Vorbereitung ist die halbe Miete
Auf dem Balkon von SRF-Moderator Michel Birri sieht es noch etwas trostlos aus. Eine Magnolie, vor wenigen Jahren als Geburtstagsgeschenk erhalten, steht als einziges Lebewesen in der Ecke. Für Farbkleckse sorgen grüne Kissen und zwei Plastikpflanzen, die jedoch gleich in die Tonne wandern. Sie mögen frost- und dürreresistent sein, nützen Schmetterlingen und Wildbienen jedoch herzlich wenig auf deren Nahrungssuche.
Bevor aus Kunststoffgraus ein Augenschmaus wird, bedarf es etwas Vorarbeit. Der Moderator braucht Töpfe, passende Erde für seine Pflanzen, Granulat, um den Wasserhaushalt in den Töpfen zu regulieren und schliesslich auch die passenden Pflanzen für seinen Standort und Michels Bedürfnisse. Welche Pflanzen sich für den halbschattigen Balkon eignen, weiss Umweltberaterin Isabelle Blum. Sie hat es sich zum Beruf gemacht, Aussenräume wie Balkone naturnah zu gestalten: «Wichtig ist zu wissen, wie die Lichtverhältnisse auf dem Balkon sind. Ist der Balkon an einer sonnigen Lage? An einer schattigen? An einer halbschattigen? Sind bestimmte Farben erwünscht? Soll ein bestimmtes Tier angelockt werden?».
Man muss kein Garten-Profi sein, um seinen Balkon biodivers zu gestalten. Es reicht aus, sich im Vorfeld gewisse Balkonmerkmale zu notieren und sich dann von Fachkundigen in den Gärtnereien beraten zu lassen. In der aktuellen Situation, in der wir alle zurückgezogen leben, kann man auch gratis und von zuhause, eine Empfehlung für passende einheimische Pflanzen via Floretia einholen.
Für Michel Birri ist klar: «Hauptsache farbig! Denn jetzt ist mein Balkon grau. Schmetterlinge und Bienen fände ich schön.» Da der Moderator gerne kocht, möchte er auch Essbares anpflanzen. Wegen seinen unregelmässigen Arbeitszeiten braucht er Pflanzen, die ihm den einen oder anderen trockenen Tag verzeihen. Um all diese Bedürfnisse abzudecken, stellt Isabelle Blum Michel Birri einen ganzen Pflanzenkatalog mit Grösse, Blütezeit, Nährstoff- und Standortbedingungen zusammen.
Nachhaltigkeit fängt beim Einkauf an
Michel Birri suchte sich für seinen Balkon Secondhand-Töpfe aus einem Brockenhaus. Solche Töpfe sparen nicht nur Ressourcen, sondern auch Geld: Ein typisches Balkonkistchen aus Eternit mit Massen von 79 Zentimeter mal 17 Zentimeter kostet gut und gerne bis zu 35 Franken. Der Moderator zahlte für drei Kisten der gleichen Grösse einen Bruchteil des Neupreises. Da man momentan nicht in Brockenhäuser gehen darf, bieten sich alternativ online Plattformen wie Facebook Marketplace, Ricardo und co. an. Sobald sich die Situation beruhigt hat und Normalität ins Leben zurückkehrt, sind unter diesem Link einige Brockenhäuser nach Kanton aufgeführt.
Auch beim Kauf der Pflanzen, kann auf die Nachhaltigkeit geachtet werden. Bioterra angeschlossene Biogärtnereien achten beispielsweise auf eine umweltfreundliche und nachhaltige Produktion der Pflanzen. Solche Gärtnereien verkaufen zwar nicht ausschliesslich einheimische Pflanzen, doch sie führen oftmals ein grosses Sortiment dieser.
Michel Birri und Isabelle Blum besuchen die als Biogärtnerei zertifizierte Erlebnisgärtnerei Dietwyler. Im Schaugarten werden Kurse, Führungen und gegen 3'000 Arten und Sorten Pflanzen angeboten.
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Bild 1 von 3Legende: Michel Birri und Umweltberaterin Isabelle Blum besorgen sich ihre Pflanzen in der Erlebnisgärtnerei Dietwyler. SRF
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Bild 2 von 3Legende: Die beiden haben sich einen wunderschönen Tag ausgesucht für ihr Vorhaben. SRF
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Bild 3 von 3Legende: Diese Pflänzchen sollen bald Michel Birris Balkon begrünen. SRF
Wer den Weg hierher findet, dem wird schnell klar, welche Wirkung ein Naturgarten auf die Psyche haben kann. Besonders in unsicheren Zeiten wie jetzt rund um den Corona-Virus und seine möglichen Folgen ist es wichtig, einen Ort für den Ausgleich zu finden und ihn allenfalls gleich selbst anzupflanzen. Nach aktuellem Stand müssen die Gärtnereien zwar geschlossen bleiben, deren Pflanzen dürfen jedoch über Online-Shops, via E-Mail oder durch Selbstabholung gekauft werden, solange die vom Bund erlassenen Regeln eingehalten werden. Jede Gärtnerei handhabt die Situation etwas anders. Erkundigt euch am besten direkt bei eurer regionalen Gärtnerei. Wer sich für ProSpecieRara Sorten interessiert, findet auf der Website eine Liste mit Anbieter*innen, die ProSpecieRara-Setzlinge online verkaufen. Die Liste gibt auch Auskunft darüber, welche Produzenten Versand, Selbstbedienung oder Lieferung anbieten.
«Dräckle» mit Fingerspitzengefühl
Da Michel Birri in seinem Leben noch nie selbst etwas angepflanzt hat, zeigt ihm Isabelle Blum, wie es geht.
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Bild 1 von 7Legende: Töpfe vorbereiten Töpfe und Kisten brauchen Löcher im Boden, damit überschüssiges Wasser abfliesst. Es kann vorkommen, dass selbst noch Löcher angebracht werden müssen. Sind die Löcher für das ausgewählte Granulat zu gross, überdeckt man die Öffnung mit einem Stein. So bleibt das Granulat im Topf und das Wasser fliesst trotzdem ab. SRF
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Bild 2 von 7Legende: Erste Schicht Granulat Als erstes wird der Kistenboden mit einer Schicht Granulat bedeckt. Das Granulat ist porös, bindet überschüssiges Wasser und verlangsamt die Austrocknung im Topf. SRF
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Bild 3 von 7Legende: Erde mischen Ca. 2/3 Blumenerde mit 1/3 Granulat in einem separaten Topf vermischen. Es ist wichtig, die Erde gut zu durchmischen und Klümpchen aufzubrechen. Damit wird die Blumenerde aufgelockert und ihr wird Luft beigemischt. SRF
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Bild 4 von 7Legende: Richtig Einpflanzen Die Pflanzen aus der Anzuchtschale nehmen, die Erde etwas auflockern oder auseinanderziehen und in die Kiste stellen. Achtet darauf, nicht zu viele Pflanzen auf einmal in ein Kistchen zu pflanzen. SRF
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Bild 5 von 7Legende: Erde auffüllen Den Rest des Topfes mit Blumenerde auffüllen. Keinen Abstand zwischen Pflanze und neu eingefüllter Erde lassen, damit die Wurzeln ihren Weg auch in die neue Erde finden. Nicht festdrücken, sonst wird die Luft- und Wasseraufnahme erschwert. Wer will, kann an dieser Stelle auch noch kleine Mengen Wildblumenmischung auf die Töpfe verteilen. SRF
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Bild 6 von 7Legende: Zweite Schicht Granulat Ihr könnt am Schluss noch etwas Granulat aufschütten. Auch diese Schicht schützt die Erde etwas vor dem Austrocknen. SRF
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Bild 7 von 7Legende: Wässern Die Kisten und Töpfe gut giessen. SRF
Der letzte und wichtigste Punkt ist, dass man seinen Balkon geniesst. Draussen sitzen, Schmetterlinge beobachten und dabei ein Müesli mit eigenen Himbeeren und Johannisbeeren essen, darauf freut sich Michel Birri schon jetzt. «Spätestens, wenn die Pflanzen wachsen und Früchte tragen, kann ich sie hoffentlich voneinander unterscheiden», lacht der Moderator.
Wie geht es weiter?
Michel Birri ist ganz begeistert von seinem neuen Balkon. Er meint aber zu wissen: «Der grosse Teil der Arbeit fängt erst jetzt mit der Pflege an.» Isabelle Blum winkt ab und verrät, wie einfach eine gute Pflege aussieht:
- Pflanzen brauchen Wasser. Je sonniger ein Balkon, desto öfter muss man giessen. Wer den richtigen Moment zum Giessen erwischen will, der steckt einen Finger in die Erde. Ist der Finger beim Herausziehen komplett trocken, sollte unbedingt gegossen werden.
- Nach dem Sommer, wenn alles verblüht ist, wird auf einem naturnahen Balkon alles stehengelassen. Insekten überwintern in den trockenen Pflanzenresten oder legen ihre Eier ab. Im Früling, können die verdorrten Pflanzenteile entfernt werden.
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Bild 1 von 3Legende: Michel Birri freut sich über mehr Leben auf seinem Balkon. SRF
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Bild 2 von 3Legende: Wildstauden und Sträucher haben die Plastikpflanzen ersetzt. SRF
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Bild 3 von 3Legende: Michel Birri hat vom Fachwissen von Umweltberaterin Isabelle Blum profitiert. SRF