Es zirpt, raschelt und summt, während Peter Bösch über seine Ökowiese spaziert. Es lebt hier auf dieser Wiese in Meilen, einer Zürichseegemeinde direkt beim Pfannenstil. Es lebt hier wieder – dem Einsatz von Peter Bösch sei Dank. Der Biobauer hat sich der Biodiversität verpflichtet, freiwillig. Rund 40% seiner Fläche bewirtschaftet er gemeinsam mit seiner Frau Karin als Ökofläche. Gesetzlich vorgeschrieben wären nur 7%.
Er habe vor allem Freude an der Ökologie, begründet der Landwirt seinen Einsatz für die Biodiversität. «Und es ist für unseren Betrieb einfacher als für andere, die Flächen ökologisch zu bewirtschaften.» Denn: Auf seinem Hof führt der 43-Jährige eine Pferdepension und Schaf-Mast. Das Futter für seinen Betrieb produziert er aus seinen eigenen Flächen, Überschüsse gibt es keine. Er produziert keine Nahrungsmittel, die weiterverarbeitet werden müssen, hat keine komplizierten Anbau-Flächen. Der Aufwand für den Unterhalt seiner Tiere sei verglichen mit anderen Betrieben überschaubar.
Der Biobauer aus Meilen beteiligt sich am Projekt «Naturnetz Pfannenstil» – ein Projekt der Zürcher Planungsgruppe Pfannenstil, welches die Naturschutz-Ziele des Kantons Zürich und die ökologische Vernetzung laut regionalem Richtplan gemeinsam mit Bauern, Förstern, Gemeinden, Naturschutzvereinen und Privatpersonen umsetzt. Rund 160 Bauern aus der Pfannenstil-Region, ein weites, hügeliges Gelände, welches sich von Zürich bis fast nach Rapperswil oberhalb vom rechten Zürichsee-Ufer entlang erstreckt, haben sich diesem freiwilligen Mehraufwand zu Gunsten der Natur verschrieben.
Bösch sieht sich selbst eher als Landwirt. Jemand, der das Land bewirtet, also bestellt und unterhält. Das stösst sich mit dem allgemeingültigen Bild eines Bauern, jemand, der primär Nahrung produziert. Dieses Bild hinterfragt er: «Muss ein Bauer Essen produzieren oder darf er nur Landwirt, also jemand der auf das Land schaut, sein?»
Für seine ökologische Einstellung wurde er früher von seinen Nachbarn belächelt. Das hat sich jedoch geändert. Neben Bösch haben rund 160 der 239 Betriebe der Region einen Vertrag mit dem «Naturnetz Pfannenstil». Dieser verpflichtet sie zur ökologischen Bewirtschaftung ihrer Flächen, welche die gesetzlichen Anforderungen übersteigt. Dafür erhalten sie höhere Beiträge. Nebst der intrinsischen Motivation lohnt es sich also für die Bauern auch finanziell.
So auch für Bösch: «Die Beiträge für die Ökoflächen sind ein wichtiger Anreiz für meine Betriebsführung.» Er findet aber, dass die Beiträge fast zu hoch seien. «Es ist wichtig, dass der Mehraufwand für ökologisches Bewirtschaften fair entgolten wird. Wenn aber Bauern nur noch Ökoflächen bewirtschaften, sei das Ziel verfehlt.» Wichtig sei ein angemessener Mix aus herkömmlicher und ökologischer Bewirtschaftung.
Unabhängig davon was der Antrieb zum biodiversen Unterhalt der Fläche ist, als Gewinnerin sticht vor allem eine hervor: die Natur. Vor allem die Natur rund um den Pfannenstil. Die vorbildhafte Zusammenarbeit der lokalen Bevölkerung mit den Naturschutzvereinen und dem Projekt «Naturnetz Pfannenstil» ermöglicht es, grosse Flächen biodivers aufzuwerten. Beispielsweise durch die Lancierung eines Wettbewerbs unter den Gemeinden: Welche sammelt am meisten Fläche für «Mission B»? Ein Erfolg: Die Region hat erst kürzlich fast 100'000 Quadratmeter biodiverse Flächen in der «Mission B»-Landkarte eingetragen. Alles neuer Lebensraum für einheimische Blumen, Bienen, Vögel und Eidechsen!