt mit etwas Sand.
Kombination für lange Blütezeiten: Manche Pflanzen blühen bereits im Frühling, andere bringen ihre Blütenpracht erst später im Jahr hervor. Um die Insektenvielfalt auf dem Balkon zu erhöhen, werden die Pflanzen idealerweise so kombiniert, dass sowohl Früh- wie auch Spätblüher mit dabei sind. Da die meisten Bestäuberinsekten vor allem im Frühling und im Sommer aktiv sind, sind Frühlings- und Sommerblüher sehr gefragt. Ergänzt wird die Auswahl idealerweise mit früh blühenden Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen, Zweiblättrigem Blaustern oder Traubenhyazinthen, lang blühenden Arten wie Natternkopf oder Acker-Ringelblume und Spätblühern wie Echtem Steinklee, Wilder Malve, Brunellen oder Bibernellen. Fast das ganze Jahr hindurch blühen Pflanzen wie Gänseblümchen, Beinwell oder Taubnesseln.
Nistkästen: Unseren Vögeln und Fledermäusen fehlen an modernen Häusern oft Nistplätze und Versteckmöglichkeiten. Nistkästen ausserhalb der Reichweite von Katzen sind besonders wertvoll. An sonnigen Wänden und Balkonen in mindestens vier Metern Höhe macht sich ein Fledermauskasten gut; Tipps dafür gibt es bei der Stiftung Fledermausschutz. Auch Vögel wie Mehlschwalbe, Mauer- und Alpensegler, Hausrotschwanz und Star profitieren von einem geeigneten Kasten. Tipps für die Förderung von Mauerseglern gibt es in folgendem Artikel:
Nisthilfen für Insekten: In vielen Gärten und auf Balkonen sieht man sogenannte Wildbienenhotels. Jedoch profitiert nur ein kleiner Teil von solchen Röhrchen-Nisthilfen. Denn fast 75 Prozent der Wildbienen-Arten graben ihre Nester in den Sand. Sandhügel an sonnigen Standorten sind deshalb besonders wertvolle Nisthilfen für Wildbienen und funktionieren auch im Topf. Hier gehts zur Anleitung für den Bau eines Sandariums. Ein dickes Stück Laubholz mit Rinde, senkrecht aufgestellt an einem halbschattigen Ort, dient als Brutplatz für Holzbienen und diverse Käferarten.
Wasserstelle: Nicht nur wir Menschen, auch Tiere sind bei Trockenheit und Hitze froh um frische Wasserstellen. Mit kleinem Aufwand kann man Insekten und Co. eine Wasserquelle bieten. Die Wasserstelle sollte regelmässig mit frischem Wasser aufgefüllt werden. Wasserinsekten wie Rückenschwimmer, Teichläufer und kleine Libellenlarven siedeln sich von selbst an. (Falls man keine Mücken fördern will, sollte man die Wasserstelle hin und wieder von Mückenlarven befreien.) Eine Anleitung findet ihr in folgendem Artikel:
Fassadenbegrünung: Begrünte Fassaden sehen nicht nur super aus, sie schützen auch vor Witterungseinflüssen und haben bei hohen Temperaturen eine kühlende Wirkung auf die Umgebung. Zudem bieten sie Insekten und Vögeln wichtigen Lebensraum. Rankende Pflanzen wie Hopfen, Zaunrübe, Schmerwurz oder Wald-Geissblatt brauchen eine Kletterhilfe, die an der Fassade montiert wird. Bei Aussenisolationen ist Vorsicht geboten. Selbstklimmende Pflanzen wie Efeu oder Wilder Wein wachsen überall, wo sie hinkommen. Man sollte also sicherstellen, dass sie nicht in Mauerritzen, ins Unterdach oder Storenkästen hineinwachsen.
2. Typ: Tipps für einen pflegeleichten Balkon
Robuste Pflanzen, die wenig Wasser benötigen: Wer nicht von sich behaupten kann, einen besonders grünen Daumen zu haben, tut sich am besten robuste Pflanzen zu. Die sterben auch nicht gleich, wenn sie mal vergessen gehen. Besonders pflegeleicht sind beispielsweise Arten der Gattung Sedum (deutsch auch Fetthennen genannt), Hauswurz, Sukkulenten, Kartäusernelken. Leider sind die letzten drei Pflanzenarten aber nicht geeignet, um Insekten zu fördern.
Mehrjährige oder leicht versamende Stauden: Wer nicht jedes Jahr wieder neue Pflanzen setzen will, entscheidet sich am besten für mehrjährige oderleichtversamende Wildstauden. Diese blühen entweder mehrere Jahre oder versamen sich so leicht, dass im nächsten Jahr vielleicht auch im Nachbartopf eine neue Pflanze spriesst. Fachleute können hierzu Auskunft geben.
Leicht versamende Pflanzen mit essbaren Blüten
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Kapuzinerkresse
Boretsch
Ringelblume
Wildblumenmischungen säen: Der Vorteil des Säens einer Wildblumenmischung ist, dass jene Arten der Mischung gedeihen, die sich an diesem Standort besonders wohlfühlen und so also auch ohne viel Pflege gut gedeihen. Achtet jedoch auf die Qualität und Regionalität der Wildblumenmischung.
Wasserspender: Wer ganz auf die Giesskanne verzichten will oder übers Wochenende wegfährt, kann einem Wasserspender die Bewässerungsarbeit überlassen. Vor der Abreise einfach nicht vergessen den Tank aufzufüllen. Wasserreservoire mit Schlauch und grossen Tanks müssen nur in grossen Abständen aufgefüllt werden und versorgen Pflanzen kontinuierlich aber in ganz kleinen Mengen mit Wasser. Kleinere Varianten, die aber auch vermehrt aufgefüllt werden müssen, sind Wasserspender mit Tonaufsatz, die in die Erde gesteckt werden. Der Vorteil hierbei liegt an der bedarfsgerechten Bewässerung. Trocknet die Erde am Tonkegel aus, saugt dieser automatisch Wasser an.
Wasserspender können auch selber gebastelt werden. Dafür einfach ein paar Minilöcher in den Deckel einer Petflasche stechen und diese mit dem Deckel nach unten in die Erde stecken. Automatische Bewässerungsanlagen sind weniger empfehlenswert, da sie mit Batterie oder Strom betrieben werden müssen und wegen meist anfälliger Elektronik bereits nach zwei bis drei Jahren im Abfall landen.
3. Typ: Tipps für eigene Ernte auf dem Balkon
Kräutergarten: Kräuterpflanzen sind grundsätzlich robustund halten auch mal ein Unwetter oder Temperaturschwankungen aus. Gekaufte Kräuter aus dem Fachhandel sollten rasch in einen grösseren Topf umgepflanzt werden. Am besten eignet sich dafür torffreie Kräutererde. Kräuter mediterraner Herkunft mögen es gerne trocken und müssen nicht oft gegossen werden. Alle anderen haben durchschnittliche Wasservorlieben. Immergrüne und mehrjährige Kräuter brauchen auch im Winter Wasser. Meist reicht aber Regenwasser. Die Kräuter stellt man am besten an einen nicht gedeckten Standort, wo sie auch Wind und Wetter ausgesetzt sein können. So wird das Risiko für Mehltaubefall verkleinert. Auch scheint ihnen das Mikroklima unter einer Sonnenstore nicht zu gefallen. Damit Kräuterpflanzen nicht nur uns Menschen, sondern auch den Insekten kulinarisch etwas zu bieten haben, sollte man sie unbedingt blühen lassen. Muskatellersalbei zieht Holzbienen an; Teefenchel, Dill, Anis und andere Doldenblütler locken Rosenkäfer an und sind Raupenfutter für den Schwalbenschwanz.
Balkonkräuter
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Rosmarin: warmer und sonniger Standort, mehrjährig und immergrün
Thymian: warmer und sonniger Standort, mehrjährig und immergrün
Salbei: warmer und sonniger Standort, mehrjährig und immergrün
Petersilie: sonnig, jedoch ohne direkte Mittagssonne, nährstoffreiche und eher feuchte Bodenverhältnisse, zweijährig (blüht im zweiten Jahr), nicht mit Schnittlauch zusammenpflanzen
Gartenkresse: einen nicht zu sonnigen Standort wählen, regelmässig feucht halten, einjährig,
Dill: sonnig, jedoch ohne direkte Mittagssonne, einjährig
Basilikum: einjährig und kälteempfindlich, (damit der nicht erfriert, erst ab Mai nach draussen stellen)
Oregano: sonnig, jedoch ohne direkte Mittagssonne
Kerbel: nährstoffreiche und eher feuchte Bodenverhältnisse
Schnittlauch: nährstoffreiche und eher feuchte Bodenverhältnisse, nicht mit Petersilie zusammenpflanzen
Minze: in einen eigenen Topf pflanzen, da sie stark wuchert
Gemüse im Topf: Die besten Voraussetzungen für Gemüse auf dem Balkon sind gegeben, wenn der Balkon genügend sonnig ist, also nach Südosten oder Südwesten ausgerichtet ist. Um die Moore und deren Artenvielfalt zu schützen, sollte für den Anbau torffreie Gemüseerde verwendet werden. Wer etwas experimentierfreudig ist, bekommt nach kurzer Zeit ein gutes Gefühl dafür, welches Gemüse auf welchem Balkon besonders gut wächst. ProSpecieRara zum Beispiel verfügt über eine grosse Vielfalt an Gemüsesorten, von denen man viele im Detailhandel nicht kaufen kann, die aber auf dem eigenen Balkon wachsen können.
Balkongemüse
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Radieschen: April bis September aussäen, schon nach 4 Wochen ernten, sonnigen bis halbschattigen Standort
Schnittsalat: März bis August aussäen, sonnigen bis halbschattigen Standort, Samen nicht mit zu viel Erde bedecken, damit sie genügend Sonnenlicht bekommen
Buschbohnen: Mitte Mai bis Ende Juni aussäen, brauchen eine Rankhilfe, können aber auch am Balkongeländer hochwachsen, vier Samen pro Loch und immer fünf Zentimeter Abstand, nicht neben Erbsen und Zwiebeln, regelmässig feucht
Tomaten: viel Sonnen und Wasser, ab Mitte Mai in einen eigene grossen Topf (mind. 20 Liter) anpflanzen, Rankhilfe, damit die Pflanzen später festgebunden werden können
(Mini-)Gurken: ab Mitte Mai in einen eigenen grossen Topf aussäen oder einpflanzen, viel Sonne
Peperoni: ab Mitte Mai in einen grossen Topf (mind. 20 Liter) pflanzen, viel Sonne
Frühlingszwiebeln: nicht überwässern, sonst beginnen sie in der Erde zu faulen
Hochbeet: Für den Gemüseanbau auf dem Balkon eignet sich ein Hochbeet gut als Gartenbeet-Ersatz. Es kann mit einfachen Mitteln selbst hergestellt werden.Eine Anleitung findet ihr in folgendem Artikel:
Langzeitdünger: Hornspäne und Schafwolle eignen sich gut als natürlicher Dünger. Man mischt sie vor dem Bepflanzen der Erde bei. Über mehrere Monate zersetzen sie sich und geben ständig Nährstoffe ab. Für Pflanzen, die auf Dünger angewiesen sind - z.B. Gurken, Tomaten oder Kürbisgewächse - eignet sich dies besonders.
Biologische Pflege: Auf chemische Pestizide sollte bei der Pflege unbedingt verzichtet werden. Diese sindregelrechte Artenkiller – und zwar nicht nur für jene Tiere und Pflanzen, die man loswerden will.Tipps für einen Garten ohne Gift gibt es in diesem Faktenblatt vom WWF.
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