Cannabis gegen Migräne, Schmerzen, Schlafprobleme, Asthma und Keuchhusten - bis hin zum Hühnerauge: Gegen all dies wuchs ein Kraut, das zahlreich über die Apotheken-Theke ging. Doch 1951 war Schluss damit. Cannabis wurde wegen der berauschenden Substanz Tetrahydrocannabinol (THC) verboten – bis heute.
Einzig als Industriehanf darf Cannabis angepflanzt werden. Sein THC-Anteil beträgt weniger als ein Prozent des natürlicherweise in Cannabis-Pflanzen vorkommenden THC-Gehalts.
Medizinische Wirkung
So tief dosiert ist Hanf für Kiffer nicht mehr interessant – für Mediziner allerdings ebenso wenig. Die Pflanze ist so um ihren Hauptwirkstoff gebracht, dessen schmerzstillende und entspannende Eigenschaften erwiesenermassen Patienten helfen, deren Erkrankung mit Muskelkrämpfen einhergeht – beispielsweise über 10'000 MS-Patienten. Hinzu kommen Krebs- und HIV-Patienten, die durch ihre Behandlungen an Appetitlosigkeit und Übelkeit leiden.
Gesellschaftspolitische Diskussion
Für Mediziner steht der Nutzen ausser Frage, doch Cannabis als Medikament wird gesellschaftlich sehr kritisch betrachtet. Gegner befürchten eine sich liberalisierende Haltung gegenüber Hanf. Nicht zuletzt deshalb ist die Abgabe von Cannabis als Medizin sehr strikt und setzt eine ganze Reihe von Ausnahme-Bewilligungen voraus.
Wenn ein Arzt heute Cannabis als Medikament verschreibt, braucht der Patient eine spezielle Genehmigung, daneben der Apotheker, von dem er die Arznei beziehen wird, der Chemiker, der sie individuell herstellt – und nicht zuletzt der Hanfbauer.
Dieses umständliche Prozedere hält viele ab davon, Hanf therapeutisch einzusetzen. Dementsprechend erhält nur eine sehr kleine Zahl Patienten in der Schweiz Cannabis. Beim Alternativmedikament Dronabinol (synthetisch nachgebautes THC) ist der Weg etwas einfacher. Dementsprechend liegt die Patientenzahl bei einigen Hundert.