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Die ehrlichste Show des Landes
Aus Wie tickt die Schweiz? vom 26.10.2024.
Bild: SRF/Gian Vaitl abspielen. Laufzeit 1 Minute 50 Sekunden.

SRF-Umfrage Psychologin: «Mich überrascht, dass sich so viele schön finden»

In der neuen Fernsehsendung «Wie tickt die Schweiz?» müssen 100 Menschen verschiedene Fragen ehrlich beantworten. Im Anschluss an die Sendung wurde dieselbe Umfrage online auf srf.ch durchgeführt. Obwohl diese nicht repräsentativ ist, liefert sie spannende Einblicke in unsere Gesellschaft. Psychologin Sereina Venzin bewertet die Resultate.

Sereina Venzin

M.Sc. Psychologie & Eidg. anerkannte Psychotherapeutin

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Die Bündner Psychologin und Psychotherapeutin hat ihre eigene Praxis in Chur. Durch ihre langjährige Erfahrung als Journalistin tritt sie öfters in den Medien auf, um «komplexe Inhalte adressatengerecht zu vermitteln», wie sie selbst auf ihrer Website schreibt.

1. Fast 50 Prozent haben schon mal in den Badezimmerschrank von jemand anderem geschaut

Den Badezimmerschrank oder Spiegelschrank im Bad könnte man als privat betrachten, doch die Hälfte der Teilnehmenden dringt in diese Privatsphäre ein – wenn sie unbeobachtet sind. Diese Menschen sind besonders neugierig und betreiben psychologisch gesehen eine Art «Sensation-Seeking». Sie wissen, dass sie es nicht tun sollten, machen es aber dennoch, da ihre Neugier geweckt wird und sie nach einem Kick suchen.

Hinzu kommt in diesem Fall, dass die soziale Kontrolle fehlt. Dies kann neugierige Menschen dazu verleiten, die Privat- oder sogar Intimsphäre zu überschreiten.

«Wie tickt die Schweiz?» auf Play SRF

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Legende: SRF/Gian Vaitl

Die zweite Folge der neuen SRF-Sendung «Wie tickt die Schweiz?» ist auf Play SRF zu finden.

Neben den 100 Menschen sind auch drei prominente Zweierteams im Studio. Im Team «Show» spielen Christa Rigozzi und Sven Ivanić. Das Team «Sport» besteht aus Bernhard Russi und Angelica Moser. Und das Team «News» vertreten Michael Rauchenstein und Wasiliki Goutziomitros. Auch sie geben Einblick in ihren Alltag und beantworten einige der Fragen.

2. «Ich sage lieber nichts»

Man kennt es: Ständig gibt es Menschen in öffentlichen Räumen, die sich nicht ganz an die Regeln halten. Zwar tut es niemandem explizit weh, wenn aber jemand im ÖV die Füsse auf dem Sitz hat, ist es trotzdem nervig.

71 Prozent der Befragten machen jedoch nichts dagegen. Diese Menschen haben bei den sogenannten «Big Five»-Persönlichkeitseigenschaften höhere Werte in Verträglichkeit: Sie sind nett und harmoniebedürftig und denken sich: «Ich sage lieber nichts.»

Die «Big Five»

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Die menschliche Persönlichkeit zu messen, ist nie vollständig möglich. Am breitesten abgestützt ist in der psychologischen Forschung das seit Langem existierende Modell der «Big Five», im englischen Sprachraum auch als OCEAN-Modell bekannt. Gemeint sind damit fünf persönliche Eigenschaften, die vermutlich alle Menschen in jeweils unterschiedlicher Ausprägung haben:

    • Offenheit: Wie aufgeschlossen bin ich für neue Erfahrungen und Ideen?
    • Gewissenhaftigkeit: Wie zuverlässig, ordentlich und diszipliniert bin ich?
    • Extraversion: Wie gesellig, begeisterungsfähig, bin ich und stehe ich gerne im Mittelpunkt?
    • Verträglichkeit: Wie rücksichtsvoll, harmoniebetont und empathiefähig bin ich?
    • Emotionale Stabilität: wie ängstlich, persönlich verletzlich bin ich und wie schnell bin ich gestresst?

    Mit den Big Five lässt sich ein grosser Teil der Persönlichkeit untersuchen – doch wichtige Eigenschaften wie Intelligenz oder Humor bleiben unberücksichtigt.

Die 29 Prozent der Befragten, die reagieren, wenn sie etwas stört, haben eine geringere Ausprägung dieser Eigenschaft. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und kümmern sich weniger um die Meinung der anderen Fahrgäste – sie können besser für ihre Interessen einstehen.

3. Der Optimismus-Bias: Fluch oder Segen?

Es sind zwar nur 15 Prozent der Befragten, die regelmässig Rubbellose kaufen oder Lotto spielen. Bei ihnen kann man klar sagen: Sie überschätzen die Wahrscheinlichkeit, dass sie Glück haben. Das ist der «Optimismus-Bias».

Dieses Phänomen beinhaltet auch die Annahme, dass man weniger Pech als andere haben wird. Diese Wahrnehmung kann durchaus auch positiv sein und wird nicht nur von Lotto-Spielenden erlebt.

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Sereina Venzin: «Das ist ein menschlicher Denkfehler.»
Aus Wie tickt die Schweiz? vom 26.10.2024.
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Der «Optimismus-Bias» ist wichtig für die Motivation – ohne Hoffnung auf Erfolg würden viele Vorhaben erst gar nicht angegangen.

4. Spieglein, Spieglein an der Wand ...

Als Psychotherapeutin habe ich oft mit Menschen zu tun, die ein negatives Selbstbild haben. Mich überrascht, dass sich so viele Teilnehmende schön finden, zumal wir Menschen dazu tendieren, uns auf Mängel zu konzentrieren, auch auf die vermeintlich optischen. Einen guten Bezug zu sich und seinem Äusseren zu haben, hat einen positiven Impact auf die psychische Gesundheit.

Ob tatsächlich mehr als 60 Prozent der Befragten dem Schönheitsideal entsprechen, ist unklar. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Mehrheit der Teilnehmenden sich mit ihrem Aussehen arrangiert haben und zufrieden ist.

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Coraline: «Ich finde meine Augen schön.»
Aus Wie tickt die Schweiz? vom 26.10.2024.
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Um einem negativen Selbstbild entgegenzuwirken, kann eine Spiegelexposition hilfreich sein. Diese lässt sich einfach in den Alltag integrieren. Wenn man morgens und abends vor dem Spiegel steht, nimmt man sich eine Minute Zeit, sich anzuschauen. Wer sich zu Beginn auf die vermeintlichen Mängel konzentriert, konzentriert sich danach bewusst mindestens so lange auf etwas, das ihm oder ihr gefällt. Dadurch wird das Negative relativiert und mit der Zeit freundet man sich immer mehr mit dem Spiegelbild an.

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Sereina Venzin: «Schönheit liegt im Auge des Betrachters»
Aus Wie tickt die Schweiz? vom 26.10.2024.
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SRF 1, Wie tickt die Schweiz?, 26.10.2024, 20:10 Uhr ; 

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