Monika Nauer ist eine aufgestellte Bäuerin, Mutter von drei Kindern und schon seit 22 Jahren mit Dominik zusammen.
Mit ihrer Familie lebt sie auf dem Rossberg in Schindellegi: idyllisch gelegen, mit Blick auf den Zürichsee. Ein Ort, an dem man gerne alt werden möchte – auch die Tiere dürfen das hier. «Auf dem Hof haben alle Tiere ein Recht auf ein langes Leben», betont Dominik.
Doch als er im Frühjahr 2023 von einer vermeintlichen Grippe heimgesucht wurde, sollte sich das Leben der Familie schlagartig verändern.
Ein heftiger Schicksalsschlag
«Als Dominik Grippesymptome bekam, dachte ich mir nichts Grosses dabei», erzählt Monika Nauer rückblickend. Doch die Stimmung kippte in der Nacht auf den 1. April. «Ich musste aufs WC und konnte es nicht finden – ich war komplett orientierungslos», erinnert sich Dominik.
Am Tag darauf brachte ihn seine Tochter Nina, die damals gerade in der Abschlussphase ihrer Ausbildung als Fachfrau Gesundheit war, zum Hausarzt. Die 20-Jährige bekam vom Hausarzt die Anweisung, ihn direkt in den Notfall des Unispitals Zürich zu fahren. Während der Fahrt merkte Dominik, dass er eine Seite seines Gesichtes nicht mehr spürt und nur verschwommen sehen kann.
Was als vermeintliche Grippe begann, entpuppte sich als eine schwere Entzündung im Gehirn. Die Ärzte und Ärztinnen am Unispital Zürich konnten der Familie aber nicht sagen, welches Virus der Landwirt hatte.
Der Hof muss weiterlaufen
Die Ungewissheit über Dominik Nauers Zustand und die Hilflosigkeit, die damit einherging, setzte der Familie schwer zu. «Der Arzt sagte mir, es sehe schlecht aus. Sein Immunsystem kämpft gegen seinen Körper», erzählt Monika. «Als ich dann mit den Jungs ins Krankenhaus ging und sah, wie er uns mit den Händen ertasten musste und ins Leere starrte, war das ein Schock für uns alle.» Dominik konnte zehn Tage lang nichts sehen.
Trotz der Krise musste das Leben auf dem Bauernhof weitergehen. «Mein Tag war: Stall, Spital, Stall», erinnert sich die Landfrau.
Jeden Morgen um 5:15 Uhr ging die Bäuerin mit ihrem Schwiegervater in den Stall, «wir mussten während der Arbeit oft weinen, es war eine schreckliche Zeit». Monika Nauer reagierte schnell auf die Krise: Sie organisierte, dass ihr Mann rund um die Uhr Besuch bekam, denn sie wusste, dass er gerne Menschen um sich hat.
Nach zehn Tagen, an Monikas Geburtstag, konnte Dominik wieder ein bisschen besser sehen und erkannte die Silhouette seiner Frau auf dem Gang im Unispital. «Das war wie eine Erlösung», erinnert sich Monika. «Sein Zustand verbesserte sich endlich!»
Ihr Mann verbrachte schlussendlich drei Wochen im Unispital Zürich und einen Monat in der Reha – sehen kann er heute wieder wie früher. «Wir wissen bis heute nicht, was das für ein Virus war», erklärt der 42-Jährige.
Ein neues Bewusstsein
Diese Ungewissheit begleitet die Familie noch heute, denn die Ärzte und Ärztinnen warnten, dass der Virus jederzeit zurückkehren könnte. «Ich bin ängstlicher geworden», gesteht Dominik. Er gehe nun schneller zum Arzt, wenn er krank werde.
Vor dem Virus hätte er jede Anfrage für Bauprojekte angenommen, jetzt mache er nur noch das, was er wirklich wolle: «Ich habe nicht dieselbe Energie wie früher.»
Die Familie habe gelernt, bewusster zu leben und die kleinen Momente des Glücks zu schätzen. «Wir können nicht jeden Tag daran denken, dass es wieder passieren könnte», sagt Monika Nauer. «Wir schätzen einfach das, was wir haben», fügt ihr Mann hinzu.