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Fragen nach «Fukushima» «Was macht die Radioaktivität für Menschen so gefährlich?»

Die AKW-Katastrophe in Japan schürt auch hierzulande Ängste und Unsicherheiten. Prof. Gerhard Goerres und Prof. Gustav von Schulthess haben im «Puls»-Chat Fragen zur Radioaktivität beantwortet.

Erdbeben, Tsunami, explodierende Kernkraftwerke. Die verheerende Naturkatastrophe in Japan rückt die Angst vor radioaktiver Strahlung in den Fokus des öffentlichen Interesses.

«Puls» erklärt, welche Arten von Strahlung es gibt und weshalb sie für uns Menschen gefährlich sind. Ausserdem: Wie kann man sich vor Radioaktivität schützen, und was kann die Medizin bei bereits erfolgter Verstrahlung ausrichten? Prof. Gerhard Goerres und Prof. Gustav von Schulthess haben im «Puls»-Chat Ihre Fragen zum Thema beantwortet.

Chat-Protokoll

21.03.2011 / 21:16:57 Chat-Moderator Franco Bassani: Der Puls-Chat zum Thema Radioaktivität ist eröffnet. Prof. Gerhard Goerres freut sich auf Ihre Fragen!

Frage von U. K., Basel: Guten Abend, meine Frau und ich hatten geplant, Anfang April mit unserer 3- monatigen Tochter nach Japan zu Reisen, hauptsächlich Tokio. Die Aufenthaltsdauer ist ca. zwei Monate. Was sind die aktuell bekannten Risiken? Sollen wir überhaupt reisen? Falls ja, welche Massnahmen können wir vor Ort ergreifen? Vielen Dank für Ihre Hilfe!

21:26:31 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: dazu kann ich wenig sagen – bitte schauen sie mal die empfehlungen auf der seite des eda an. ich rechne damit, dass dort schon durch eventuell kontaminierte lebensmittel eine erhöhte strahelnexposition zu stande kommen kann, die vielleicht für sie und ihre familie (v.a. fürs Kind) ein problem geben könnte. also besser die reise wohl etwas verschieben, falls möglich...falls beruflich, würde ich das mit ihrem arbeitgeber genau besprechen.

Frage von F. W., Schafisheim: Guten Abend, ich hatte im August 2005 eine Radiojod-Therapie aufgrund eines Morbus Basedow. Meine Frage ist nun, was eine zu hohe Strahlung bei mir auslösen könnte/würde?

21:31:26 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: bei dieser therapie gibt es schon lange studien die zeigen, dass die krebshäufigkeit nicht zunimmmt. beim basedow ist die dosis relativ niedrig i.vgl. zu krebstherapien der schilddrüse.

Frage von U. K., Basel: Das EDA sagt, Tokio und nördliche Gebiete seien zu meiden; die WHO sagt Tokio ist sicher... Wem kann man glauben? Die Aussagen sind doch teilweise schon etwas widersprüchlich.

21:35:46 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: da kann ich auch nicht weiterhelfen – solange sie nicht sicher wissen wie sich die situation dort entwickelt würde ich wenn möglich kein risiko eingehen...wie immer nutzen und risiko gegeneinander abwägen. aber in den nöchsten wochen wissen sie ja wie es dort weitergeht.

Frage von U. K., Basel: Kann man mit abgepackten Lebensmitteln und Wasser aus Flaschen das Risiko in den grünen Bereich senken? Ist der Aufenthalt im Freien von grösserem oder kleineren Einfluss?

21:41:51 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: ich denke v.a. dass die einnahme von radioaktovotät vermieden werden soll. etwas mehr hintergrundstrahlung (was ja zurzeit nicht zu erwarten ist)im freien sollte meiner persönlichen einschätzung nach kein grösseres problem darstellen, solange sie auf die nahrung schauen, wasser in flaschen ist also gut. daran denken dass kleine kinder alles in den mund nehmen, also dort halt aufpassen. sonst denke ich wäre das whs ok, solange sich die lage in japan insebsondere tokio nicht verschlimmert.

Frage von A. R., Schwyz: Mein 11 jähriger Sohn wurde schon 3 x am rechten Unterschenkel geröntgt, 1 x MRI am Knie und 3 x Rücken geröntgt, wobei 1 x ohne Lendenschurtz. Welche Schäden kann er davon tragen? Mache mir grosse Sorgen...

21:48:19 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: mit aller wahrscheinlichkeit keine. konventionelle röntgenaufnahmen am unterschenkel sind sehr gering in der dosis. beim rücken-röntgen sieht es etwas anders aus, aber immer noch nicht so, dass man deswegen ein messbar erhöhtes krebsrisiko eingehen würde. nach statistik bekommt ja jeder zweite mann in seinem leben einen krebs ... mit oder ohne röntgen. MR geht mit magnetfelder und verursacht keine röntgenstrahlung. Auch hier muss primär der nutzen gegen ein risiko abgewogen werden und ich gehe mal davon aus dass ihr sohn von den röntgenbildern einen hohen nutzen hat.

Frage von S. D., zürich: Guten Abend, ich habe eine osteonekrose des lateralen sesambeinchens im rechten Fuss und deshalb im letzten halben Jahr 2 szintigraphien, ein CT, ein mal geröntgt und etwa 3-4 MRIs gemacht. Wie schädlich ist das für den ganzen Körper und für die betroffene Zone? Liebe Grüsse

21:55:18 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: mr macht keine strahlenexposition sondern arbeitet mit magnetfeldern. skelettszintigraphien machen eine relativ geringe strahlenbelastung haben aber den nachteil, dass sie in allen knochen aufgenommen werden auch wenn man sich nur für den fuss interessiert...es ist aber absolut hervorragend um die vitalität des knochens zu beurteilen. iohne konventiponelles röntgen kommen sie nicht aus bei einer solchen erkrankung. ich schätze mal dass sie über die ganze zeit der kontrolle rund 5-8 mSv abbekommmen habe, was relativ wenig ist (eine einzelne Herzuntersuchung bis zu 20 mSv). der fuss ist weit weg von strahlenepfindlichen geweben im körperstamm und sie hatten ja fürs CT wahrscheinlich auch eine bleischürze an. es gilt immer dass der nutzen das mögliche risiko bei weitem übersteigen soll. sie haben mmit sicherheit kein messbar erhöhtes krebsrisiko

21:58:34 Chat-Moderator Franco Bassani: Das Interesse am Tema ist immens. Prof. von Schulthess ist als Chatexperte hinzugestossen und nimmt sich Ihrer Fragen an.

Frage von A. S., 9554 Tägerschen: Bin heute 65 Jahre alt früher gab es in Schuhläden Röntgengeräte wo man den Schuh hineinhielt und dann die Zehen auf dem Bildschirm sah.. bis ca 1965 war diese Dosis gefährlich..? wir Jungs hielten das für Intressant damals.

21:59:30 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Hatte das gleiche Problem. Die Extremitäten sind aber relativ strahlenunempfindlich, also kein Problem

Frage von S. G., Urtenen-Schönbühl: Guten Abend – ich gehe in 3 Wochen für 14 Tage auf die Philippinnen. Es könnte ja möglich sein, dass es eine Atomwolke aus Japan gibt, die dorthin weht. Da ich in der Nähe von Mühleberg wohne, haben wir Jodtabletten erhalten. Soll ichdiese mitnehmen?

22:00:34 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Ich denke, Sie können sie mitnehmen, aber nehmen Sie sie ja nicht ein, wenn nicht wirklich eine Gefahr besteht, denn Jod kann auch Probleme verursachen.

Frage von O. K., Marbach: l971 und 1972 wurde ich wegen Schiddrüsenüberfunktion mit radiaktivem Jod behandelt. Meine Frau musste jeweils während 5 Monaten einen Filter tragen welcher wöchentlich ausgetauscht wurde. Resultate bekamen wir keine. Frage: Vor 4 Jahren wurde bei mir ein Prostatakarzinom fesgestellt. In der Folge wurde die Prostata entfernt. Seither wurden 2 bösartige Melanom entfernt, 0,6mm und 2,7mm) Sind dies Nachfolgen der radioaktiven Behandlung 1971/72

22:03:01 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Ich kann dies nicht 100% sicher sagen. Melanome und Prostatakrebs sind häufige Tumoren und die Wahrscheinlichkeit, dass die Strahlung des Jods bei der Behandlung niedrig war, etwa so wie ein CT. Warum Ihre Frau einen Filter tragen musste, weiss ich nicht. Bei unseren Patienten ist das nicht so.

Frage von A. R., Bern: Guten Abend. Meine Frau und ich planen eine Reise nach Japan vom 18. April bis 10. Mai. Zuerst 10 Tage in Kyoto, dann 10 Tage in Tokyo. Wie ist es mit der Belastung durch kontaminierte Lebensmittel: klingt die relativ schnell ab oder hält die lange an (Monate, Jahre?)

22:04:53 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: jod klingt schnell ab (t1/2 8 Tage) aber das was in den pflanzen und pilzen etc sich ansammelt wird einerseit konzentriert, andererseits sind dort auch längerlebige nuklide drin, wie z.B. Caesium mit rund 30 Jahren. Die Japaner kontrollieren ja die nahrung, daher denke ich nicht dass ein risikio besteht, solnange sie sich nicht in einer gassenküche auf dem land verpfelegen. Vielleicht auf das Triunkwasser achten und Getränke in Flaschen trinken. checken sie die info auf der webpage des eda.

Frage von R. L., St. Gallen: Frage zur Strahlendosis. Wie Hoch ist die Bestrahlung bei einer Synthegraphie? Wie Hoch bei einer Herzkatheteruntersuchung? Wie Hoch beim Kontrastmittelröntgen. Infiltrationen mit Bildgebenden Kontrollen. Diese Untersuchungen habe ich mehrmals hinter mir.

22:06:00 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Bei einer Szintigraphie typischerweise 5-10 mSievert, Herzkatheter eher 10-20 mSv, beim CT 2-10 mSv. Infiltration: da hängt es von der Zeit ab, während der man durchleuchten musste, ca. 5 mSv. Diese Dosen sind unbedenklich.

Frage von P. S., Zürich: Ich habe seit mehreren Jahren nach Krebsoperationen CT Untersuchungen gemacht (1 mal jährlich). Dabei kamen unterschiedliche Geräte zum Einsatz, solche, bei denen ein Kontrastmittel gespritzt wurde, und solche, bei denen dies nicht erforderlich war. Auch mit Flüssigkeiteinnahme. Handelt es sich bei den Untersuchungen mit Kontrastmittel um solche mit radioaktiver Strahlung, wie im Film gezeigt, die man meiden sollte, oder ist das völlig ungefährlich, wenn es 1 mal jährlich gemacht wird?

22:08:59 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Achtung, Röntgen braucht Strahlen von aussen, Nuklearmedizin braucht Strahlen von innen. Die Strahlenbelastung ist vergleichbar. CT Untersuchung etwa Verdoppelung der natürlichen STrahlenbelastung

Frage von M. F., Unterentfelden: Guten Abend Herr Goerres. Wir hören ja jetzt in Verbindung mit den Ereignissen in Tokio viel über Grenzwerte, maximale Strahlendosis etc. Mich würde interessieren, ob und wieviel Strahlung der menschliche Organismus über eine bestimmte Zeit abzubauen vermag.

22:11:06 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: der mensch verträgt mehr als man so gemeinhin meint. wenn man kleinere strahlendosen immer wieder abbekommt, dann kann das zwar ein erhöhtes krebsrisiko verursachen (nach statistik) es gibt aber auch studien, die zeigen, dass dies durchaus einen positiven effekt auf den körper (stimulation des immunsystems) haben kann. Es gibt gegenden in der welt, wo menschen auf boden leben, der schon immer mehr radioaktivität abgegeben hat und dort sind die leute genau gleich gesund wie bei uns. es gibt also keinen sicheren grenzwert wo solche kleinen strahlendosen schädlich sind, solange der körper sich wieder regenerieren klann. erst ab einer geiwssen menge aufs mal kommt der körpoer nicht mehr nach mit den reparaturprozessen

Frage von J. K., Luzern: Ich bin in der 16. Schwangerschaftswoche. Wir verreisen über Ostern auf die Malediven. Besteht die Möglichkeit, dass wir irgendwie «über Winde» gefährdet sind? Wo finden wir allenfalls Informationen? Oder können wir bedenkenlos verreisen?

22:12:12 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: kaum. Sie werden sicher in den nächsten Wochen hören, wohin allfällige radioaktive Wolken ziehen. Wohl eher insgesamt Richtung Amerika

Frage von M. B., Richterswil: Sehr geehrter Herr Professor Erhöht sich das Risiko eines Patienten, der im konkreten Falle vor 4 Jahren an einem onkozytärem, follikulären Schilddrüsen CA erkrankte. Die damalige Therapie bestand in einer kompletten Thyrodidektomie und anschliessenden Radiojodtherapie. Nun besteht eine Japanreise (Tokyo) bevor. Raten Sie davon ab, oder sehen Sie kein Problem?

22:14:38 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Sie hatten die richtige Behandlung. Das minimal erhöhte Risiko war im Angesicht Ihres Tumors vernachlässigbar im Vergleich zur Gefahr des follikulären SD Ca. Japanreise: ich persönlich würde jetzt nicht unbedingt nach Tokio gehen, wenn ich nicht müsste. Ich denke 2-4 Wochen warten bis zum Entscheid, falls möglich, wäre sinnvoll.

Frage von m. f., dübendorf: Ich war 1997 im Tessin und ass ca 1kg cäsiumvereuchte Steinpilze. Kann dies noch heute einen Einfluss auf meine Gesundheit haben, da Cäsium meines Wissens eine Halbwertszeit von 30 Jahren hat?

22:17:40 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Tatsächlich könnten Sie noch immer Cäsium an Bord haben. Wenn Sie wissen wollen, ob Sie tatsächlich noch Cäsium an Bord haben, dann ev. eine Ganzkörpermessung am Paul Scherrer Institut machen lassen. Ich weiss nicht, was das kostet.

Frage von m. h., ascona: Guten Abend, ich hatte im Sommer 2008 eine Darmkrebs-Operation mit einer 8-monatigen Vorsorge-Chemioterapie. Nun muss ich alle Jahre ein Comp.Tac machen. Also ins Rohr rein. Wie schädlich wäre dies mit den Strahlen? Bis jetzt sind die Kontrollen immer tiptop. Wie lange müsste man diese Tacs machen? Bin übrigens 51.

22:19:12 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: für die CT Untersuchungen gibt es wahrscheinlich ein nachsorgeschema, das ihnen ihr arzt mitteilen kann. Vielleicht will man das jährlich so durchführen um im schlimmsten falle einen neuen tumor früh genug zu erkennen...man kann ja nie wissen. eine ct untersuchung hat wahrscheinlich rund 3-5 mSv dosis (je nach Protokoll mit Kontrastmittel oder mehr als eine durchblutungsphase etc.). Das risiko das sie durch diese strahlung – auch wenn sie jährlich stattfindet – ist gering, weil ihr körper genügend zeit hat sich davon in einem jahr zu erholen und ausserdem üersteigt der potentielle nutzen der Untersuchung bei weitem die potentiellen nachteile. wegen der strahlung würde ich mir also keine sorgen machen,

Frage von S. R., Wabern: Männlich, bin 59. hatte letzten Dezember 24 Fraktionen, um eine Dickdarm- Mestastase oberhalb dem Schambein zu zerstören. Blase nur noch zur Hälfte vorhanden. In der letzten Zeit leide ich unter einer Art von einer sehr starken Blasenentzündung (Sonnenbrand des Blasendeckels). Was kann ich gegen die Schmerzen unternehmen. Besten Dank für Ihre Antwort.

22:20:36 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Da müssen Sie mit dem Strahlentherapeut sprechen, der Sie behandelt hat. Er ist der Experte dafür

Frage von R. G., Zürich: Wenn man z.B. als Taxi-Fahrer einen Gast der aus Japan kommt und bereits Radioaktivität in sich hat transportieren muss, ist man da gefährdet?

22:21:51 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: nein, das halte ich für ausgeschlossen. Falls jemand so stark strahlen würde, dass man etwas von aussen misst, wird das im Flughafen von den Strahlendetektoren erfasst und whs dürfte er dann nicht fliegen (die gibt es wirklich – wir geben deshalb unseren Patienten nach der therapie einen beleg mit, damit sie beweisen können, dass sie keine terroristen sind, wenn sie über den zoll gehen wollen).

Frage von A. H., Luzern: Guten Abend. Ich habe schon 4 MRIs hinter mir 3 CTs und mindestens 10 röntgen hinter mir. Kann das schädlich sein?

22:23:42 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: MRI verursacht keine Strahlenbelastung. CTs und 10 Röntgen wurden ja wahrscheinlich aus gutem Grund gemacht und die Dosis ist unbedenklich. Wird ja wohl über Jahre stattgefunden haben.

Frage von Y. M., Sitten: Guten Abend ich hatte im 2002 mit 39 J. Brustkrebs; Behandlung: Sentinell, Szintigraphien, Scanner, MRI, Chemo-Radiotherapie-Chemo). 2006 wurde ein isolierter Hirntumor neben dem Kleinhirn erfolgreich entfernt. Behandlung: Radiotherapie des ganzen Kopfes und der befallenen Region, PET-Scan seither alljährlich Scanner/MRI zur Kontrolle. Wie lange kann man solche Kontrollen durchführen? Ab wann wird die Krebsgefahr durch angesammelte Radioaktivität grösser als das Risiko, nichts zu tun?

22:26:03 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Sie haben eine gefährliche Krankheit gehabt. Ich weiss nicht, ob man sie als geheilt betrachen kann, aber möglicherweise war der Hirntumor im Zusammenhang mit dem Brustkrebs. Das Strahlenrisiko durch die notwendigen Untersuchungen ist vernachlässigbar im Vergleich zu ihrer Grundkrankheit

Frage von D. P., Arlesheim: Ich bin heute einigen japanisch aussehenden Menschen hier in der Schweiz begegnet. Natürlich weiss ich nicht von wo diese Leute kommen. Falls diese Leute aus Japan, aus dem verstrahlten Gebiet sind und jetzt in die Schweiz eingereist sind, wäre dies für mich ein Problem, wäre ich jetzt auch verstrahlt, wenn ich diese Menschen gestreift hatte und an sie gestossen bin? Müsste ich meine Kleidung und Schuhe entsorgen und mich einer Untersuchung unterziehen?

22:28:15 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Strahlen sind nicht «ansteckend» und Japaner laufen sicher nicht in der Schweiz herum, wenn sie kontaminiert sind. Man kann davon ausgehen, dass signifikante Kontamination von Kleidung nur bei den Kraftwerksarbeitern auftritt. Diese werden aber nach der Arbeit lokal entsorgt.

Frage von F. K., 6105 Schachen moosrain 4: Guten Abend wenn ich jetzt nach Japan gehen würde Und ich Strahlen habe Ist es sicher das man stirbt An Krebs Oder könnte man überleben ohne das man dann Krebs hat

22:30:16 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: wenn sie jetzt nach japan fliegen werden sie allenfalls dann krank, wenn sie in das sperrgebiet um die reaktoren eindringen. sonst besteht keine gefahr, wenn sie sich so wie alle anderen japaner dort verhalten. Die hintergrundstrahlung z.B. in Tokio ist nicht relevant erhöht.

Frage von S. S., Trimbach: Wohnhaft innerhalb eines Strahlengebietes (10 km zu AKW Gösgen), bekam ich vor ein paar Jahren Jodtabletten. Als Jodallergikerin möchte ich Sie fragen, was für eine Alternative es zu diesen Tabletten gibt. Besten Dank für Ihre Antwort.

22:31:40 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Wichtig, dass Sie dann die Tabletten nicht nehmen. Man Kalium-Perchlorat nehmen. Markenname: Irenat. Das können Sie in der Apotheke kaufen.

Frage von r. l., bern: Konkret hätte ich gerne gewusst ob nach dem 3.Mal weiterhin mit Medis behandelt werden soll. oder die Radio Jod Therapie. Eine operation schliesse ich aus. Herzlichen Dank

22:33:51 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Medis sind keine langfristige Alternative. Sie brauchen eine definitive Therapie und wenn Sie mit Jod angefangen haben, würde ich damit weitermachen. Es ist selten, dass man so häufig behandeln muss. Waren die vorgehenden Jodbehandlungen ambulant? Falls ja, dann würde ich zwingend eine stationäre Radiojodtherapie anordnen

Frage von D. P., Arlesheim: Ich habe im Fernsehen eine Sendung gesehen, wo die Leute ein Kleidungsstück mit Radioaktivität versehen haben und später mit einer Schere dieses Kleid aufgeschnitten haben. Anschliessend haben diese Leute die Schere mit einem Gerät gemessen und Radioaktivität festgestellt. Wie kann das sein und bin ich dann auch gefährtet, wenn ich an jemand stosse, der von Japan kommt und radioaktiv verstrahlt ist? Sind wir in der Schweiz auch gefährtet? Sind Jod-Tabletten aus der Apotheke empfehlenswert?

22:35:11 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Ein Japaner, der eine Oberflächenkontamination hat, die Sie bekommen könnte, dürfte nicht in die Schweiz einreisen, denn die Strahlung würde bei der Einreise festgestellt. Absolut keine Gefahr.

Frage von M. T., 6300 Zug: 1965, ich war 28 J. bekam ich Radiojod am UniSpital Zürich wegen Hyperthyreose. Nachher hatte ich praktisch keine Schilddrüse mehr und nehme täglich Eltroxin. Jetzt bald 74, bin ich oft sehr schnell erschöpft. – Wie ist es mit der Langzeitwirkung von Radiojod in meinem Körper?

22:38:50 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: das jod das sie damals bekamen ist natürlich schon längst abgebaut. Langzeitschäden durch eine radiojodtherapie sind für eine Therapie wie sie sie bekommen haben praktisch ausgeschlossen. dazu gibt es gute langzeitstudien. nur patienten, die für einen schilddrüsenkrebs mit sehr hohen dosen und mehrer male therapiert wurde (mindestens 100 mal mehr als dass was man ihnen damals gab) könnten einen langzeitschaden bekommen. Wenn sie schnell erschöpft sind liegt es also mit aller wahrscheinlichkeit an etwas anderem (Herz? Lunge?...) vielleicht stimmt ihre Eltroxindosis nicht mehr für ihr aktuelle stoffwechselsituation? Hier kann ich nicht weiterhelfen und muss sie bitten ihre arzt zu fragen.

Frage von M. I., Zürich: In Tokio wurde radioaktives jod im Trinkwasser gemessen. Ist man gefährdet, wenn man mit Leitungswasser duscht? Kann man das radioaktive Jod auch über die Schleimhäute aufnehmen (Mundhöhle, Genitalbereich) und wie gefährlich ist das Leitungswasser im täglichen gebrauch (verstrahltes Wasser in der Waschmaschine, Wäsche, die man auf der Haut trägt, oder im Geschirrspühler, auf dem Geschirr, etc)? Vielen Dank

22:41:40 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Wenig, allerdings kann man über die Mundschleimhaut natürlich Jod auch aufnehmen. Jod im Waschwasser wird ausgewaschen, wie eben die Seife ausgewaschen wird.

Frage von H. A., 6043 Adligenswil: Als bald 70-Jähriger bin ich, verteilt auf ca. 40 Jahre, über 50 mal geröngt worden. Besteht eine erhöhte Gefahr einer Krebserkrankung? Kann ich provilaktisch heute das Risiko mildern?

22:44:57 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Risikominderung nicht möglich. Die gelegentliche Belastung durch Strahlung ist viel weniger problematisch, als wenn alle Strahlung auf einmal auftritt. Keine Bedenken

Frage von S. B., Nassen: Ich, 19, bin zur Zeit in einer Strahlentherapie bis Mitte April. Wie lange wirken die Strahlen nachträglich in meinem Körper? Muss ich mit langfristigen Schäden rechnen? Ich werde in Oberschenkel bestrahlt.

22:47:15 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Ich gehe davon aus, dass Sie bestrahlt werden, weil sie eine ernste Erkrankung haben. Die angewandten Strahlen bleiben nicht «stecken». Folgeschäden könnten allenfalls auftreten. Sie sollten Ihren behandelnden Arzt diesbezüglich befragen

Frage von L. K., Lütisburg: Werden die Leute in Japan untersucht, bevor sie aus das Land verlassen?

22:49:45 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Wahrscheinlich nicht, denn höchstens Leute in der Nähe von Fukushima könnten allenfalls eine leicht erhöhte Anreicherung von Radioisotopen in sich haben.

Frage von j. f., Teufen: Die Krankengeschichte habe ich schon, da ich diese damals für's Militär brauchte. Aber als Laie kann ich mit dem Geschriebenen nicht viel anfangen, versteht sich. Wer würde mir denn dabei helfen?

22:50:25 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: schwierig abzuschätzen – nachträglich eine dosis zu rekonstruieren ist kaum möglich. Ihr hausarzt kann ihnen aber sicher sagen ob es sich um eine hohe dosis oder um eine übliche dosis für diagnostische untersuchungen handelte. Vielleicht hat er einen direkten ansprechpartner der radiologe ist, der ihnen dann einen Kommentar dazu geben kann. Meines wissens gibt es dafür kein offiziell stelle, die solche fragen bearbeiten würde. Allenfalls könnten sie im entsprechenden Krankenhaus wo die Untersuchungen gemacht wurden nachfragen, die müssten das wohl beantworten können (und auch müssen).

Frage von S. D., Winterthur: Ich bin 69/w und hatte vor 20 Jahren Brustkrebs mit Bestrahlung. Dann versch. Skelettszintis und auch Mammographien. Ich sollte nun noch ein CT machen. Sind somit die kummulierten Strahlen sehr hoch?

22:54:13 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Die Strahlendosis von der Bestrahlung war am höchsten. Ihre kumulierte Strahlendosis ist moderat. Ein CT soll man nur machen, wenn man sich damit Antwort auf eine Frage erhofft. Was ist die Fragestellung, die mit dem CT beantwortet werden soll.

Frage von D. P., Arlesheim: Sind wir in der Schweiz gefährtet?

22:55:10 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: nein.

Frage von M. R., Niederried bei Kallnach: Guten Abend. Sie haben vorhin geantwortet, dass die Winde die Radioaktivität eher nach Amerika und nicht auf die Malediven treiben. Wir wollen mit unserem jetzt 19 monatigen Sohn Anfang Mai erst nach Texas, dann nach Miami und am Schluss noch 2 Wochen nach St. Lucia. Besteht da eine erhöhte Gefahr? Wo muss ich auf der eda-Seite suchen? Besten Dank für Ihre Antwort!

22:57:26 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: sorry die eda seite müsste ich auch zuerst durchkämmen. Vielleicht wissen die reisebüros ja mehr darüber als ich. Ich schätze die situation als unbedenlklich ein. Mit einem Kleinkind sollten sie allenfalls etwas vorsichtig sein mit Milchprodukten. Ich bin aber überzeugt, dass es genügt sich vor Ort direkt zu informieren, die amerikaner wollen sich ja auch nicht kontaminieren.

Frage von M. W., Zizers: Nach wievielen CT-Körperchecks z.B. während vier Jahren wird es für Patienten gefährlich?

22:58:49 Antwort von Prof. Gerhard Goerres: das kann ich ihnen nicht sagen. Üblicherweise werden CTs nicht als checks beim gesunden durchgeführt, sondern mit Grund, sodass der Nutzen das Risiko bei weitem übersteigt. Also im Zweifel mit ihrem Hausarzt besprechen.

Frage von k. b., bern: guten abend ich habe eine uhr welche sogenannte traser-licht verwendet diese uhren enthalten kleine glaskappillaren welche mit leuchtfarbe und tritium gefüllt sind besteht hier eine gefahre beim tragen einer solchen uhr?

23:01:17 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: nein, denn die Glaskappilaren schirmen die Radioaktivität ab und das Leuchten ist eine Sekundärstrahung, die eben Licht ist und ungefährlich

Frage von S. D., Winterthur: Ich sollte ein CT machen, da das AFP 46 ist und man mit Ultraschall nichts gefunden hat. Dies eben nach Bestrahlung, Szintigramme, Mammographien und auch Röntgen.

23:02:30 Antwort von Prof. Gustav von Schulthess: Ich sehe natürlich Ihre Krankengeschichte nicht und weiss nicht genau, was das Thema ist. Allenfalls ist in Ihrer Situation die beste Methode ein PET/CT.

23:02:42 Chat-Moderator Franco Bassani: Der Puls-Chat zum Thema Radioaktivität ist beendet – Prof. Gerhard Goerres und Prof. Gustav von Schulthess bedanken sich für die spannenden Fragen!

 

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