Ein «Ick» beschreibt Dinge an oder Verhaltensweisen von unserem Gegenüber, die aus unerfindlichen Gründen abstossen – meistens im romantischen Kontext. Er oder sie schneidet zum Beispiel sein Essen komisch, betont ein Wort speziell oder freut sich ein bisschen zu uncool auf das nächste Date. Das Internet ist voll mit Beispielen, in denen User ihre «Icks» aufzählen.
Das heisst so viel wie: Man findet das Gegenüber toll, bis es diese eine Sache macht – die uns plötzlich total abstösst. Oder eben den «Ick» auslöst. Psychologin Stephanie Karrer erklärt, weshalb sie «Icks» problematisch findet.
Wo liegt das Problem?
Der Trend suggeriert, dass es absolut normal und sogar lustig ist, «Icks» zu haben. Und: dass auf jeden Fall unser Gegenüber das Problem ist und nicht wir selber. Doch das stimmt so leider nicht.
Einen Menschen gut zu finden und dann von einer kleinen Belanglosigkeit so abgestossen zu werden, dass man sie oder ihn im schlimmsten Fall nicht wiedersehen möchte, ist psychologisch gesehen nicht problemlos.
Was steckt hinter einem «Ick»?
A) Man sucht unterbewusst Ausreden dafür, wieso die Beziehung nicht funktionieren wird. So baut man einen Schutzmechanismus auf, der wahrscheinlich auf persönlichen Ängsten beruht.
Oder: B) Man neigt zu Idealisierungen: Das Gegenüber wird im Kopf erst komplett überhöht und die nicht perfekte Realität (das ist sie bedauerlicherweise immer) enttäuscht einen dann. Es kann sein, dass man nie gelernt hat, wie man mit «Unperfektheiten» umgeht und dann lieber den Kontakt abbricht anstatt den «Ick» zu hinterfragen.
Es geht also eher weniger darum, dass es «gar nicht geht», wenn jemand lustige Handbewegungen beim Tanzen macht, zu viele Emojis schickt oder einfach die falschen Schuhe trägt. Sondern darum, dass man gar nicht so richtig bereit ist, eine vertiefte Beziehung einzugehen. Steile These: Sonst wären diese Sachen relativ egal.
Hinweis: «Icks» sind in diesem Kontext nicht rassistische, sexistische, ableistische oder diskriminierende Sprüche oder Taten.
Was nun?
Taucht das nächste Mal ein «Ick» auf, wäre es an der Zeit, statt eine Person abzuwerten, den «Ick» zuerst wahrzunehmen und sich zu fragen: «Was sagt mir dieses Gefühl?» Oder: «Weshalb stresst mich diese eine Sache so fest?»
Danach kann man sich immer noch in Ruhe überlegen, wie man weiter vorgehen will. Vielleicht schafft man es ja, diesen «Ick» einfach auszuhalten – und schaut mal, wo man ankommt? Es kann nämlich gut sein, dass man den «Ick» in zwei Wochen schon wieder vergessen hat.
Oder man merkt, dass ein «Ick» unwohle Gefühle auslöst, die man in einer Beziehung nicht will – das ist natürlich völlig legitim. Aber in jedem Fall lohnt es sich, diese Igitt-Momente zu reflektieren.