Hoch in den Walliser Bergen liegen die Gender, ein Alpteil im Gredetschtal. Nicht weit entfernt sind die vier Mitglieder des Schwyzerörgeliquartetts «Genderbüebu» aufgewachsen: Simon und Kilian Schnydrig, Raban Pfammatter und Marco Gurten.
Seit zwanzig Jahren machen sie gemeinsam Musik – doch erst in jüngerer Zeit revolutionieren sie die Szene. Was einst in den Dorfbeizen gespielt wurde, bringen sie heute auf grosse Bühnen und Open-Air-Festivals. Ihre letzte Tour «Geit de scho» war ausverkauft, und mit ihrem Album «Dankbarkeit» erreichten sie Platz 10 in der Jahres-Hitparade.
2024 öffneten sich sogar die Swiss Music Awards erstmals der Ländlermusik. Sowohl die Genderbüebu als auch das Ländlertrio Rusch-Büeblä wurden nominiert – letztere gewannen in der Kategorie «Breaking Act».
Auf der Alp zu Hause
Trotz des Erfolgs bleibt für die vier Walliser im Alltag alles beim Alten. «Wir sind keine Stars», sagt Simon bescheiden. Der Ausgleich auf der Alp ist ihnen wichtig.
Kilian Schnydrig symbolisiert diese Bodenständigkeit perfekt: Nach Konzerten checkt er via Handy-Webcam die Schafe im Stall. «Ich freue mich schon, morgen wieder bei den Lämmern zu sein», erzählt er lächelnd. Raban beschreibt die Alp als seinen «Kraftort», wo er Energie tankt, die er später auf der Bühne ans Publikum zurückgibt.
«Wir haben immer ein Gaudi», ergänzt Marco. Diese Freude, miteinander zu musizieren, überträgt sich auf die Zuschauer. «Sie spiegeln das Wallis wider», meint ein Fan.
Ein Mix, der ankommt
Die Genderbüebu spielen nicht nur traditionelle Volksmusik, sondern interpretieren auch Schlager- und Pop-Hits in der typischen Schwyzerörgeliquartett-Besetzung. Was sie musikalisch machen, ist nicht neu: Formationen wie etwa Iten-Grab haben schon früher einfache Melodien und Texte gesungen, die Genderbüebu knüpfen daran an.
«Die Stimmung steht bei ihren Auftritten im Zentrum, nicht die musikalische Perfektion», erklärt Christian Wyss, Volksmusik-Redaktor. Ihre Mischung aus Tradition und Moderne kommt an – und die wenigen, exklusiven Live-Auftritte, die sie machen, tragen zum Hype bei.
Die nächste Generation zieht mit
Die Genderbüebu setzen sich dafür ein, dass die Ländler- und Volksmusik eine Zukunft hat. Bei jedem Konzert holen sie Nachwuchsgruppen auf die Bühne. «Wir wollen sie mitziehen», sagt Simon Schnydrig. Für Volksmusiker wie die Rusch-Büeblä, die 2024 einen SMA gewonnen haben, ist das eine grosse Chance. «Es passiert gerade viel in der Ländlermusikszene, und wir sind stolz, dass die Genderbüebu den Jungen Platz machen», so das Trio.
Blick in die Zukunft 2025 nehmen die Genderbüebu keine neuen Konzertanfragen mehr an – ihr Kalender ist bereits voll. Dennoch träumt Kilian davon, wieder einmal in einer Dorfbeiz zu spielen: «Da kannst du jedem im Publikum in die Augen schauen.»