Nachdem Nemo den Eurovision Song Contest gewonnen hat, ist nun klar, dass Basel «Host City» sein wird. ESC-Chef Reto Peritz beleuchtet die Herausforderungen und Besonderheiten der Organisation des ESC.
SRF: Jetzt ist klar, wo der ESC stattfindet. Woran arbeiten Sie momentan konkret?
Reto Peritz: Die Energie der letzten Wochen hat sich voll und ganz in die Auswahl der «Host City» und den Aufbau unserer Projektorganisation konzentriert. Jetzt ist der Moment gekommen, um den kreativen Prozess zu starten. Welche Geschichte erzählen wir einem internationalen Publikum, in der sich auch die Schweizer Bevölkerung wiedererkennt? Ist es die Innovationskraft unseres Landes, die kulturelle Vielfalt?
In den kommenden Wochen und Monaten wird sich diese Vision von einem Show-Konzept immer weiter konkretisieren – bis hin zu den entscheidenden Fragen des Bühnen-Designs, der Einspielfilme, des Openings und der Moderation.
Was heisst dieser Event konkret für Basel – welche Vor- aber auch Nachteile bringt er mit sich?
Ein grosser Vorteil des ESC ist die enorme Wertschöpfung, die der Stadt und der Region zugutekommt. So erzielte der ESC 2018 in Lissabon für die Stadt eine grössere nachhaltige Wertschöpfung als die Fussball-Europameisterschaft 2004 in Portugal oder die Expo 1998 in Lissabon.
Natürlich bringt ein Event dieser Grössenordnung auch Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf Sicherheit und Cybersecurity. Doch diese betreffen nicht nur den ESC, sondern alle grossen Veranstaltungen. Umso wichtiger ist eine präzise und gründliche Vorbereitung, um sicherzustellen, dass die Veranstaltung für alle Beteiligten sicher und reibungslos abläuft.
Für den ESC 2024 reisten fast 100’000 Menschen nach Malmö. Welche besonderen Massnahmen ergreifen sie, um die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit des ESC in Basel sicherzustellen?
Überall, wo wir Einfluss haben, setzen wir alles daran, den ESC so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Die Stadt Basel unterstützt uns dabei mit einem umfassenden Nachhaltigkeitskonzept.
Wir wollen zeigen, dass der ESC in Basel durch seine Fokussierung auf Qualität statt Quantität noch stärker strahlen kann.
Denn grösser ist nicht immer besser – und die etwas kompaktere Halle in Basel wird eindrucksvoll zeigen, dass man den Event auch in einem massgeschneiderten Rahmen gestalten kann, ohne dabei an Attraktivität zu verlieren.
Sie sind schon seit einigen Jahren in der Schweizer Delegation des ESC. Welche Momente oder Ereignisse in der Vergangenheit haben Sie besonders inspiriert?
Was mich beim ESC besonders inspiriert hat, ist die transformative Kraft dieser Plattform für Künstler und Künstlerinnen. Es ist unglaublich toll zu sehen, wie Schweizer Acts den ESC nutzen, um ihre Karriere auf ein neues Level zu heben und nachhaltigen Erfolg zu erzielen.
Die Künstler und Künstlerinnen unterstützen sich gegenseitig, auch wenn am Ende nur ein Act gewinnen kann.
Doch was mich besonders fasziniert, ist der Gemeinschaftssinn, der trotz des Wettbewerbs im Mittelpunkt steht. Die Künstler und Künstlerinnen unterstützen und motivieren sich gegenseitig, sie wachsen zusammen und erleben den ESC als ein Miteinander, auch wenn am Ende nur ein Act gewinnen kann.
Die Schweiz und Schweden – vor allem «Swedish» und «Swiss» – werden oft vertauscht. Erhoffen Sie sich, dass das mit dem ESC 2025 endlich geklärt wird?
Ach, das Verwechseln von «Swedish» und «Swiss» ist fast schon ein Klassiker! Wer weiss, vielleicht lassen wir nach dem ESC 2025 einfach beide Nationen ein für alle Mal gegeneinander antreten – im Jodeln und ABBA-Singen und verwirren so englischsprechende Menschen komplett.
Das Gespräch führte Larissa Sterchi. Die Fragen wurden schriftlich beantwortet.